Das Schulwesen der Siebenbürger Sachsen einzigartig dargestellt
12.11.09
Thematische Ausstellung des Schulmuseums Nürnberg in Kronstadt eröffnet
Als die erste große gemeinsame Aktion bezeichnete Roxana Florescu, Leiterin des Deutschen Kulturzentrums in Kronstadt, die Organisierung der Ausstellung „Die Schulen der Siebenbürger Sachsen“ in den Räumen dieser Institution, in Gemeinschaftsarbeit mit dem Demokratischen Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt (DFDKK) - eine Dokumentation die von dem Schulmuseum Nürnberg zur Verfügung gestellt wurde und vorher auch in Hermannstadt zu sehen war. Und viel Arbeit – Transport und Montage der rund 60 Ausstellungstafeln, Beschaffen von weiteren Vitrinen, Versicherungsprobleme - gab es um die Ausstellung vor Ort bieten zu können, wie DFDKK-Vorsitzender Wolfgang Wittstock einleitend betonte. Dabei übermittelte er auch die Grüße an die Teilnehmer bei der Vernissage seitens von Michael Schneider der das Konzept der Ausstellung im Auftrag des Schulmuseums Nürnberg zusammenstellte. Schneider äußerte auch die Hoffnung, dass die Ausstellung auf großes Interesse in der Stadt des Reformators und Humanisten Johannes Honterus stoßen wird. Und das wird mit Sicherheit in der Zeitspanne 3. - 17. November geschehen, in der die Ausstellung da besichtigt werden kann. Lehrkräfte haben schon bei der Vernissage ihr Interesse bekundet, mit Schülern ihrer Klassen diese zu besichtigen. Die Medien berichteten ausführlich darüber, so dass diese zum kulturellen Anziehungspunkt in der Stadt wurde. Zu den Mitarbeitern von Michael Schneider bei dem Zustandekommen dieser Ausstellung zählen Hansgeorg von Killyen, Werner Kuchar und Ortwin Götz. Wolfgang Wittstock richtete somit seinen Dank an die Initiatoren der Ausstellung, an das Deutsche Kulturzentrum als Gastgeber, an die freiwilligen Helfer Richard Sterner, Geschäftsführer des Forums, Horst Schuller aus Zeiden, an den österreichischen Praktikanten beim Forum, Jakob Kramer. Außer den Schautafeln wurde die Ausstellung vor Ort ergänzt mit Exponaten wie Schulbücher, Zeugnisse, Schulmütze, Diplome u.a. in drei Schaukästen die das Gedenkmuseum Casa Muresenilor zu Verfügung stellte, sowie aus den Sammlungen Bertleff, Drotleff, Wittstock.
Einleitend zur Ausstellung werden die Besucher aufgeklärt über „Wer sind die Siebenbürger Sachsen?“ um anschließend einige der bekanntesten Persönlichkeiten des sächsischen Bildungswesens wie Johannes Honterus, Samuel von Brukenthal , Stephan Ludwig Roth, Georg Daniel Teutsch, Adele Zay, Hermann Oberth vorzustellen. Die ersten urkundlich bezeugten Schulen werden 1334 im Brooser Kapitel erwähnt, 1352 in Mühlbach, 1380 in Hermannstadt und 1388 in Kronstadt. Natürlich kann aus einer solchen Ausstellung nicht die von Johannes Honterus erarbeitete Schulordnung (1543) oder das Kronstädter Schulrecht (1593) fehlen. Die Blütezeit der siebenbürgisch-sächsischen Schulen die immer kirchlich-kommunale Einrichtungen waren, geht auf das 19.-20. Jahrhundert zurück. Um 1900 gab es Kindergärten, Bewahranstalten, 256 Volksschulen, 14 Höhere Volks- und Bürgerschulen, Gewerbe-, Real und Ackerbauschulen, 9 Gymnasien, Seminare für die Lehrerausbildung. Alle Dokumente sind entsprechend in der Ausstellung auch illustriert. Kirche und Schule standen immer im Mittelpunkt des Gemeindelebens.
Die in der Ausstellung gebotenen Fakten wurden mit bekannter Kompetenz und anschaulich in seinem einleitenden Vortrag von Univ.-Prof. Dr. Dr.h.c. multipl. Paul Philippi, Ehrenvorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, ergänzt. Nachdem er die Anwesenden dreisprachig – rumänisch, deutsch, ungarisch – begrüßte und weiter rumänisch sprach, damit alle Teilnehmer diese wichtigen Fakten mitbekommen, betonte er, dass es wenige so erfreuliche Zustände wie die des sächsischen Schulwesens gibt. Bezeichnend ist, dass es schon im 14. Jahrhundert kein sächsisches Dorf gab in dem nicht ein Lehrer und eine Schule vorzufinden war. Die Schulausbildung blickt bei den Sachsen auf eine lange Tradition zurück. Auch wurden die sächsischen Schulen nie staatlich unterstützt und waren immer ein Integrationsfaktor der Jugend in die Gesellschaft. Diese ergänzten ihr Studium auch im Ausland. Beispielsweise wird Johannes Philippi, 1385 als erster Kronstädter Student in Wien vermerkt. Insgesamt 213 Studenten aus der Stadt unter der Zinne sind in den Matrikeln der Wiener Universität anzutreffen.
Die Ausbildung an den sächsischen Schulen wurde in allen Bereichen vorgenommen um so die Jugend für das Leben entsprechend vorzubereiten. Auch durch die Coeten wurden die Jugendlichen zur Selbstverantwortung herangezogen. Schon 1782 wurde von der Kirche die Schulpflicht eingeführt. So ist es nicht verwunderlich, wenn 2007 der Rektor der Klausenburger Universität, Univ.-Prof. Dr. Andrei Marga sagte, das Schulwesen der Siebenbürger Sachsen sei einzigartig gewesen und Siebenbürgen habe den Weg zur Zivilisation und Kultur Europas vorrangig über die siebenbürgisch-sächsische Welt gefunden, wie in der Einladung per E-Mail nachzulesen ist. Ein Aspekt fehlt aus der Ausstellung, wie Dr.Paul Philippi feststellt, u.zw. , dass die sächsischen Schulen ab Mitte des 19. Jahrhunderts auch den Unterricht zum Erlernen der rumänischen Sprache angeboten haben.
Die Ausstellung kann täglich von 10.00 bis 17.00 Uhr, beim Sitz des Deutschen Kulturzentrums von Kronstadt, in der Langgasse Nr. 31, besichtigt werden. Ein Ausstellungskatalog ist da zu erwerben, die Begleittexte in rumänischer Sprache stellt das Kulturzentrum auf Antrag per E-Mail zu Verfügung.
Dem Schulmuseum Nürnberg, den Vermittlern der Ausstellung, den hiesigen Kronstädter Organisatoren muss Dank und Lob dafür ausgesprochen werden. Die Schau reiht sich in die großen Kulturereignisse dieses Jahres in Kronstadt bestens ein.
Dieter Drotleff
Foto: Prof. Dr. Paul Philippi (links) und Wolfgang Wittstock bei der Vernissage der Ausstellung.
Foto: der Verfasser
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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