Die Samariter von Markowa
20.04.17
Ausstellung dokumentiert polnische Retter von Juden im Zweiten Weltkrieg
Eine beeindruckende Ausstellung kann im Museum der Städtischen Wohnkultur am Kronstädter Alten Marktplatz Nr. 15 bis zum 14. Mai besichtigt werden. Unter dem Titel „Die Samariter von Markowa“ wird eine der grauenhaftesten Perioden aus der Geschichte, die der Hinrichtung von Millionen Juden, am Schicksal der polnischen Familie Ulma aus der Ortschaft Markowa, im Süden des Landes gelegen, als Fallstudie illustriert. Laut Einschätzungen der Historiker sind während der Besetzung Polens im Zweiten Weltkrieg zwischen 2500 bis 50.000 Bürger hingerichtet worden, weil sie jüdische Mitbürger versteckten, ihnen verschiedene Hilfe boten um ihrem vorgeschriebenen Schicksal zu entgehen. Gleichen Einschätzungen nach waren zwischen 300.000 bis eine Million polnische Personen in verschiedenen Formen der Hilfeleistung für ihre jüdischen Mitbürger impliziert gewesen. Die Polen stellen auch die größte Gruppe dar die vom Institut Yad Vashem aus Jerusalem mit dem Titel „Recht zwischen Völkern“ für ihre uneingeschränkte Hilfe die sie Juden während des Zweiten Weltkrieges geboten haben, versehen wurden.
Die Ausstellung wurde vom Polnischen Institut in Bukarest, dem Kronstädter Ethnograhpiemuseum zur Verfügung gestellt, um an die grausamen Dinge zu erinnern die während des Zweiten Weltkrieges geschehen sind. Und Polen war besonderes betroffen da es das erste Land war das von der deutschen Armee besetzt worden ist. Und in Polen lebte auch die zahlenmäßig größte jüdische Gemeinschaft in Europa, etwa 3,5 Millionen Personen. Dr. Ligia Fulga, Direktorin des Kronstädter Ethnographiemuseums, dem auch das genannte Museum zugehörig ist, begrüßte die Direktorin des Polnischen Instituts in Bukarest Agnieszka Skieterska, die zahlreichen Gäste, darunter auch Schüler die an der Vernissage teilnahmen.
Eingeleitet wird die Ausstellung mit einer allgemeinen Übersicht über die Judenverfolgung, den von den deutschen Machthabern vorgeschrieben Maßnahmen in der Unterbringung der jüdischen Angehörigen in Ghettos, deren Massenhinrichtungen bis hin zu der Bestrafung derer die ihnen Hilfe oder Unterkunft geboten hatten, in den Jahren des Zweiten Weltkrieges. Das war auch der Fall der Familie Ulma die samt ihren sieben Kindern und den jüdischen Angehörigen denen sie Unterkunft geboten hatten, hingerichtet wurde. Im Vorjahr wurde am 17. März in Markowa ein Museum eröffnet das den polnischen Bürgern gewidmet ist die Juden gerettet haben. In der nun in Kronstadt gezeigten Ausstellung sind Fotos der Mitglieder der Familie Ulma, wie auch Fotos von jüdischen Bewohnern gleicher Ortschaft zu sehen. Die Archivbilder zeigen diese bei häuslichen Arbeiten, bei Tätigkeiten in ihren Wirtschaften, bei Feldarbeiten. Das Fotomaterial wurde von Überlebenden aus der Gemeinde zur Verfügung gestellt und kommt somit an die Öffentlichkeit.
Der faschistische Terror hat schon gleich 1939 nach der Besetzung Polens verpflichtend das Tragen einer Armbinde mit dem David-Stern für die jüdischen Angehörigen eingeführt. In dem Warschauer Ghetto wurden 450.000 Juden, was ein Drittel der Stadtbewohner bedeutete auf einer kleinen Fläche die 2,4 Prozent der Hauptstadt bedeutete, zusammengedrängt. Beginnend mit dem Jahr 1941 wurden die jüdischen Angehörigen in allen von dem Deutschen Reich besetzten Gebieten außerhalb der Gesetzgebung versetzt und so begann die Massenhinrichtung. Wer das Konzentrationslager Auschwitz besucht, bleibt tief beeindruckt von den Zeugnissen dieser unmenschlichen Taten. Valer Plugaru, seit dem Vorjahr nun Vorsitzender der jüdischen Gemeinschaft von Kronstadt, betonte diese Ausstellung ist auch ein Zeugnis für die diabolische Vorgangsweise in den Jahren 1940 -1945 in denen 6 Millionen Juden und weitere 1,5 andere „minderwertige“ Bürger hingerichtet wurden. Sein Vorgänger im Amt Dipl.-Ing Tiberiu Roth dankte für die überzeugende Ausstellung die nun auch die Kronstädter besichtigen können und an diese Geschehnisse erinnert.
Dieter Drotleff
Auf Bildtafeln werden polnische Familien aus Markowa gezeigt die Juden im Zweiten Weltkrieg retteten. Foto: der Verfasser
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