Kammermusik mit wehmütiger Geschichte
07.07.11
Auch in Kronstadt Hommage an „unliebsame Komponisten“
„Pontus musicae“, ein „kleines Festival für ungehörte Musik“, brachte neue Klänge auch nach Kronstadt. Bei der Siebenbürgen-Konzertreise „Verfemte Musik 2011“ ging es um „zum Schweigen gebrachte Werke unliebsamer Komponisten“, so die Webseite www.pontus-musicae.org Acht Konzerte führten über Hermannstadt, Rothberg und Fogarasch auch in die Zinnenstadt, weitere drei sollen am Ende des Monats stattfinden.
Im Mittelpunkt der Kronstädter Konzerte vom 26. bis 28. Juni standen Werke der Schönberg-Schüler Viktor Ullmann, der in Auschwitz ermordet wurde, sowie Norbert von Hannenheim, ein gebürtiger Hermannstädter dessen Biographie und Werk genauso von Krieg und Leid geprägt wurden. Im Kronstädter Kunstmuseum erklang Ullmanns letzte Komposition vor der Deportation von Theresienstadt nach Auschwitz, die Vertonung von Rainer Maria Rilkes „Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ in Form von 12 Stücken für Sprecher und Klavier. Aufgeführt wurde das Werk von dem Ensemble „elysium between two continents“ („Elysium zwischen zwei Kontinenten“, New York/München), welches nicht nur die strenge Logik der Musik, sondern auch deren raffinierte und eindrucksvolle Lyrik und die enge Verbindung der Klänge zum gesprochenen Wort wiedergab. Einleitend wurde das Publikum ins Thema des Konzertes eingeführt, die „musikalische ’Freizeitgestaltung’ in Theresienstadt“. Der Konzertsaal, in dem die Ausstellung „Kunst im Kommunismus“ zu sehen war, bot einen passenden Rahmen für das Konzert. Am darauffolgenden Abend spielten in der Kronstädter Synagoge - ein symbolisch gewählter Ort - drei Mitglieder des Aron-Quartetts aus Wien. Hier erklang Triomusik von Norbert von Hannenheim und Gideon Klein, letzterer ebenfalls nach Theresienstadt deportiert und mit ähnlich leidvollem Lebenslauf. Geschmackvoll zur Ergänzung des Abends gewählt, wirkte das Beethoven-Trio zum Abschluss wie eine Beruhigung des Gehörs und des Gemüts nach einer gewagten, abenteuerlichen Reise in die Tonkunst des vergangenen Jahrhunderts.
Am nächsten Abend spielte im Gemeindesaal der Honterusgemeinde der nur 25 Jahre junge Pianist Moritz Ernst (Badenweiler). Auf dem Programm standen Sonaten von Viktor Ullmann (komponiert in den Jahren 1943-1944 in Theresienstadt) und von Norbert von Hannenheim (aus der Zwischenkriegszeit) sowie Werke ihres Meisters Arnold Schönberg. Auch diesmal war Beethovens Musik (die Klaviersonate mit Trauermarsch) eine willkommene Abrundung.
Ende Juli geht die „kleine Konzertreise“ weiter: in der Hermmanstädter Stadtpfarrkirche (am 26.7.), in der Kronstädter Schwarzen Kirche (am 28.7.) und im Musiksalon im Schloss Pele{ in Sinaia (am 30.7.) spielen Ursula Philippi, Catalin Ilea und Constantin Siepermann Werke von Norbert von Hannenheim, Hans-Peter Türk sowie von Bach und Enescu.
Christine Chiriac
„Elysium zwischen zwei Kontinenten“: Gregorij H. von Leitis (Sprecher) und Dan Franklin Smith (Klavier) im Kronstädter Kunstmuseum.
Foto: die Verfasserin
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