Rumänien im roten Schatten
12.11.09
Eine Ausstellung über den Kommunismus
Bis Ende Dezember wird in der Kronstädter Kreisbibliothek „George Baritiu” die Ausstellung „Rumänien im roten Schatten” gezeigt. Die Kollektion von Dokumenten und Gegenständen gehört dem Sammler Vasile Roman und kann im ersten Stock der Bibliothek täglich von 9 bis 20 Uhr gesehen werden. Der Eintritt ist frei.
Unter dem Motto „Die Vergangenheit wird vollkommen unabsehbar” sind Bücher ausgestellt, die die Gegner des kommunistischen Regimes herabgewürdigt und die Geschichte gefälscht haben. Es geht meistens um Persönlichkeiten der Zwischenkriegszeit, die aus dem öffentlichen Leben zurückgewiesen wurden um bald danach als politische Häftlinge ins Gulag zu gelangen. Ebenfalls zeigt die Ausstellung Bücher, die aus den Bibliotheken und vom Verkauf aus ideologischen Gründen „zum Index gestellt wurden”.
Aus der Anfangszeit des Kommunismus sind die sogenannten „Säuberungen” aus den führenden Gremien und der Armee dokumentiert: die aufgezwungenen Kündigungen, die damals von den Unerwünschten unterschrieben werden mussten, erwähnen sorgfältig das Wort „freiwillig“. Auch Wählerzertifikate aus dem November 1946 sind ausgestellt.
Der Alltag „im roten Schatten“ widerspiegelt sich in Briefmarken, Weinflaschenetiketten, Postkarten mit „Mos Gerila”, Fotos von den ersten Stadtvierteln mit Plattenbauten, Plakate für Sport-, Kunst-, und Pionierveranstaltungen, Zugtickets für die dritte Klasse, aber auch Dokumente von Scheinprozessen und eine Kopie der „Unabhängigkeitserklärung der rumänischen Kommunisten” aus dem Jahr 1964. Musik gab es nicht nur auf den bekannten Vinylplatten sondern auch auf „Fotoplatten”, mit Lichtbildern von den neuen Bukarester Blocks. Die landwirtschaftlichen Quoten sowie die detaillierten „Produktionspläne” aus den Fabriken ergänzen den Alltag der Bons und Marken für Brot, Feuerholz, Benzin und Dieselöl, Fleisch, Kleidung, Schuhe. Besonders interessant sind die verschiedenen Hefte und Diplome für „völkische Beisitzer“ („carnet de asesor popular”), für Mitglieder der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften, für Veteranen aus dem „Krieg gegen den Faschismus“, für Modellarbeiter und „Stahanovisten“, für Lehrlinge aus der Fabrik „Strungul” („Drehbank“), Teilnahmebestätigungen für Alphabetisierungskurse und ideologisch-politischen Parteiunterricht. Fast lustig wirken auch die Lottotickets, vor allem die Werbung dafür: „Möchten Sie einen Moskwitsch-Wagen?”
Eine Reise durch den Alltag im kommunistischen Rumänien kann zwanzig Jahre nach der Wende äußerst interessant sein. Für viele Besucher eine unangenehme Erinnerung, für die junge Generation eine schwer vorstellbare Zeit und eine Mahnung.
Christine Chiriac
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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