Weltflüchtlingstag online gefeiert
25.06.20
Durch Musik, Tanz und Gespräche vereint
Am 20. Juni wird der Weltflüchtlingstag zelebriert. Über 70,5 Millionen Menschen befinden sich weltweit auf der Flucht wegen Krieg, Gewalt oder Verfolgung. In Rumänien wird rund 4500 Personen, die in ihrer Heimat wegen Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten politischen oder sozialen Gruppe verfolgt werden, aber auch jenen, die allgemein vor Gewalt fliehen, staatlicher Schutz geboten. Unser Land gilt eher dem Transit für Leute, die flüchten, um sich mit ihren Familien zu vereinigen, oder Bekannten im Westen zu erreichen. Ihren zeitweiligen Aufenthalt hier verbringen sie hauptsächlich in den Flüchtlingslagern in Bukarest, Giurgiu, Galatz/Galati, Temeswar/Timisoara, Radauti oder Somcuta Mare, die meisten Leute kommen aus Syrien, dem Irak und Afghanistan.
Seit drei Jahren veranstaltet das UNHCR (UN-Hochkommissar für Flüchtlingsfragen) aus Rumänien ein Festival, in dessen Rahmen “die Stärke, der Mut und die Widerstandsfähigkeit, die Flüchtlinge, Binnenvertriebene und Staatenlose täglich aufbringen” in den Vordergrund gestellt werden. Trotz Coronavirus-Pandemie fand heuer, zwischen dem 19. und dem 21. Juni, die dritte Auflage des Ereignisses statt, allerdings online. Flüchtlings- und Migrantenkinder, sowie professionelle Tänzer und Musiker, haben gemeinsam gearbeitet und ein Programm vorbereitet, das, samt Diskussionen zum Thema, weiterhin auf der Facebookseite “OmFest” abgerufen werden kann.
“Benachteiligte Kinder können sich manchmal sehr gut anhand von kreativen Aktivitäten ausdrücken” hat David Hughes, Englischlehrer beim Britischen Konsulat aus Bukarest, im Laufe seiner mehrjährigen Arbeit mit Flüchtlingskindern festgestellt. Zusammen mit Soundartist Catalin Matei, bekannt als Sillyconductor, haben sie eine online-Musikwerkstätte mit acht Minderjährigen gehalten, die sich mit ihren Eltern in Rumänien ein neues Leben aufbauen. Das Resultat des Workshops ist das Lied “Home/House” (Zuhause/Haus). Ausgehend von Tönen, die sie zu Hause machen und per Handy oder Tablet einsenden konnten, haben die Teilnehmer gelernt elektronische Töne zu schaffen und sie dann in ein Stück zusammenzufügen. “Man kann alles benutzen, was man parat hat, um Töne herzustellen: das Quietschen einer Tür, Murmeln in einer Schüssel, das Lachen…” erklärt Sillyconductor, der den Song während des Not- und Alarmzustands bearbeitet hat. Das in den verschiedenen Muttersprachen gesprochene Wort “Zuhause” verleiht dem Song die nötige Multikulturalität.
Aus verschiedenen Kulturen kamen auch die Kinder und Jugendlichen, die ihre Tanzkünste in Videoaufnahmen im Rahmen des Festivals, gezeigt haben und auf eine kleine aber vereinte Gemeinschaft deuten. “Musik und Tanz bringen uns näher, vereinen unsere Kulturen” erklärt eine Veranstalterin seitens der UNHCR.
Wir können viel von Flüchtlingen lernen Live-Auftritte ehemaliger Flüchtlinge, die ihre Lebensgeschichten detailliert schildern, bieten den Zuschauern ein näheres Bild von was es bedeutet Familie, Haus, das ganze Hab und Gut, die Heimat zu verlassen um am Leben zu bleiben. Gulawi Passarlay, mittlerweile erwachsen, erzählte wie er mit 12 Jahren, gemeinsam mit seinem Bruder, aus Afghanistan geflüchtet ist, 19 Länder durchqueren musste, in den Händen der Schmuggler gelangte und von seinem Bruder getrennt wurde, um letztendlich in England ein neues Zuhause zu finden. Carolina aus dem Irak erzählt, dass ihre Familie sie ermorden wird, falls sie jemals wieder nach Hause fährt. Der Grund: sie ist lesbisch.
Weit nicht alle Länder dieser Welt garantieren ihren Bürgern Menschenrechte, oder ein Leben in Sicherheit. Dabei beobachtet das UN-Hochkomissariat, dass die Realität sich verändert. “Vertreibung betrifft aktuell nicht nur viel mehr Menschen, sondern sie ist auch kein kurzfristiges und vorübergehendes Phänomen mehr. Wir brauchen eine grundlegend neue und positivere Haltung gegenüber allen, die flüchten, gepaart mit einem viel entschlosseneren Bestreben, Konflikte zu lösen, die jahrelang andauern und die Ursache dieses immensen Leidens sind.“, so der UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi.
Indem Flüchtlinge ihre Geschichten mit anderen teilen, fühlen sie sich beachtet, und die Einheimischen werden auf deren Probleme sensibilisiert. Das sei besonders wichtig für diese gefährdete Kategorie, erklärt Carolina. Sie hat selbst erlebt, wie wichtig die Güte und Liebenswürdigkeit der Menschen ihnen gegenüber ist - zuhören, freundlich lächeln, positive Worte, Sprachkurse oder kleine Spenden können eine unermessliche Hilfe für Flüchtlinge sein. “Auch können wir, besonders in Krisezeiten, sehr viel von ihnen lernen”, erklärt Alexandra Daringa vom Britischen Konsulat aus Bukarest. Die Institution, wo sie arbeitet, Hauptpartner des OMFest-Festivals, das diese Geständnisse ermöglicht hat, bietet seit Jahren Aktionen für Kinder an, in denen diesen von Vielfalt, Rechten, der Gleichheit der Menschen erfahren. Ebenfalls lernen die Kleinen, dass jeder Einzelne in dieser Welt einen Beitrag in der Gesellschaft in der er lebt hat und zu dessen Wohlergehen beisteuern kann.
Auch in Kronstadt wird jeden Herbst im Rahmen des Festivals der Multikulturalität, das am Marktplatz stattfindet, ein Treffen für mehr Toleranz und Verständnis für Flüchtlinge und Migranten veranstaltet, wo man traditionelle Gerichte, Tänze, Lieder oder Bastelarbeiten aus unterschiedlichen Ländern näher kennenlernen kann. Zwölf Flüchtlinge und etwa 3000 Migranten leben derzeit in Kronstadt, wo sie arbeiten, ihre Kinder zur Schule schicken und versuchen sich ein Leben zu machen.
Laura Capatana Juller
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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