Worauf kommt es nun an?
23.04.20
Zwischen „Frohe Ostern!“ und „Christos a înviat!“
Unwirklich anders erreicht uns der Wunsch der Frohen Ostern gegenwärtig meist per Telefon und E-Mail von allen Seiten und wird nun von „Cristos a înviat“ gedoppelt. Die Wünsche sind ein Stück weit befreit von der alljährlichen Routine und damit vielleicht ein Stück weit ehrlicher als sonst.
Worauf kommt es nun an?
Dass wir an unserer Gewohnheit festhalten, uns trotz allem, frohe Ostern wünschen? Den Nachbarn trotz allem aus sicherer Distanz „Cristos a înviat!“ zurufen? Gewiss, denn Trotz ist in Zeiten wie diesen sicherlich eine Tugend. Hoffnung ist das noch wichtigere, wofür Ostern steht, gleich wie glaubens- oder kirchennah sich der einzelne heute fühlen mag. Die Osterzeit ist für uns alle die Zeit der Hoffnung im Jahreslauf. Auf beides kommt es nun an, um die gegenwärtige Krise gut und gemeinsam zu überstehen. Geduld, Disziplin, Solidarität und verantwortungsvolles Denken und Handeln kommen dazu und sind die Gebote der Stunde, der nächsten Wochen und Monate! Bewirken große und bedeutungsschwere Begriffe in aller Munde nicht doch auch den Eindruck der Hilflosigkeit und des Unwissens über das, was uns bevorsteht?
Gewiss, da ist etwas dran! Denn Seuchen, die mit einer derartigen Wucht die bisherige Normalität aus den Angeln heben, haben das Zeug dazu, grundlegende Veränderungen ganzer Gesellschaften zu bewirken, oder zumindest einige Entwicklungen im wirtschaftlichen, alltäglichen aber auch weltanschaulichen Zusammenleben der Menschen zu beschleunigen, zu verlangsamen oder ganz abzubrechen. Veränderungen im Verhältnis Mensch-Umwelt-Klimawandel sind gar mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit zu erwarten, wo weltweit die Menschen sich gegenwärtig an gute Atemluft gewöhnen…
Es ist aber sicherlich noch zu früh, um den Versuch zu unternehmen, hierzu genaue Vorstellungen entwickeln zu wollen. Weit wichtiger ist es, den Moment der Entwicklung, in dem wir uns befinden, zu verstehen und uns entsprechend zu verhalten.
Für uns als einer kleinen ethnischen Minderheit ist es stets eng geworden, wenn Veränderungen weltpolitischen Ausmaßes im Gange waren. Da muss man nur an Weltkrieg und Deportation vor 75 Jahren oder den Fall des Eisernen Vorhangs und die Auswanderungswelle vor 30 Jahren zurückdenken. Das Brems- oder das Beschleunigungspotential der vom neuartigen Coronavirus ausgelösten Pandemie ist in dieser Hinsicht noch nicht absehbar.
Sicher sind aber zwei Dinge: das Virus ist besonders für Menschen ab einem Alter von etwa 65 Jahren besonders gefährlich und gut die Hälfte unserer Minderheitenangehörigen sind Rentner!
Sicher ist, dass nun die entscheidenden Wochen für unser Land bevorstehen. Tests können, so lange die Kapazität noch reicht, nur in begründeten Verdachtsfällen durchgeführt werden. Unsichtbar hat sich das Virus in den vergangenen Wochen gewiss weit mehr ausgebreitet, als wir uns das vielleicht vorstellen können. Rein rechnerisch ist das Risiko der Ansteckung für alle und insbesondere den älteren Teil der Gesellschaft folglich nun ungleich höher als zu Beginn der Krise!
Für den einzelnen kann die Erkrankung schnell lebensgefährlich werden, für menschliche Gesellschaften ist das Erleben, wie das Gesundheitssystem eines Landes an seine Leistungsgrenzen gerät und eventuell zusammenbricht ein traumatisierendes Ereignis, das für das Vertrauen in den Staat von schwer abzusehenden Folgen sein kann. Beides gilt es mehr als bisher zu verhindern! Ob das entschlossene Auftreten unseres Staatspräsidenten Klaus Johannis und eines erheblichen Teils der entscheidenden Amtsträger ausreichen wird, um dies abzuwenden, kann im Moment nur erhofft werden. Menschenleben durch Vermeidung von Ansteckung hat und wird dieses Auftreten allemal retten, auch wenn das nicht einem jeden gleichermaßen einsichtig ist.
Sicher ist, dass wir als kleine Minderheit wenig Einfluss auf den weiteren Verlauf der Pandemie in Rumänien haben. Genauso sicher ist aber angesichts der hohen Ansteckungsgefahr auch die Tatsache, dass das Verhalten kleiner Gruppen ja einzelner Individuen große Folgen haben kann. Damit kommt es also doch auf jeden von uns an!
Es widerstrebt der menschlichen Natur, über lange Zeiträume in den eigenen vier Wänden ausharren zu müssen. Da sind tägliche Einkaufstouren willkommene Abwechslung. Das Aufsuchen der Lebensmittelläden stellt aber auch ein Ansteckungsrisiko dar, dass in den kommenden Wochen weiter ansteigen wird!
Robert Marian und Paul Binder haben für das Ortsforum Kronstadt zu Beginn des Notstandes angeboten, den Einkauf für unsere älteren Forumsmitglieder über Helfer zu koordinieren.
Das Angebot des Forums steht weiterhin! Es geht dabei nicht nur um Hilfe bei Gebrechlichkeit sondern um Minimierung der Ansteckungsgefahr! Es ist also keine Schande, sich den Einkauf abnehmen zu lassen und stattdessen die erlaubten Ausgangsintervalle nur für körperliche Bewegung zu nutzen! Hauptsache wir bleiben möglichst alle gesund!
Die Hoffnung, die der Osterbotschaft inne liegt, ist die Gewissheit, dass es weiter gehen wird, irgendwie. Der Vorstand des Demokratischen Forums der Deutschen in Kronstadt wünscht sich, dass wir den begonnenen Weg gemeinsam und von der Pandemie unbeschadet weiter gehen können.
Paul Binder: 0774945302
Robert Marian: 0774907679
Thomas Sindilariu, Vorsitzender des Kronstädter Ortsforums
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
Aktuell
Karpatenrundschau
16.09.24
Interview mit Roxana Florescu, Leiterin des Deutschen Kulturzentrums in Kronstadt
[mehr...]
13.09.24
„Und wenn dereinst von meinen Tagen Der allerletzte Tag erscheint, So möge man von mir nur sagen: Es starb, ein wahrer Menschenfreund.”
[mehr...]
13.09.24
Das neue Schuljahr beim Johannes-Honterus-Nationalkolleg
[mehr...]