Würdigung und Nachruf
03.06.21
In Erinnerung an Dr. Heinz Heltmann (1932 – 2021)
Am 14. April 2021 verstarb nach einer kurzen Leidenszeit der Botaniker, Forscher, Hochschullehrer und Naturschützer Dr. Heinz Heltmann in Sankt Augustin (NRW). Heinz Heltmann hat an mehreren Forschungsinstituten und Hochschulen interdisziplinär über viele Jahre zunächst in Siebenbürgen, danach ab 1974 in Deutschland gewirkt. Seine wissenschaftlichen und schulischen Verdienste sind in zahlreichen naturwissenschaftlichen Veröffentlichungen zu finden, besonders in den 7 Bänden „Naturwissenschaftliche Forschungen über Siebenbürgen“, erschienen zwischen den Jahren 1979 – 1995 im Kölner Böhlau Verlag, wo Heltmann teils allein, teils mit Dr. Ernst Wagner, Prof. Dr. Wendelberger u.a. als Herausgeber wirkte.
Weiter zu nennen sind Veröffentlichungen wie der Gedenkband „Der Siebenbürgische Karpatenverein“ („Wort und Welt“ Verlag, Thaur bei Innsbruck 1990), herausgegeben in Zusammenarbeit mit Helmut Roth; die Herausgabe der drei Bände „Die Ornis Siebenbürgens“ von Hans Salmen (1980 –1988) und des Jubiläumsbandes „Der Siebenbürgische Verein für Naturwissenschaften zu Hermannstadt (1849–1949)“ zusammen mit Hansgeorg von Killyen, sowie zahlreiche weitere wissenschaftliche Aufsätze auf den Gebieten Pflanzenkunde, Naturschutz, Landeskunde u.v.a.
Nach dem Abschluss seines Studiums 1955 als Diplom-Biologe an der Babes – Bolyai Universität in Klausenburg (Cluj-Napoca) arbeitete Heinz Heltmann in der Zeitspanne 1963 - 1974 als Forscher an der Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt am Hangestein (Magurele) bei Kronstadt, wo er sich mit einer Reihe wichtiger wissenschaftlicher Veröffentlichungen dem Studium der Heilpflanzen widmete. Am 20. Dezember 1971 promovierte Heltmann an der Universität von Bukarest bei Prof. Dr. Ion Tarnovschi mit der Arbeit „Beiträge zur Untersuchung der Biologie der Tollkirsche (Atropa Belladona)“. Es folgten eine Reihe wissenschaftlicher Arbeiten über den Gelben Enzian (Gentiana Lutea), den Roten Fingerhut, die Engelwurz, die sowohl in Rumänien als auch im Ausland erschienen und ihm in kurzer Zeit das Renommee eines auch international anerkannten Fachmannes für eine bestimmte Familie von Heilpflanzen erwarben. 1968 veröffentlichte Heltmann in der Editura Tineretului in deutscher Sprache ein populär-wissenschaftliches Buch über seltene Pflanzen Rumäniens. Darin wird jeder behandelten Pflanze eine kurze Geschichte ihrer Entdeckung, ihres Lebensraums, ihrer Verwendung und Gefährdung vorangestellt und somit aus der Botanik auch Kulturgeschichte gemacht.
Schon aus der Zeit seines Wirkens in Rumänien hat Heltmann ein vollständiges Herbarium aus bestimmten Pflanzenfamilien aus Siebenbürgen zusammengestellt, welches er dann nach 1974 in Deutschland auf über 10 000 Belege ergänzte.
Im Jahr 1973 durfte Heltmann Rumänien verlassen und nach Deutschland auswandern. Im Jahr 1974 erhielt er an der Rheinischen Friedrich-Wilhelm- Universität in Bonn am Institut für Pharmazeutische Biologie eine Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter mit Lehrauftrag. Hier hat er bis zu seinem Renteneintritt im Jahr 1996 vielseitig in Lehre und Forschung gewirkt. Alljährlich hat er die studentischen Exkursionen sowohl in Deutschland als auch im Ausland geleitet. Nach seiner Emeritierung hat er ehrenamtlich diese Exkursionen über Jahre fortgeführt.
Im Jahre 1975 nach einer Besprechung im Bad Godesberg zwischen Dr. Heinz Heltman , Dr. Ernst Wagner, Dr. Arnold Huttman und Dr. Alfred Barthmus wurde die Sektion Naturwissenschaften im Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde gegründet. Als Vorstand leitete Heltmann diese Sektion über 20 Jahre (1975 – 1995). Man hatte in diese Sektion auch die medizinische Forschung aus Siebenbürgen mit einbezogen.
Nun fanden jährlich im Frühjahr und im Herbst Tagungen mit wissenschaftlichen Vorträgen statt. Oft waren diese Tagungen mit internationaler Beteiligung organisiert. So nahmen eingeladene Forscher aus Rumänien, Österreich, Ungarn, Jugoslawien u. a. Ländern teil. Man hatte in den letzten Jahren den Schwerpunkt auf die Einladung junger Forscher gesetzt. Bei der Gründung der Sektion „Karpaten“ im Deutschen Alpenverein hatte die Sektion Naturwissenschaften im Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde einen fördernden Beitrag geleistet. Es folgten eine Reihe von Veröffentlichungen über Gebirge in Siebenbürgen (z.B. Retezat, Königstein u.a. )mit wesentlichen Beiträgen zu Geographie, Pflanzen- und Tierkunde, Naturschutz in Nationalparks in dem eigens dafür herausgegebenen Jahrbuch.
Im Rahmen der Frühjahrstagung 1988 des Arbeitskreises hatte die Sektion Naturwissenschaften die Fotoausstellung des Kronstädters Carl Lehmann organisiert. Heinz Heltmann hatte die schwierige Aufgabe der Übernahme und Rückgabe der großen Fotosammlung Lehmanns über die Deutsche Zollstelle in Bonn – damals noch Bundeshauptstadt - übernommen. Zusammen mit Gustav Servatius (Freiburg i.Br.) hatte Heltmann in den 1990er Jahren eine neue wissenschaftliche naturräumliche Gliederung Siebenbürgens
vorgeschlagen. Auf der Grundlage dieser neuen Gliederung wurde mit Servatius ein neuer Wanderführer durch Siebenbürgen veröffentlicht.
In den letzten Jahrzehnten wurde der Naturschutz auch in Siebenbürgen zu einem aktuellen Thema. Heltmann hat sich für den Schutz nicht nur der seltenen Pflanzen in Siebenbürgen eingesetzt, sondern hat auch Stellung bezogen gegen die Bewirtschaftung der neu gegründeten Nationalparks, z.B. des Parcul National Piatra Craiului, wo im südlichen Teil die Rodungen der Waldbestände fortgeführt wurden. Was H. Heltmann besonders am Herzen lag, war der Versuch, die Erinnerung an die großen sächsischen Persönlichkeiten in den Naturwissenschaften Siebenbürgens wach zu halten. Er hat in unzähligen Nachrufen und Würdigungen zu besondern Anlässen durch kleine Aufsätze an diese erinnert (nur einige sollen hier als Beispiele erwähnt werden: Julius Römer, Karl Ungar,
Heinrich Wilhelm Höhr, Eduard Albert Bielz, Emil von Bömches u.v.a.). Das Siebenbürger Sachsen Lexikon hat Heinz Heltmann diesbezüglich eine stattliche Anzahl von Eintragungen zu verdanken.
Heltmann hatte sich in den Jahren seiner Tätigkeit in Deutschland als guter Netzwerker mit besonderen organisatorischen Qualitäten erwiesen. Er konnte für die Veröffentlichung der zahlreichen naturwissenschaftlichen Beiträge die nötigen finanziellen Mittel auftreiben, was sich in den letzten Jahren immer schwieriger gestaltete. Oft hat Heltmann die redaktionelle Arbeit der Bände mit Forschungsbeiträgen selber übernommen, während die Sekretariatsarbeit oft seine Frau Erika Heltmann ehrenamtlich übernahm. Seine Frau und sein Sohn haben ihm über die vielen Jahrzehnte erfolgreicher Tätigkeit den Rücken frei gehalten und so die außergewöhnlichen Leistungen überhaupt erst möglich gemacht. Auch ihnen gebührt hier deshalb Dank. Durch das Ableben von Heinz Heltmann verliert die Naturforschung in und über Siebenbürgen eine markante und besonders wertvolle Persönlichkeit.
Uwe Grün ( Bergisch Gladbach)
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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