Laudatio auf Dieter Drotleff, den Träger des Apollonia-Hirscher-Preises

Foto: Elise Wilk



Laudatio auf Dieter Drotleff, den Träger des Apollonia-Hirscher-Preises für das Jahr 2015/Von Gernot Nussbächer

Es ist wieder so weit, dass in Kronstadt der Apollonia-Hirscher-Preis verliehen werden soll, mit dem seit dem Jahre 1998 verdienstvolle Persönlichkeiten der Kronstädter deutschen Gemeinschaft ausgezeichnet und geehrt werden.
Der jetzige Preisträger Dieter Drotleff war schon seit einigen Jahren auch mein Vorschlag für den Apollonia-Hirscher-Preis, und ich freue mich für ihn und bin dankbar dafür, dass ich mit der Laudatio betraut wurde. Verbindet uns doch seit etwa vier Jahrzehnten eine nicht nur fachliche Freundschaft. Dieter Drotleff ist der Fachkollege und Journalist, der die meisten meiner Buchpublikationen rezensiert hat, wofür ich ihm sehr dankbar bin und versuche auch mit meiner Laudatio meinen Dank an ihn wenigstens teilweise abzustatten. Auch dafür, dass er mir am 15. April 2008 an dieser Stelle die Laudatio gehalten hat, als mir der Apollonia-Hirscher-Preis verliehen wurde.
Ich möchte dabei nicht seinen vollständigen Lebenslauf vorstellen, sondern auf nur einige seiner Verdienste eingehen, für die er diese schöne Ehrung auch im Hinblick auf seinen baldigen 75-jährigen Geburtstag wohl verdient hat.
Dieter Drotleff wurde am 21. Oktober 1941 in Zărneşti geboren, wo es damals eine kleine deutsche Gemeinde mit Kirche und Schule gab. Seine Eltern waren der Elektriker Victor Drotleff und seine Frau Elsa. Dieter hatte noch zwei Geschwister, eine Schwester starb früh und sein Vater wurde 1945 in die Sowjetunion deportiert.
Kindergarten und Grundschule besuchte Dieter Drotleff in Zărneşti in rumänischer Sprache und kam von 1954 – 1959 an die Mittelschule Nr. 2 mit deutscher Unterrichtssprache in Stalinstadt, wie die Nachfolgerin der Honterusschule damals hieß.
Von seinen weiteren Ausbildungszeiten erwähnen wir nur das Studium der Geschichte in Bukarest 1969 – 1974 und Journalismus 1984 – 1986.
Im Jahre 1965 begann die Laufbahn von Dieter Drotleff als Journalist, zuerst als Außenmitarbeiter der „Volkszeitung“ und ab 1977 als Mitarbeiter der „Karpatenrundschau“, wo er auf Grund seiner Qualifikation als Historiker für die Heimatkundeseite zuständig war. Wegen seiner Implikation in den Redaktionsbetrieb wurde er ab 16. Oktober 1987 zum stellvertretenden Chefredakteur ernannt und nach der Pensionierung des Chefredakteurs Dr. Eduard Eisenburger war er ab 21. September 1989 selbst Chefredakteur dieser Zeitung. Im Januar 1990 – nach der Wende – wurde er vom Reaktionskollektiv von neuem zum Chefredakteur gewählt und bestätigt.
Wegen der zunehmenden Schwierigkeiten bei der Herstellung und dem Vertrieb der „Karpatenrundschau“ war es Dieter Drotleff, der – um den Erhalt der Zeitung bestrebt – die Fusion mit der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien durchsetzte, so dass seit dem Jahre 1996 die KR im Mantel der ADZ weiter erscheinen konnte. Dieter Drotleff wurde Leiter der Kronstädter Vertretung der ADZ und blieb Schriftleiter der KR bis zu seiner Pensionierung am 1. August 2007. Seit damals ist er weiter unermüdlich bei der KR als Rentner mit Mitarbeitervertrag tätig.
Außer bei der Zeitung – Drotleff veröffentlichte auch in rumänischen und ungarischen Zeitungen – war er auch als Radiokorrespondent und als Übersetzer vielfach tätig.
Sein journalistisches Werk umfasst Tausende von Nachrichten, Artikeln, Interviews und Studien in in- und ausländischen Publikationen.
Von seiner Herausgebertätigkeit wollen wir nur die beiden Bände „Taten und Gestalten. Bilder aus der Geschichte der Rumäniendeutschen“ (1983 und 2002) anführen. Auch als Verleger hat sich Drotleff betätigt.
Was die Familie anbelangt, heiratete Dieter Drotleff im Jahre 1966 die Buchhalterin Ana Eugenia Recean, mit der er heuer mit Gottes Hilfe die Goldene Hochzeit feiern kann. Im Jahre 1969 wurde dem Ehepaar ein Sohn Christian Dieter geboren, der Medizin studierte und jetzt in Deutschland lebt. Seit 2002 ist Drotleff auch stolzer Großvater eines Enkels.
Eine wesentliche Komponente des Lebens unseres heutigen Preisträgers ist sein Einsatz für die deutsche Gemeinschaft.
In den Jahren 1985 – 1989 war er Vorsitzender des Kreisrates der Werktätigen deutscher Nationalität. In dieser Zeit hat er sich besonders für das Weiterbestehen deutscher Schulen und auch für die sächsischen Blaskapellen eingesetzt. Ebenso war er seit 1985 der Leiter der deutschen Vortragsreihe der damaligen Volkshochschule, die später vom Forum weitergeführt wurde, bis zum Jahre 1997.
Bei der Wende vom Dezember 1989 erkannte Dieter Drotleff die Zeichen der Zeit – um einen Buchtitel seines gewesenen Vorgesetzten Dr. Eduard Eisenburger zu zitieren - und brachte noch am 23. Dezember die erste freie Ausgabe der „Karpatenrundschau“ heraus, und die nächste mit einem Linolschnitt der Schwarzen Kirche. Erinnern sich wohl noch einige der Anwesenden daran?
In ihm vollzog sich ein echter Bewusstseinswandel oder eine Metanoia und eine Abkehr vom vergangenen System und seinen Werten.
Er machte bei der Gründung des Deutschen Forums mit und stellte die Räume der Redaktion der „Karpatenrundschau“ im damaligen „Pressehaus“ in der Goldschmiedgasse für die Tätigkeiten des Forums zur Verfügung. Von März 1990 bis 1994 war Dieter Drotleff der erste Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreis Kronstadt und ist auch seither ununterbrochen auf verschiedenen Ebenen der Forumstätigkeit aktiv, bis zum Siebenbürgenforum und Landesforum. Von Oktober 2007 – 2011 war er auch stellvertretender Vorsitzender des Kronstädter Ortsforums.
Am 19. Juni 1992 konnte das von der Kronstädter Honterusgemeinde unter Stadtpfarrer Mathias Pelger zur Verfügung gestellte frühere Gebäude der früheren Obervorstädter evangelischen Schule und des Kindergartens als Forumssitz eingeweiht werden. An den Sanierungsarbeiten waren die verdienstvollen Architekten Edmund Olsefszky und Günther Schuller maßgeblich beteiligt. Zum damaligen Forumsstab gehörte auch sein erster Geschäftsführer Georg Bauer. So konnte das Forum in diesem Gebäude seit damals eine vielseitige segensreiche Tätigkeit für die Kronstädter deutsche Gemeinschaft entfalten, für die wir alle nur sehr dankbar sein können und sind.
In den Jahren 2004 – 2012 war Drotleff als Vertreter des Forums als Beobachter bei den Sitzungen des Kronstädter Kreisrates delegiert, bis er im Jahre 2012 bei den Lokalwahlen seitens des Forums in den Kreisrat gewählt wurde und in dieser Stellung vier Jahre aktiv war.
Schließlich wurde er im November 2013 auch in die Gemeindevertretung der Honterusgemeinde gewählt, nachdem er seit vielen Jahren ein treuer Gottesdienstbesucher und Berichterstatter über kirchliche Veranstaltungen war und ist.
Man könnte noch vieles Gute und Schöne über Dieter Drotleff sagen. Aber schon das bisher Gesagte dürfte überzeugen, dass wir einen verdienstvollen Preisträger des Apollonia-Hirscher-Preises haben, der diese Ehrung und Anerkennung für seinen Jahrzehnte langen vielseitigen Einsatz nicht nur für die Kronstädter deutsche Gemeinschaft wohl verdient, und der in der schönen Reihe der bisherigen Preisträger einen guten Platz einnimmt. Dies ist ein Zeichen, dass diejenigen, die ihn dafür gekürt haben, eine gute Wahl getroffen haben, für die wir ihnen alle dankbar sein können.
Wir danken Dieter Drotleff für alles, was er für uns getan hat und noch tun wird und wünschen ihm Gottes starken Schutz und reichen Segen für sein weiteres Leben, viel Schönes und Freude, Genugtuungen und Anerkennungen im persönlichen, familiären, beruflichen und gemeinschaftlichen Bereich.
Wir danken Gott, der ihn uns geschenkt hat, und bitten Ihn, ihn uns noch möglichst lange zu erhalten.

Kronstadt, 13. Juni 2016