Die Burzenländer Blaskapelle

Die Burzenländer Blaskapelle (Dirigent: Prof. Ernst Fleps) bei der Michael-Weiß-Gedenkfeier in Marienburg (Oktober 2008) Foto: Richard Sterner
Die Burzenländer Blaskapelle, fotografiert anlässlich der Aufnahmen für die Audio-Kassette und die CD vom Jahr 2001

Die Burzenländer Blaskapelle verdankt ihre Entstehung der durch die Auswanderung verursachten Auflösung unserer siebenbürgisch-sächsischen Dorfgemeinschaften und damit auch der einzelnen Dorfkapellen. Doch die in mehreren Ortschaften des Burzenlandes wohnhaften „Adjuvanten“, die Dirigent Prof. Ernst Fleps im Jahr 1991 um sich versammelte, machten aus der Not eine Tugend, und das beliebte Bläserensemble entwickelte sich alsbald zu einer zentralen Institution der rumäniendeutschen Sprach- und Kulturgemeinschaft. Es gab in den drei Jahrzehnten seit dem Sturz der kommunistischen Diktatur vor allem in Siebenbürgen kaum ein wichtiges Gemeinschaftsfest, das von der Burzenländer Blaskapelle nicht mitgestaltet und mitgeprägt wurde.
Die Bemühungen zur Gründung der Burzenländer Blaskapelle nahmen im Frühjahr 1991 Gestalt an. Die Kronstädter Wochenschrift „Karpatenrundschau“ (KR) vom 7. März 1991 kündigte an: „Zu einer Arbeitsberatung werden Vertreter der Bläser aus den Burzenländer Ortschaften für Montag, den 11. März, 17 Uhr, in unsere Redaktion eingeladen. Es handelt sich um die Aufnahme der Proben der Burzenländer Blaskapelle unter Dirigent Prof. Ernst Fleps.“ Das Ergebnis dieser Beratung war, dass in der nächsten KR-Ausgabe (14.03.1991) bereits die ersten Proben angekündigt wurden, die zunächst gebietsweise stattfanden. In Rosenau wurden auch die „Adjuvanten“ aus Neustadt, Heldsdorf, Zeiden, Wolkendorf und Weidenbach erwartet, und nach Petersberg sollten die Bläser aus Brenndorf, Honigberg, Tartlau und Nussbach dazukommen. Zum ersten Mal stellte sich die neue, damals 45 Mann starke Kapelle beim Treffen der Kirchenchöre in Tartlau am 25. Mai 1991 öffentlich vor.
Schirmherr und Träger der Burzenländer Blaskapelle ist seit der Gründung das Demokratische Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt (DFDKK), das 1991 seinen Sitz noch in den Redaktionsräumen der „Karpatenrundschau“ hatte. Seit sich die DFDKK-Geschäftsstelle im Gebäude der ehemaligen Obervorstädter evangelischen Volksschule befindet (Juni 1992), hält die Burzenländer Blaskapelle ihre wöchentlichen Proben im hiesigen Forumsfestsaal ab.
Die Burzenländer Blaskapelle unternahm unter der Leitung ihres Gründers und Dirigenten Ernst Fleps zahlreiche Gastspielreisen ins In- und Ausland (Deutschland, Österreich, Dänemark). Sie wurde oft von der Deutschen Botschaft nach Bukarest eingeladen, konzertierte in Temeswar, Hermannstadt, Schäßburg, Mediasch, Jassy, Zeiden, Sinaia, Sovata/Szováta, Neustadt, Rosenau, Petersberg, Tartlau, Corund/Korond, Birthälm und Reschitza sowie bei allen sächsischen Festen in Kronstadt, bei Kirchen- und Orgeleinweihungen in ganz Siebenbürgen usw.
Anfangs gehörten der Burzenländer Blaskapelle noch viele Burzenländer Sachsen an, während das jetzt kaum noch der Fall ist. Die rumänischen und ungarischen Musikanten helfen, die traditionelle Blasmusik zu pflegen. Ohne ihr Mitwirken wäre die Existenz der Burzenländer Blaskapelle nicht mehr möglich.

Die Burzenländer Blaskapelle unter der Leitung von Vasile Glăvan beim 21. Sachsentreffen in Kronstadt (17. September 2011) Foto: Aurelian Stroe

Die Burzenländer Blaskapelle ist das einzige Bläserensemble in Siebenbürgen, das seine eigene Fahne besitzt. Es ist ein selbstgefertigtes Geschenk von Frau Sabine Vuşmuc an die Kapelle. Bei größeren Festlichkeiten tritt die Kapelle in sächsischer Tracht auf, für gewöhnliche Auftritte trägt sie Uniformen, die sie als Geschenk aus Deutschland, Österreich und der Schweiz erhalten hat.
Hinsichtlich ihres Repertoires setzt die Burzenländer Blaskapelle die Tradition der siebenbürgisch-sächsischen Bauernkapellen fort. Gespielt wird hauptsächlich traditionelle Blasmusik (Märsche, Polkas, Walzer), dann aber auch wieder Klassisches und Modernes. Es wird auch rumänische und ungarische Volksmusik geblasen, aber ebenso gehören dem Repertoire Stücke an, die aus der tschechischen, spanischen oder amerikanischen Folklore inspiriert sind. Mit Vorliebe werden schwungvolle Egerländer vorgetragen. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich bei der Kapelle auch heute noch die Sätze, die Ernst Fleps arrangiert und der Kapelle quasi auf den Leib geschrieben hat.
Anlässlich ihres 10-jährigen Bestehens brachte die Burzenländer Blaskapelle eine Audio-Kassette und eine CD heraus, die mit dem Marsch „Gruß aus dem Burzenland“ von Martin Thiess eröffnet werden. Eine weitere CD mit dem Titel „20 Jahre zusammen“ erschien im Jahr 2011.
Prof. Ernst Fleps hat die Burzenländer Blaskapelle 18 Jahre lang, bis zu seinem unerwarteten Tod im Frühjahr 2009, mit viel Einsatzbereitschaft geleitet. Sein Nachfolger als Dirigent der Kapelle wurde Prof. Vasile Glăvan, Zugposaunist im Orchester der Kronstädter Oper. Unter seiner Leitung hat das von Prof. Ernst Fleps gegründete Bläserensemble sein künstlerisches Niveau wahren können. Im Sommer 2020 kam es, infolge der Pensionierung von Vasile Glăvan, der in sein Heimatland (Republik Moldova) zurückging, zu einem erneuten Dirigentenwechsel bei der Burzenländer Blaskapelle. Ihr künstlerischer Leiter ist nun der in Ploieşti beheimatete Waldhornist Dr. Liviu Săvuţă, assoziierter Professor an der Musikfakultät der Kronstädter Transilvania-Universität. Als Manager der Burzenländer Blaskapelle fungiert der Trompeter Iosif Mich.

Wolfgang Wittstock