Auch der Himmel meinte es gut
13.06.19
Besuch von Papst Franziskus, ein Ereignis von bleibender Tragweite
Es war die 30. Auslandsreise, die Papst Franziskus seit seiner Amtsübernahme am 13. März 2013, als 266. Bischof von Rom und somit Papst als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche und Souverän des Vatikanstaates, vom 31. Mai bis 2. Juni l.J. in Rumänien unternommen hat. Geboren wurde er am 17. Dezember 1936 in Flores,Buenos Aires als Sohn italienischer Emigranten. Sein vollständiger Name lautet Jorge Mario Bergoglio. Ursprünglich erlangte er einen Berufsabschluss als Chemietechniker, studierte als Jesuit Geisteswissenschaften in Chile, anschließend katholische Theologie in Buenos Aires. 1969 wurde er Priester, 1998 Erzbischof von Buenos Aires, 2001 Kardinal. Er spricht Italienisch, Spanisch, Deutsch, Lateinisch, Altgriechisch, etwas Englisch, Französisch und Portugiesisch.
Der Besuch in Rumänien fand auf Einladung von Staatspräsident Klaus Johannis und des orthodoxen Patriarchen Daniel statt. Sein Aufenthalt, die Begegnung mit Vertretern aller Konfessionen, kann auch als Zeugnis der europäischen Zugehörigkeit des Landes gewertet werden, was von Angehörigen der Regierungskoalition durch ihre Aussagen in letzter Zeit in Frage gestellt worden war. „Ein Politiker darf niemals, niemals Hass und Ängste verbreiten“ gehört zu seinen Aussagen.
Der ebenfalls im Mai stattgefundene EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs in Hermannstadt hat ebenfalls wesentlich zu Verbesserung des international angeschlagenen Bildes des Landes auf unserem Kontinent beigetragen. Beide Ereignisse waren auch ein Zeugnis des Prestiges des rumänisches Staatschefs , der sich hoher Anerkennung in Europa für seine politische Weitsicht, im Kampf gegen Korruption einsetzt, was sich auch durch das von ihm eingeleitete Referendum vom 26. Mai bewahrheitete.
Nach dem Besuch in den drei geographischen Regionen des Landes, in Bukarest, in Jassy in dem Wallfahrtsort Sumuleu Ciuc und in Blasendorf, betonte Papst Franziskus bei seiner Abreise: „Ich bin in dieses schöne Land als Pilger und Bruder gekommen um verschiedene Begegnungen zu erleben. Jetzt kehre ich bereichert heim, und nehme Orte und Augenblicke, aber vor allem Gesichter mit“. Besonderes am letzten Tag seines Aufenthaltes in Blasendorf, wo an der da stattgefundenen Seligsprechung von sieben griechisch-katholischen Bischöfen sich 120.000 Teilnehmer, Angehörige aller Konfessionen beteiligten, war die Begegnung außergewöhnlich herzlich. Bei schönstem Wetter, das bei allen Begegnungen des Papstes mit den Pilgern eintrat, auch wenn es vorher in Strömen geregnet hatte, war es hier eine besondere Würdigung der griechisch-katholischen Gemeinschaft in Rumänien, die gegenwärtig rund 710.000 Angehörige zählt.
Gegründet am 7. Oktober 1698, als eine mit der römisch-katholischen Kirche unierte Glaubensgemeinschaft, die den Papst als geistliches Oberhaupt anerkennt, wurde sie 1948 von den kommunistischen Machthabern untersagt, ihre geistlichen Oberhäupter verhaftet, das Eigentum der Orthodoxen Kirche übertragen. Nach der Wende von 1989 haben ihre ehemaligen Mitglieder und deren Nachkommen sich wieder zusammenschließen können, die eigenen Kirchen gebaut, da in den meisten Fällen ihre ehemaligen Gotteshäuser von der orthodoxen Kirche nicht mehr rückerstattet wurden, andere Konfessionen wie beispielsweise die Honterusgemeinde in Kronstadt ein Gebäude zeitweilig zur Verfügung stellte. Der Historiker für Osteuropa Oliver Jens Schmitt betonte: „Die Griechisch-Katholische Kirche hat dem Kommunismus einen erbitterten Widerstand geboten und viele ihrer Geistlichen haben sogar mit dem Leben in den Gefängnissen und Lagern dafür bezahlt...Die Orthodoxe Kirche muss ihre Vergangenheit akzeptieren und aufrichtige Entschuldigungen der Griechisch-Katholischen Kirche bringen. Diese bildet eine Brücke zwischen der orthodoxen Welt und der westlichen Kultur, was auch die Verfolgung der totalitären Machthaber gegen sie ausgelöst hatte“.
Papst Franziskus hat sich auch als guter Kenner der politischen Lage im Lande erwiesen. Auf seiner Pastoralreise hat er sich für mehr Verantwortung statt Populismus ausgesprochen und betonte, Spaltungen müssten überwunden werden.
Auf dem Freiheitsfeld von Blasendorf, wo die Seligsprechung der sieben Bischöfe der griechisch-katholischen Kirche stattfand - Valeriu Traian Frentiu, Vasile Aftenie, Ioan Suciu, Tit Liviu Chinezu, Ioan Balan, Alexandru Rusu, Iuliu Hossu -, die in den Gefängnissen gestorben sind und an unbekannter Stelle eingescharrt wurden, waren sieben symbolische Särge aufgebahrt worden.
Die Büste eines weiteren Märtyrer befindet sich auf dem Freiheitsfeld, die des Pfarrers Stephan Ludwig Roth. Er ist bekanntlich ein weiterer Kämpfer für Gleichberechtigung in der Revolution von 1848/1849 gewesen. Stephan Ludwig Roth, der in einem Schnellverfahren von den ungarischen Behörden am 11. Mai 1849 zum Tode verurteilt und am gleichen Tag in Klausenburg auch hingerichtet wurde, weil er gleiche Rechte für die Rumänen wie die der Ungarn forderte, müsste auch einen gebührenden Platz als Märtyrer in der Landegeschichte finden. Anlässlich seines kürzlich 170. jährigen Todestages würdigte unsre Wochenschrift dessen Märtyrertum.
Einen beachtlichen Beitrag zu dem Treffen mit Papst Franziskus in Blasendorf brachten die Kronstädter Vertreter der griechisch-katholischen Kirche, deren Stadtpfarrer Flavius Florea, die anderen drei Geistlichen, die die mit drei Bussen zugereisten Pilger ihrer Kirchengemeinde begleiteten. Der bekannte Credo -Chor der Kirche, geleitet von Mihai Gorbunov hat die ganze geistliche Handlung musikalisch begleitet. Nach Eintreffen von Staatspräsident Klaus Johannis und seiner Gattin Carmen, interpretierte der Chor die Märtyrer-Hymne. Schauspieler George Custur² vom Kronstädter Dramentheater bot Auszüge aus der Ansprache des Bischofs Iuliu Hossu bei der Vereinigung vom 1. Dezember 1918.
Und wieder schien in voller Pracht die Sonne am Hermannstädter Flughafen nach einem starken Regen, als Papst Franziskus vom Staatspräsidenten, von öffentlichen Vertretern, dem Bischof der Evangelischen Kirche A.B. Reinhart Guib verabschiedet wurde. Sein gütiges Lächeln, die Aufgeschlossenheit seinen Gesprächspartner gegenüber, der Kindern, Kranken und Behinderten ausgesprochene Segen wird in der Erinnerung der Pilger bleiben, die an den Zusammenkünften teilgenommen haben oder auch nur vom Bildschirm diese Pastoralreise miterleben konnten.
Dieter Drotleff
Ein herzlicher Empfang wurde Papst Franziskus in Blasendorf bereitet. Foto: der Verfasser
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