Alter Bauernbrauch
26.03.09
Der „Ackermann“ von Vad im Ethnographiemuseum dokumentiert
Periodisch bietet das Kollektiv des Kronstädter Ethnographiemuseums unter der Anleitung von Direktorin Dr. Ligia Fulga Ausstellungen die das Ergebnis der in einer Ortschaft vorgenommenen Feldforschungen zeigen, aber auch große Breitenwirkung haben. Dieses Mal gingen die Forscher dem stark verbreiteten Brauch im Fogarascher Gebiet nach, der als „Der Ackermann“ bezeichnet wird und sich auf die Fruchtbarkeit des Ackerbodens bezieht. Als „Ackermann“ wird der junge Bauer bezeichnet der als erster im jeweiligen Frühjahr mit dem Pflug zum Ackern auszieht. Konkret sind die Forscher diesem Brauch in der Ortschaft Vad nachgegangen die 18 km entfernt von Fogarasch liegt, da hier Brauchtum noch eine sehr wichtige Rolle spielt und auch gewisse Besonderheiten aufweist. Nach den 2007/2008 durchgeführten Forschungen wurde auch ein Dokumentarstreifen erstellt der bei der Vernissage der Ausstellung – am Dienstag, den 17.März 2009 - vorgeführt wurde und großen Anklang bei den Teilnehmern fand, von denen viele mit einem Sonderbus aus Vad angereist waren.
Laut Überlieferung wird hier zum „Ackermann“ ein junger Mann aus der Jünglingsschar gewählt die zu Weihnachten von Haus zu Haus wandert und Weihnachtslieder (colinde) singt. Als Ackermann wird er dann am zweiten Ostertag anerkannt. Das Zeremoniell beginnt schon am 1. März, wenn die Burschen zum Pflügen aufs Feld losgehen, bewaffnet mit einem Laib Brot und einem Liter Schnaps. Vor den Pflug werden vier bis sechs Ochsen gespannt und die Burschenschar wandert in einem Festzug durchs Dorf aufs Feld. Am Vorabend des Festes gehen die Mädchen aufs Feld und bringen grüne Weizenhalme mit, mit denen der „Ackermann“ geschmückt wird. Am Festtag versteckt sich der Ackermann am Morgen in der Scheune, im Heu, am Acker mit dem Herbstweizen damit ein gutes Erntejahr folgen soll. Darauf wird er von von den Burschen gesucht und von den Mädchen mit den grünen Weizenhalmen geschmückt. Dem der ihn gefunden hat, wird aus der Schnapsflasche ein guter Tropfen angeboten. Vier kräftige Burschen führen ihn auf einer Trage durchs Dorf, wobei er Weizenkörner auf die Dorfbewohner wirft.
Details über diesen Brauch sind in der Ausstellung zu sehen die bis Ende April geöffnet bleibt und die in dem Dokumentarfilm aufgenommen sind. Ligia Fulga beabsichtigt im Namen der Museumsleitung Schritte einzuleiten, damit das Dorf Vad durch die hier verzeichnete Pflege der Traditionen in die UNESCO-Brauchtumsliste aufgenommen wird. Die Ausstellung ist mit zahlreichen Fotos illustriert; die Begleittexte bieten eine gute Dokumentation über diesen Brauch der auch in anderen Ortschaften dieses Gebietes noch gepflegt wird.
Dieter Drotleff
Foto 1
Der vermummte „Ackermann“ wird durch das Dorf zum Fluss getragen. Es folgen ihm die Mädchen, Burschen und Dorfbewohner. Hier wird er mit Wasser bespritzt; die Weizenhalmen wirft er ins Wasser. Sie werden abgetrieben um Regen für die Ernte des Jahres zu beschwören.
Foto: Ethnographiemuseum Kronstadt
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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