“Das Kennen der Vergangenheit bildet den Grundstein unserer Zukunft”
24.10.19
Michael Weiss-Gedenkfeier in Marienburg begangen
Am vergangenen Mittwoch, dem 16. Oktober, wurde in Anwesenheit zahlreicher Teilnehmer die Michael Weiß-Gedenfeier beim Heldendenkmal von Marienburg abgehalten. Auf dem Feld, wo vor 407 Jahren der Kronstädter Stadtrichter Michael Weiß (1569 – 1612) zusammen mit Hunderten von Bürgern und Bewohnerns der sächsischen Gemeinde aus dem Burzenland, darunter auch Schüler (damals als Studenten bezeichnet) des Hontersugymnasiums im Kampf gegen die Truppen des Fürsten Siebenbürgens Gabriel Bathory fielen, standen heuer mehrere Schülerklassen, vom “Johannes Honterus”-Nationalkolleg, sowie von der “Petru Rares“-Schule aus Marienburg, um der Helden zu gedenken. Der Schulleiter des Honterusskollegs, Radu Chivarean, begrüßte die Gäste. Zu Wort kamen Sorin Taus, Bürgermeister von Marienburg, Reinhart Guib, Bischof der Evangelischen Kirche A. B., Christian Plajer, Stadtpfarrer von Kronstadt, Caroline Fernolend, Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreis Kronstadt, sowie zwei Schülerinnen des Johannes-Honterus Nationalkollegs. Der Landeskirchenkurator Kurt Philippi sowie Senioren aus dem Kronstädter Altenheim “Blumenau”, Kuratoren, Forumsmitglieder und weitere Interessierte haben ebenfalls an der Veranstaltung teilgenommen. Die Burzenländer Blaskapelle hat den musikalische Rahmen geboten.
Der Vertreter der Evangelischen Kirche hat mit Beteiligung des Stadtpfarrers eine Andacht gehalten, in der der Einsatz der Vorfahren bei Marienburg, aber auch die Deportation der nordsiebenbürgischen Gemeinden vor 75 Jahren erinnert wurde. Bürgermeister Taus und Caroline Fernolend legten Kränze am Denkmal nieder. Taus, der die Bedeutung der Gedenkveranstaltung unterstrich, erwähnte auch die Absicht die Verwaltung der Kirchenburgen von Marienburg und Rothbach/Rotbav von der Evangelischen Kirche A.B. zu übernehmen, um diese mit europäischen Geldern zu sanieren und in eine nationale Touristentour einfügen zu können.
Zwei Schülerinnen des Honterus-Kollegs sprachen auf Deutsch, beziehungsweise auf Rumänisch über die tragischen Ereignisse in denen ehemalige Honterusschüler im Kampf ums Leben kamen und ehrten deren Heldentaten. Nach der Gedenkfeier haben die Honterusschüler die Marienburg besichtigt.
Dass heuer so viele Schüler anwesend waren erfreute Fernolend, die Ursula Philippi ihren Dank für diese im Vorjahr vorgeschlagene Initiative aussprach. Dadurch könne die junge Generation Näheres über die Vorfahren erfahren. Chivarean, der das Ereignis moderiert hat, betonte wie wichtig es sei die Vergangenheit zu kennen, zumal diese „den Grundstein unserer Zukunft” bilde. Auch in Kronstadt wurde der Helden gedenkt. Am Honterus-Kolleg wurde den Gymnasialschülern in der Aula die Persönlichkeit des Stadtrichters Weiß vorgestellt und auf der Michael Weiß-Gasse, im Stadtzentrum, wurde ein von Schülern erstellter Dokumentarfilm zu dessen Person und Taten ausgestrahlt. Die Videoproduktion war in drei Sprachen zu sehen, Deutsch, Rumänisch und Englisch. Am Vortag hatten Grundschulklassen derselben Bildungseinrichtung das Denkmal in Marienburg besucht und hier Lieder gesungen, danach die Marienburger Burg besichtigt.
Die Gedenkfeier, die zur Zeit des Kommunismus verboten war, ist 1998 wieder aufgenommen worden und wird seitdem jährlich fortgeführt. Sie gilt im Gemeinschaftsbewusstsein als Volkstrauertags der Burzenländer Sachsen. Das „Studentendenkmal“ in Marienburg ist ein Werk des Architekten Friedrich Balthes und wurde im Jahr 1913 eingeweiht. Das Denkmal ist gut gepflegt, wozu manchmal auch Klassen von Honterusschülern beitragen. Die Michael Weiß-Gedenkfeier soll in Zukunft weiterhin in Marienburg veranstaltet werden, wobei die Vertreterin des Forums den Wunsch äußerte die Schule solle das Ereignis „in die eigen Hand“ nehmen.
Michael Weiß wurde am 13. Januar 1569 in Mediasch geboren und ist in die Erinnerung als politische Persönlichkeit eingegangen, sowie durch seine Schriften die er hinterlassen hat. Er war als Sekretär des Kommandanten der Festung Sathmar, an der ungarischen Hofkanzlei in Prag tätig. Mit nur zwanzig Jahren erhob ihn Rudolf II. in den Adelsstand. Nach Aufenthalten in Heidelberg, Altdorf bei Nürnberg, Prag und Wien, ließ er sich im Frühjahr 1590 in Kronstadt nieder. Hier wurde er erst städtischer Sekretär, danach Stadtrat und schließlich Stadtrichter. 1612 starb er im Namen der Freiheit.
Laura Capatana-Juller
Mehrere Schülerklassen aus Kronstadt und Marienburg, sowie Senioren und weitere Gäste hören das von der Burzenländer Blaskapelle gespielte Siebenbürgenlied. Foto: die Verfasserin
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