Das Wort hat unbewusste Kräfte
23.12.21
Weihnachtsbotschaft von Britta Seidner, Vikarin in Fogarasch
Lukas 1,26–56
Weihnachten ist ein Fest, das einen langen Vorlauf hat. Bei manchen ist es die Vorfreude, die sich über Wochen hinzieht, für andere ist es eher der Druck der Vorbereitungen. Die Adventszeit vermittelt ein bisschen den Eindruck, dass wir vor einer Veranstaltung stehen, auf die wir uns schon lange freuen. Und nun stehen wir vor der Eingangstür und warten auf das große Ereignis. Und wie kann man sich beim Warten am besten die Zeit vertreiben? Mit Nachdenken, Meditieren, Diskutieren über bestimmte Themen, die uns beschäftigen, oder die uns irritieren, oder auch Freude verspüren lassen. Ich stehe nun mit Ihnen, liebe Schwestern und Brüder, in der Warteschlange und erzähle Ihnen die Geschichte, wie ein Engel erschienen ist, und von der Geburt eines Jungen durch eine Jungfrau sprach. Was würden Sie sagen? Was würden sie fragen? Was würden Sie meinen? Würden Sie vielleicht darüber lachen? Soll es tatsächlich so passiert sein? Ist es biologisch überhaupt möglich, als Jungfrau schwanger zu werden? Ist die Geschichte symbolisch gemeint?
In der Geschichte der Kirche und des Verständnisses der Empfängnis Jesu haben sich schon viele Theologen und Kirchenmänner im Laufe der Jahrtausende bei ihren Konzilien auseinandergesetzt und sind trotzdem nie zu einem alle befriedigenden Schluss gekommen. Somit möchte ich nun zunächst dieses Thema zurückstellen, auch deshalb, weil die Evangelisten Markus und Johannes nicht von dieser mysteriösen Empfängnis berichten, was dann in ihrem Sinne bedeuten würde, dass sie das Wirken Jesu in den Vordergrund stellen und nicht seine Geburt als ausschlaggebend sehen.
Der Evangelist Johannes schreibt: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.“
Das Wort hat unbewusste Kräfte. Das Wort kann sehr viel Gutes bringen oder sehr viel Schaden anrichten. Das konnte in unseren Tagen ein japanischer Wissenschaftler, Masaru Emoto, beweisen, als er ein fast unglaubliches Experiment durchführte: Er beschäftigte sich seit den 90er Jahren mit Wasser und war überzeugt, dass Wasser auf Gedanken und Worte reagiert. Also setzte er das Wasser bestimmten Worten aus, positiven und negativen Worten, wie zum Beispiel „Danke“, oder „Krieg“ und so weiter und ließ das Wasser danach gefrieren. In den hier abgebildeten Beispielen können Sie einige der Ergebnisse dieses Experimentes sehen. Wir können beobachten, dass die liebevollen Worte wunderschöne, symmetrische Kristalle bildeten, während die negativen Äußerungen sehr unschöne, eher abstoßende Bilder erschufen.
Ihr Lieben, ich habe dieses Experiment selbst mit einigen Gruppen von Kindern durchgeführt und hatte jedes Mal das gleiche Resultat. Das Experiment lief folgendermaßen: Wir haben in drei Einmachgläser eine kleine Menge gekochten Reis hineingelegt. Reis ist ja bekanntlich an sich sehr hydrophil, sprich, er zieht große Mengen an Wasser an. Wir hatten also drei Gläser mit gekochtem Reis gefüllt und zugeschraubt. Jedes Glas war beschriftet: Auf dem ersten stand Liebe, auf dem zweiten Hass und auf dem dritten Ignoranz. Nun durften die Kinder in einer Zeitspanne von einigen Wochen täglich zu den Gläsern sprechen. Dem ersten Glas wurden immer sehr freundliche Worte gesagt: „Ich liebe dich“, „Du bist mein Freund“, „Du bist so schön, so toll“. An dem zweiten Glas durften sie sich abregen und es beschimpfen: „Du bist blöd!“, „Du machst mich krank!“, „Du Idiot!“, „Ich hasse dich!“ Das dritte Glas wurde anderswo, den Wörtern nicht ausgesetzt, gelagert und einfach ignoriert. Was die Kinder und ich nach Wochen feststellten, war, dass der Reis, der mit Liebe behandelt wurde, schön weiß war und keinen Schaden davongetragen hatte. Der Reis mit der Hassinschrift war sehr stark verschimmelt und schwarz geworden. Der ignorierte Reis hatte auch starken Schimmel, war jedoch eher grünlich geworden. Das Experiment hat jedes Mal denselben Ausgang.
Wir Menschen bestehen aus etwa 70 Prozent Wasser. Und wenn es schon dem Reis so ergangen ist, umso mehr uns Menschen! Wenn wir auf diese Weise ahnen, was für Wirkungen unsere Worte und Gedanken auf uns und unsere Mitmenschen haben, werden wir vielleicht aufmerksamer und gehen liebevoller mit uns selbst und dem Nächsten um. Wir sollen ja unseren Nächsten lieben wie uns selbst, in Gedanken, Worten und Werken.
Auch in unserem Bibeltext finden wir Reaktionen auf das Wort: Maria erschrickt und wundert sich nicht über die Erscheinung des Engels Gabriel, sondern über seinen Gruß: „Sei gegrüßt, du Begnadete! Der HERR ist mit dir! Sie aber erschrak über die Rede und dachte: Welch ein Gruß ist das?“
Elisabeth und das ungeborene Kind in ihrem Bauch reagieren auf den Gruß der Maria: „Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe. Und Elisabeth wurde vom heiligen Geist erfüllt und rief laut und sprach: Gepriesen seist du unter den Frauen, und gepriesen ist die Frucht deines Leibes! Und wie geschieht mir das, dass die Mutter meines HERRN zu mir kommt? Denn siehe, als ich die Stimme deines Grußes hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leibe.“
Maria hörte bei der Geburt des Herrn die Reden, welche über das Kind gesagt werden und „behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.“
Wenn wir in unserer Kirche taufen, verwenden wir das Wasser und das Wort. Wir haben bei den Kristallen schon beobachtet, dass das Gebet das Wasser verändert. Wenn wir mit unseren Tieren sprechen, verstehen sie vielleicht nicht die Bedeutung unserer Wörter, aber sie wissen, ob gute oder schlechte Energie hinein investiert wurde. Der Ton macht die Musik, heißt es.
Jesus wird später in seinem Wirken mit seinen Worten die ganze Welt verändern. In der Genesis heißt es auch, dass Gott die Welt mit Worten erschaffen hat. Und auch heute, wenn wir uns umsehen in unserer Welt, stellen wir fest: Alles, was existiert und wir mit unseren Augen sehen können, sei es schön oder nicht, war einmal ein Gedanke, der zum Wort wurde und dann in die Tat umgesetzt wurde.
Wenn ich jetzt zurückkommen darf auf die eingangs gestellte Frage: Was bedeuten die für uns heute schockierenden Worte von der Jungfrauengeburt Jesu? Vielleicht werden sie verständlicher, wenn man sie in dem Sinne interpretiert, dass sie eine schöne Rede sind, die das Christuskind im besten Sinne gedeihen lassen kann, als Rede von Liebe, Zuneigung, Wunder, die selbst Wunder vollbringt – wenn schon beim Reis, um wieviel mehr beim Jesuskind.
Liebe Schwestern und Brüder, diese Weihnachtszeit soll uns zum Nachdenken auffordern über uns selbst, über die Mitmenschen, über Jesus und sein Kommen, über Gott und sein Wirken an uns. In dieser Zeit soll gesungen werden, Freude und Liebe sollen verbreitet werden und wir sollen uns auch ins Bewusstsein rufen, wie viel Konstruktives oder Destruktives wir in Worte fassen, sei es auch nur in den eigenen Gedanken, über uns selbst oder über andere. Das Wasser in uns wird auf diese Energie reagieren.
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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