Dem 85-jährigem Bachchor-Jubiläum gewidmet
20.12.18
„Lebensräume in der Honterusgemeinde“ mit eingehender Dokumentation
Gleich zwei Jubiläen ist der in der Adventszeit erschienene Gemeindebrief der Honterusgemeinde gewidmet: dem 85-jährigen Bestehen des Bachchores und der 25-jährigen Existenz des Jugendbachchores. Die Kronstädter Bachverehrer des Männergesangvereins gründeten im Januar 1933 den Bachchor, der Bickerichs „liebstes Kind“ wurde, wie Eckart Schlandt, der selbst später als Dirigent den Chor übernahm, und 1993 den Jugendbachchor gründete, in seiner Dokumentation hervorhebt. Zu den Begründern der Kronstädter Musikkultur sind einige Persönlichkeiten wie Johann Lukas Hedwig, Rudolf Lassel, Paul Richter, Victor Bickerich, Walter Schlandt als bahnbrechende Komponisten, Dirigenten und Instrumentalisten zu nennen. Die Chortradition in der Stadt unter der Zinne hatte immer viele Anhänger, die aus den Reihen der sächsischen Bewohner kamen, in den Chorformationen mitwirkten um später auch Platz anderes nationaler oder konfessioneller Sänger/Innen zu bieten, die heute in den beiden Chören mitwirken und somit zur Fortführung dieser Tradition beitragen.
Zurückblickend auf die musikalische Tradition gab es in Kronstadt den Schülerkirchenchor, den Männergesangverein, den deutschen Liederkranz, die Stadtkapelle, die Philharmonische Gesellschaft. Das von diesen interpretierte Repertoire war unterschiedlich und reichte von bekannten volkstümlichen Liedern bis zur Aufführung von Opern, Operetten, Arien, Oratorien oder Singspielen. Zu besonderes anspruchsvollen Aufführungen kam es 1924 mit der Matthäuspassion und 1931 der Johannespassion von Johann Sebastian Bach unter der Leitung von Victor Bickerich als Landeserstaufführungen.
Vor 85 Jahren, im Januar 1933, wurde auf Initiative mehrerer Mitglieder des Männergesangvereins, die besonderes das Werk von Bach verehrten, der Kronstädter Bachchor gegründet. Die Formation gelangte zu Ruhm durch ihre gekonnte Interpretation anspruchsvoller Werke. Es sind zu verzeichnen die Auftritte im Athenäum von Bukarest, die Deutschlandfahrt, wo der Chor 1937 in Potsdam auftrat, Rundfunkübertragungen aus der Schwarzen Kirche. Namhafte Solisten aus Bukarest konnten für besondere Aufführungen verpflichtet werden. Einschließlich der berühmte rumänische Komponist George Enescu dirigierte diesen anlässlich einer Aufführung in Bukarest 1943. Dieses war der einzige Kirchenchor der auch nach 1944 überlebte, nachdem die anderen Musikvereine aufgelöst worden sind. Die Leitung des Bachchors übernahm 1962 Walter Schlandt von Victor Bickerich. Unter seiner Leitung wurden die kirchlichen Aufführungen fortgesetzt. Zwei besondere musikalische Darbietungen wurden unter seiner Leitung geboten, die Johannespassion von Bach und das Requiem von Mozart, zwei musikalische Höhepunkte die in die Kulturgeschichte der Stadt eingegangen sind.
Nur drei Jahre später übernahm dessen Sohn Eckart Schlandt die Leitung des Bachchors der sich in seiner neuen Aufgabe mit zahlreichen organisatorischen Problemen konfrontiert sah. Der Chor wurde immer wieder von Mitgliedern verlassen die auswanderten, andere kamen hinzu was für diese auch eine zeitweilige Anpassung benötigte. Und trotzdem konnten jährlich auch einige große Aufführungen besonderes anspruchsvoller Werke vorgenommen werden. Das Weihnachtsoratorium, Bachkantaten, Werke von Händel, Haydn aber auch einheimischer Komponisten wie Rudolf Lassel, Paul Richter wurden ins Repertoire aufgenommen. Trotz der massiven Auswanderungswelle nach 1990, konnte der Chor weiter bestehen, Konzerte bieten, durch die Mitgliedschaft auch von SängerInnen aus der Reihe anderer Konfessionen. Für Nachwuchs sorgte dann der 1993 gegründete Jugendbachchor. Für Eckart Schlandt war es ein besonderes starker Einsatz, um all seine musikalischen Aufgaben meistern zu können: die Proben mit den beiden Chören, die Orgelkonzerte, wobei die Sommerorgelreihe sich immer mehr etablierte. In der dritten Generation der Familie übernahm dann Steffen Schlandt 2004 die beiden Chöre, brachte mit seinem jugendlichen Elan neue Initiativen ein wie die Gründung der beiden Konzertreihen „Musica Barcensis“ und „Musica Coronensis“, die heute das Musikgeschehen nicht nur in Kronstadt sondern auch im ganzen Burzenland, aber auch außerhalb des Kreisgebietes prägen.In einem ausführlichen Gespräch mit Dr. Steffen Schlandt, das Frank-Thomas Ziegler zeichnet, werden Höhepunkte dieser Musiktradition angesprochen, darunter auch der 2017 gegründete Kinderchor der Honterusgemeinde wobei Schlandt betont: „Die Arbeit mit Kindern in unserer Gemeinde wird sehr unterstützt und jeder Aufwand zahlt sich aus. Kinder finden in der Kirchenmusik einen leichteren Zugang zu den Geschichten aus der Bibel“.
Einleitend zu dieser Adventsausgabe des Gemeindebriefes äußert Stadtpfarrer Christian Plajer einige persönliche Gedanken, die er unter dem Titel „Göttliche Musik“ zusammenfasst, wobei er unterstreicht: „Meiner Überzeugung nach überträgt Musik nicht nur Gefühle, sondern sie ist auch in der Lage, religiöse Offenbarung zu vermitteln. Offenbarung ist in der Theologie ein Begriff, der für die existentiell betroffene Entdeckung Gottes steht. Gott zeigt sich mir, er berührt mich, ich werde von ihm angesprochen und dieses Angesprochen-Werden wird mir zur Erfahrung“.
Es folgen Einladungen zu den verschiedenen geistlichen Veranstaltungen, sowie „Der besondere Kalender“ mit einer Übersicht der Gottesdienste bis zum 14. April 2019, eine Woche vor Ostern. Einige Ansichten von dem Gemeindeausflug, der im September nach Eisenburg und Broos führte, Daten zum evangelischen Kindergarten in der Neugasse, über den Religionsunterricht in den Schulen und dem Jugendtag in Bekokten, die bestehenden regelmäßigen Angebote wie Gottesdienste, Kindergottesdienste, Jugendstunden, Andachten im Seniorenheim, Bibelarbeit, Chorproben, Seniorennachmittag oder -turnen, bieten nicht nur Information sondern sind auch Einladungen zum Mitmachen, Gemeinschaft zu leben und erleben. Mit der Frage „Was bedeutet es für uns, heute evangelisch zu sein?“ befasst sich Pfarrer Dr. Stefan Cosoroaba. Zu dem Schaffen von Paul Klee äußert sich Petra Olosz, mit dem von Georg Trakl, Frank-Thomas Ziegler. Erinnert wird an Gerda Orzan als Vorbild, Freundin und Schwester im Glauben von Uta Albert.
Auch diese Ausgabe des Gemeindebriefes bietet einem eine vielseitige und ansprechende Lektüre, viel Information, und die Einladung zum Mitmachen, sich zu beteiligen an diesem vielseitigen geistlichen und sozialen Leben der Gemeinschaft.
Dieter Drotleff
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
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