Der Flughafen als Entwicklungsmotor
20.05.22
Die zweite Auflage der Tagung „Smart Airport Cities“ in Weidenbach
Als vor drei Jahren erstmals in Weidenbach die Tagung „Smart Airport Cities“ stattfand, war der Flughafen-Terminal noch im Projektstadium. Damals gab es nur die Lande- und Abflugpiste und viele Hoffnungen und Erwartungen. Bei der zweiten Auflage dieser Tagung freute sich Christian Macedonschi, Vorsitzender des Vereins „Smart City Brasov“, Mitveranstalter und Moderator der Konferenz, die rund zweihundert Teilnehmer/innen zu einer Besichtigung des fertiggestellten Terminals einladen zu können. Trotz Pandemie konnten die Bauarbeiten abgeschlossen werden, so dass im November dieses Jahres mit der Zertifizierung des Flughafens gerechnet wird. Adrian Vestea, Vorsitzender des Kreisrates Kronstadt, führte durch den Terminal der allen Vorgaben betreffend Technik und Sicherheit entspricht und der mit dem virtuellen Fernturm als Koordinierungszentrale des Flugverkehrsdienstes eine nicht nur für Rumänien gültige Premiere aufweist. Nur mit Beispielrolle waren an den Anzeigetafeln der Check-in-Schalter London und Rom als internationale Flugziele angegeben. Bis tatsächlich das erste Flugzeug von da abhebt, werden nach der Eröffnung wahrscheinlich weitere sechs Monate vergehen müssen, heißt es neuerdings seitens des Projekt-Direktors Alexandru Anghel. Fluggesellschaften brauchen diese Frist um sich darauf entsprechend abzusprechen und vorzubereiten.
Ob auch Lufthansa zu ihnen gezählt werden kann, das sei eine Frage mit der er nun ständig rechnen müsse, sagte Zlatko Zlatic, CEO der Lufthansa-Gruppe für Rumänien, Bulgarien und Republik Moldau bei der Debatte der Arbeitsgruppe über Flughafen-Entwicklung. Er erinnerte an die gegenwärtigen auch Pandemie-bedingten Schwierigkeiten im internationalen Flugverkehr die nun Sparmaßnahmen, wie eine Einschränkung der Flugzeuganzahl mit sich gebracht haben, versicherte aber, dass Kronstadt in den Lufthansa-Plänen eine wichtige Stelle einnehme. Denkbar sei z.B. dass drei-vier Deutschland-Flüge aus Bukarest nach Weidenbach umdirigiert werden. „Der Traum wird eines Tages erfüllt werden“, sagte Zlatic.
Aber nicht nur Touristen und Geschäftsleute werden für den zukünftigen regionalen Flughafen (der erste der in Rumänien in 50 Jahren als hundertprozentige Neu-Investition entstand) wichtig sein. Gerechnet wird auch mit einem soliden Cargo-Anteil angesichts der bestehenden Lieferverkehrsprobleme auf internationaler Ebene. In seinem Grußwort hatte der Botschafter der Schweiz, Arthur Mattli, auf die zunehmende Bedeutung der regionalen Flughäfen hingewiesen und dem Kronstädter Flughafen einen gesunden Mix zwischen Tourismus, Business und Cargo gewünscht wie auch einen grünen, nachhaltigen Charakter. Später sollte Adrian Ve{tea in diesem Zusammenhang erwähnen, dass der Weidenbacher Flughafen als erster Flughafen in Rumänien die Energieautarkie anstrebe.
Deutschland war gleich dreimal durch Grußbotschaften vertreten: Kerstin Ursula Jahn, Konsulin in Hermannstadt, begrüßte das Flughafenprojekt als Ergebnis der Kooperation und nicht der Konkurrenz; Ahmed Lundgren-Bekov, Leiter der Wirtschaftsabteilung der Deutschen Botschaft in Bukarest, wünschte für den Betrieb des Flughafenmanagements die entsprechende Software für die bereits existierende Hardware; Werner Henning, gebürtiger Siebenbürger Sachse und Nürnberger Stadtrat, übermittelte Grüße seitens des Nürnberger Oberbürgermeisters Markus König und bot Zusammenarbeit und volle Unterstützung für den Kronstädter Flughafen an. Grußbotschaften gab es ebenfalls seitens der französischen Botschaft sowie von den Honorarkonsulen Österreichs in Hermannstadt (Andreas Huber) und Polens in Kronstadt (Janusz Salinski) und seitens der belgisch-rumänischen Handelskammer (Alain Schodts).
Als Gastgeber und Vertreter der Hauptveranstalter (das Bürgermeisteramt und der Stadtrat Weidenbach) eröffnete Bürgermeister Ionel Fliundra die Tagung. Der Flughafen werde für Weidenbach zu einem Brückenkopf der die weitere wirtschaftliche, kulturelle und touristische Entwicklung der Ortschaft fördern werde, sagte Fliundra. Dabei sollen die Menschen im Mittelpunkt stehen. Der Bürgermeister erwähnte ein weiteres Projekt der Stadtverwaltung das in direktem Bezug zum Flughafen steht: das Anlegen eines Messegeländes und eines Kongresszentrums. (In einer nächsten KR-Ausgabe folgt dazu ein Kurzinterview mit Ionel Fliundra).
Da die Tagung im Event-Center „Angelis Ballroom“ bei der Kronstädter Einfahrt nach Weidenbach nicht zufällig am 9. Mai, dem Europa-Tag, stattfand, wurde mehrmals „La mul]i ani, Europa!“ („Alles Gute, Europa!“) gewünscht. Nach der Nationalhymne erklang zu Beginn der Tagung auch Beethovens „Ode an die Freude“ - die EU-Hymne. Beim Zwischenstopp in Weidenbach auf der Fahrt zum Flughafen-Terminal erklang auch das Siebenbürgenlied dargeboten von der von Matthias Roos geleiteten Jugendblaskapelle. Dort sang der Weidenbacher Schulchor den Gästen aber auch den anwesenden Weidenbacher erneut beide Hymnen vor – diesmal als passende Musikbeilage für einen offiziellen Akt: Bürgermeister Fliundra gab bekannt, dass die Piazzetta nahe der sächsischen Kirchenburg ab nun den Namen „Europa“ erhalten hat.
Als Projekt das die Werte für die die EU steht, verwirklicht, bezeichnete Kronstadts Bürgermeister Allen Coliban den zukünftigen Flughafen der nicht nur von Kronstädtern mit viel Ungeduld und Begeisterung erwartet wird.
In fünf Panels wurden vor und nach Mittagspause und Flughafen-Besuch folgende Bereiche besprochen: die Rolle der Handelskammern in der regionalen Entwicklung; Entwicklungstrends rund um Flughäfen; Business und Tourismus in Airport Cities; Rumänische Flughäfen als Drehkreuze in der Business-Entwicklung und die Rolle der Fluggesellschaften als Brückenbauer für Europas Regionen. Simultanübersetzung, gewandte Moderation, das Fachwissen der Keynot Speaker und der Diskussionsteilnehmer waren gesichert, so dass bei dieser Tagung sehr viele der Bereiche einer smarten Entwicklung rund um Flughäfen besprochen werden konnten. Zu hoffen bleibt, dass auch möglichst viel davon mit und nach der Weidenbacher Flugplatzeröffnung den Sprung von Theorie zur praktischen Anwendung schafft. Das Wissen ist da, Fachkräfte und Ausstattung lassen sich finden. Die nicht geringe und einfache Finanzierung bleibt eine Herausforderung wie neuerdings auch ein sicherer friedlicher internationaler Kontext.
Ralf Sudrigian
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
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Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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