Der zeichnende Journalist
05.03.09
Nel gewann den 1. Preis beim Karikaturenwettbewerb
„Sehr, sehr überrascht war ich“, kommentiert Ioan Cozacu seinen 1. Preis beim kürzlichen Karikaturenwettbewerb „Rückblende 2008“. In den Augen des weit jünger wirkenden 66-jahrigen Karikaturisten leuchtet eine leise Freude. Eingereicht hatte der den deutschen Kirchenzeitungen als „Nel“ bekannte „zeichnende Journalist“, wie er sich selbst nennt, jenes Bild, auf dem ein Banker mit den typischen Utensilien von Hütchenspielern hantiert. „Ich kann Ihnen kurz erklären, wie eine Investmentbank funktioniert“, lässt Nel ihn seinem hoch noblen Publikum verkünden.
Obwohl der gebürtige Rumäne auch in der Schule schon gern seine Lehrer karikierte, stellte er sich selbst die Weichen zunächst in Richtung Architektur. Das „Nel“ begleitete ihn aber bereits damals. „Mein Spitzname“, erklärt er. Abgeleitet von der Verkleinerungsform seines Vornamens Ioan (Johann) - „Ionel“. Und eigentlich lag es nur an einer Reihe von Missverständnissen, dass er 1973, als er als Austauschstudent an die Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle kam, plötzlich gar nicht mehr sein geliebtes Architekturstudium fortsetzen konnte, sondern auf Kunst umsatteln musste. „Die Karikaturen waren da mein Trost“, lächelt er heute rückblickend. Alsbald sollten sie sein Broterwerb werden.
„So zwischen zehn und zwölf vormittags habe ich die besten Ideen“, beschreibt Nel, seit 1985 mit Frau Sabine und zwei inzwischen erwachsenen Töchtern in Erfurt lebend, seine Arbeitsweise. Dann braucht er seinen Füller, Papier und Ruhe, viel Ruhe. Auch das Telefon hat zu schweigen. „Und wenn ich den Faden hab, mach ich mir eine Notiz oder eine schnelle Skizze. Aber ich bin nicht schnell zufrieden mit ersten Ideen.“ Drei verschiedene davon hatte er allein an dem Tag, als er den „Hütchenspieler“ zu Papier brachte. Der war dann die vierte. „Und so komme ich immer in Zeitnot“, lächelt er Schulter zuckend.
So leicht sie aussehen, die Striche, die Nel aufs Papier wirft, so wenig leicht macht er es sich mit Menschen und Themen. Wohl will er hin und wieder mal jemandem auf den Schlips treten. Aber provozieren – nein. Hinsichtlich des Haltbarkeitsdatums für seine Kunst zitiert der bescheidene Rumäne Ringelnatz: „Die Karikatur ist einen Augenblick wahr.“ Sein Naturell, so scheint es, kommt dieser Kunstgattung entgegen: Als immer wieder Suchender bezeichnet er sich, neugierig geblieben und zugleich ausgestattet mit einer großen Portion Skepsis. Selbstverständlich auch seinem eigenen Werk gegenüber. Noch ist er mit dem, was außerhalb seines Tagewerks an Zeichnungen entsteht, „nicht angekommen“, wie er es formuliert. „Aber wenn ich erst Enkel habe“, mutmaßt Nel, „dann kommt bestimmt ein Kinderbuch.“
Kathrin Schanze
(aus „Glaube + Heimat“)
Für diese Karrikatur erhielt Nel 2001 den zweiten Preis beim Karikaturenwettbewerb des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
Aktuell
Karpatenrundschau
19.04.24
Literarisch-musikalische Performance im Apolonia Kulturzentrum, Kronstadt
[mehr...]
19.04.24
Das Museum für Sport- und Bergtourismus öffnete seine Tore in Kronstadt
[mehr...]