Die Märchennachmittage einer Diplomkauffrau
09.07.09
Sie spricht englisch, französisch, italienisch und selbstverständlich ihre deutsche Muttersprache. Trotz ihrer Begabung für Fremdsprachen klappt es noch nicht so richtig mit dem Rumänischen. Daran ist nicht nur ihr rumänischer Freund „Schuld“ (für beide reicht Englisch aus) sondern auch das Kronstädter Deutsche Forum. Hier, im deutschen Umfeld, hat Yasmin keine Sprach- und auch keine Verständigungsprobleme. Hilfsbereit und freundlich sei man ihr von Anfang an entgegen gekommen. Gute Gespräche, viele Ideen, gegenseitige Vorschläge und neue Anregungen ergaben sich daraus wie selbstverständlich. Manches davon wurde in den dreieinhalb Monaten umgesetzt, seitdem sie da, als freiwillige Praktikantin, mitmacht.
Yasmin erwähnt die deutschen Märchennachmittage zu denen Schüler aus den Grundschulklassen mehrerer Kronstädter Schulen kamen. Sie selbst ist in diese Schulen gegangen, hat das Angebot vorgestellt und damit Lehrer und Eltern überzeugt. Die Kleinen fanden den Weg zum Forumssitz, obwohl manche Eltern selber nicht wussten, wie man da hinkommt. Das Angebot dort vorzustellen, wo es auch ein Echo hat – das sei eine Herausforderung und somit eine Aufgabe die Yasmin zu meistern versucht. Selbstverständlich in Absprache mit der Forumsleitung die in diesem Zusammenspiel ein aktiver Partner ist und bleibt. Der Fotowettbewerb mit dem Thema Kronstadt aus persönlicher Sicht zu entdecken und vorzustellen, ist auch was Neues. 36 Arbeiten von 13 Hobbyfotografen sind eingetroffen und warten nun auf die Entscheidung der Jury. Die besten zwölf Fotos kommen in ein Jahreskalender des Kronstädter Forums und so materialisiert sich eine weitere Initiative von Yasmin. Unlängst hat Yasmin Shoaib auch ein erstes Brainstorming für Anregungen betreffend die Kronstädter deutsche Jugendarbeit moderiert.
Von Rumänien wusste die 28-Jährige bisher wenig. Da war ihr Afrika schon näher, weil sie dort in Madagaskar und in Nigeria Arbeitserfahrung im Bereich Microfinance Banking sammeln konnte. Bereits als Studentin an der Berliner Fachhochschule für Wirtschaft war sie in interkulturellen Aktivitäten eingebunden. Das hat Yasmin sozusagen von zu Hause schon gelernt, denn ihr Vater ist Pakistani. Dass sie hier in Rumänien, wo sie für vorläufig rund ein Jahr ihren Freund begleitet der in Ilieni (Kreis Covasna) arbeitet, eine deutsche Minderheit antrifft deren Geschichte weiterhin Nachwirkungen zeigt, hat sie in dieser Form nicht erwartet. Die Art und Weise wie die Siebenbürger Sachsen sich mit ihrer Geschichte verbunden fühlen, zeuge von „einem gesunden Selbstverständnis“ - etwas Positives und für sie auch etwas Anderes wie in ihrem Heimatland, wo in Sachen nationaler Stolz nach 1945 nicht so unbefangen gesprochen werden kann. Kronstadt gefällt ihr ganz gut, auch wegen seinem reichen Kulturangebot; von Schäßburg und Hermannstadt war sie auch nicht enttäuscht worden. Aber nicht nur touristische Höhepunkte sucht Yasmin – zuletzt war sie mit Auto und dann vor Ort mit dem Fahrrad auf Erkundungstour in und um Keisd/Saschiz.
Die junge Diplomkauffrau hat zwar in Kronstadt beruflich eine Pause eingelegt, dafür aber neue Erfahrungen gemacht, Land und Leute kennen gelernt – eine Bereicherung für sich selbst, wie auch fürs Kronstädter Forum, wo ihr freiwilligen Einsatz neue Impulse zur Folge hat.
Ralf Sudrigian
Foto
Yasmin Shoaib - seit Mitte März beim Kronstädter Forum.
Foto: der Verfasser
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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