„Die Schule von einst“ im Museum
29.07.21
Die Ausstellung kann bis zum 25. August bei „Casa Muresenilor“ besichtigt werden
Einen Rückblick auf die Schule von einst in unserem Land, genauer gesagt auf die letzten hundert Jahre, bietet das Kronstädter „Muresenilor“-Museum (Marktplatz/Piata Sfatului 25) in diesen Wochen. Die rund 1500 ausgestellten Exponate hat das Kronstädter Museum in Zusammenarbeit mit dem Verein Spielzeugmuseum /“Asociatia Muzeul Jucariilor“ gesammelt, geordnet und ausgestellt. Es handelt sich um Schulutensilien wie Schiefertäfelchen die dann später von Schulheften ersetzt wurden, um Feder und Tintenfass, um Blei- und Farbstifte mit Radiergummi und Bleistiftspitzer die ihren Platz im Federkästchen hatten, um Lineale, Winkelmesser, Zirkel bis zu, in jüngeren Zeiten, Taschenrechner - die neue Variante der klassischen Rechenschieber mit Rahmen, Stäben und bunten Kugeln. Alles wurde, samt Jause, im Schulranzen verstaut. Zu sehen sind zahlreiche Lehrbücher, die ältesten von ihnen noch als Broschüren im Heftformat gebunden. Am bekanntesten sind wohl den Besuchern die Fibeln in Erinnerung geblieben, die in der Ausstellung in rumänischer, deutscher und ungarischer Variante zu sehen sind. Notenhefte, Abschlussurkunden sind nicht vergessen worden; vermissen könnte man den nach wie vor wichtigen Schulkatalog mit dem unter den Arm oder in der Hand jede Lehrkraft in die Klasse eintrat.
Als Lehrmaterial beweist sich der Erdglobus als sehr beliebt denn es gibt eine Vielfalt davon zu sehen, sowohl in der Zwischenkriegszeit als auch in den Jahren des kommunistischen Regimes. Auffallend sind großen Wandtafeln als Anschauungsmaterial für den Grundschulunterricht mit Bezug auf Lehrbereiche wie Natur, Jahreszeiten, Berufe, städtischer Verkehr usw. In Fotos sind Schülerinnen und Schülern in Schul- oder Pionieruniform zu sehen, wie auch die klassischen Abschluss-Gruppenfotos der Schulklassen zusammen mit den Lehrern. Aussagekräftig sind jene Innenaufnahmen auf denen Schüler in ihren Bänken sitzend zu sehen sind, alle in Uniform, manchmal sogar mit den Händen brav am Rücken. Selbst wenn es sich um gestellte Fotos handelt, so vermitteln sie etwas von der ärmlichen damaligen Ausstattung, von der Stimmung in der Klasse, von strenger Disziplin und von der dominanten Rolle des Lehrers im damals üblichen Frontalunterricht. Außerschulische Tätigkeiten (Ausflüge, Lager, Sportwettkämpfe, Vorführungen) sind in der Ausstellung weniger präsent. Dafür gibt es die früher beliebten Stammbücher mit Versen, Zeichnungen, Abziehbilder die über Jahre die Erinnerung an die Klassenkameraden und Lehrer wach halten sollten. Hinzu kommen die „Orakel“ genannten Umfragen betreffend Hobbys, Lieblingssänger oder -schauspieler, Zukunftspläne, Wünsche usw. die seinerzeit unter Teenagern beliebt waren.
In zwei kleinen braunen Bänken mit Schreibpult und Fächern für Schreibgerät und Tintenfass sitzen zwei Mädchenpuppen in hellblau-schwarzer Schuluniform. Separat ausgestellt sind die Kindergarten-Uniform, die Pionieruniform mit roter Krawatte und Abzeichen, die Mädchen-Uniform mit weiß-blauem Pepita-Hemd und blauer Schürze. Von den älteren Uniformen ist jene der „strajeri“ (Pfadfinder) aus den 1930-er Jahren mit einer Koppel mit der Aufschrift „Gata oricând!“ zu sehen. „Immer bereit!“ hieß es damals; unter der kommunistischen Herrschaft lautete der Leitspruch der Pioniere „Tot înainte!“ („Stets vorwärts!“). Ab den 1970-er Jahren hing bis 1989 in jeder Klasse ein Ceausescu-Porträt.
Für jene die sich an ihre Schulzeit erinnern wollen oder für jene die wissen wollen, wie ihre Eltern und Großeltern ihre Schuljahre verbrachten, lohnt es sich, die Ausstellung „Die Schule von einst“ zu besuchen. Das könnte mit Nostalgie bzw. Staunen verbunden sein, vielleicht auch mit dem Erkenntnis, dass die Schuljahre vor allem von den Lehrerinnen und Lehrern geprägt werden und erst danach vom politischen System oder den Schulbüchern und Lehrmitteln.
Die Ausstellung kann bis zum 25. August von montags bis freitags zwischen 9 und 17 Uhr und samstags zwischen 10 und 17 Uhr besichtigt werden.
Ralf Sudrigian
Fleißige Schüler pflegen ihren Schulgarten als Vorbilder auf einer Bildtafel im sozialistischen Schulunterricht. Foto: der Verfasser
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Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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