Ein besonderes Winterfest
08.01.09
Die jüdische Gemeinde in Kronstadt feierte Chanukka
Während sich manche Kronstädter eifrig für Weihnachten vorbereiteten, feierte die jüdische Gemeinde schon Chanukka: am Abend des 22. Dezember war die Synagoge in der Waisenhausgasse (Poarta Schei-Straße) übervoll.
Dipl.-Ing. Tiberiu Roth, der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Kronstadt, hieß die diesjährigen Ehrengäste willkommen: den Rabbiner Sorin Schlomo Rosen, den Generalsekretär der Föderation der Jüdischen Gemeinschaften in Rumänien, Dipl.-Ing. Albert Kupferberg, und die Journalistin Luciana Friedman. Anwesend war auch Miklos Gantz, Vizebürgermeister von Kronstadt und Mitglied der hiesigen jüdischen Gemeinde.
Sorin Rosen, der vor einem Jahr als Rabbiner der Jüdischen Gemeinschaften in Rumänien ordiniert wurde, eröffnete die diesjährige Feier mit Gebeten für Rumänien und Israel. Tiberiu Roth sprach dann über die Bedeutung dieses für das Judentum sehr wichtigen Lichterfestes. Chanukka („Fest der Weihe”) erinnert an die Wiedereinweihung des jüdischen Tempels in Jerusalem im Jahr 164 v. Chr, nach dem erfolgreichen Makkabäeraufstand der Juden. Damals wurde die fremde Herrschaft des Seleukidenreiches über Judäa beendet und der jüdische Tempeldienst wieder eingeführt. Für die Leuchter, welche im Tempel niemals erlöschen sollten, fand man im geplünderten Tempel nur noch einen Krug geweihtes Öl, das für einen einzigen Tag reichte. Durch ein Wunder brannte aber das Öl acht Tage lang: daran erinnern die acht Lichter des Chanukkaleuchters. Chanukka feiert also den Fortbestand des Judentums in oft widrigen Umständen. Tiberiu Roth erinnerte auch an die Wende vor 19 Jahren, die genau zu Beginn der Chanukka neue politische Hoffnungen erweckte. Ing Albert Kupferberg erklärte weitere Bedeutungen des Chanukka Lichtes und wünschte am Ende seiner Rede das traditionelle „Chag urim sameach!” („Frohes Fest des Lichtes”).
Über die Symbolik des achttägigen Festes sprach anschließend Sorin Rosen, der mit seinen knapp dreißig Jahren unter den jüngsten Rabbinern Europas ist. Er betonte in seiner Predigt, dass nicht zufällig mitten im kalten Winter zur gleichen Zeit drei Feste des Lichtes gefeiert werden: Chanukka, Weihnachten und der Abschluss des islamischen Ramadan-Fastenmonats. Die eigentliche Bedeutung dieser Feiern ist, dass die Kälte und die Finsternis der Welt mit dem Licht der Freude, mit Frieden und Hoffnung beseitigt werden können.
Da der 22. Dezember schon der zweite Abend des Festes war, wurden im Leuchter zwei Kerzen angezündet, worauf der Chor „B’nei Milu” bekannte Chanukkalieder sang: „Maos Zur” („Fels der Rettung”) – eine Hymne dieser Feier weltweit, „Baruch atah Adonai” („Gelobt seiest Du”), „Al haNisim” ("Diese Lichter zünden wir an”) oder „Schalom al Israel” („Frieden für Israel”). Das Musikprogramm des Abends brachte dann ein Instrumental-Duett auf die Bühne: den Klarinettisten der Kronstädter Philharmonie, Iulian Rusu, der zugleich Leiter des Chors „B’nei Milu” ist, von Stefan Balint am Akkordeon begleitet. Die dargebotenen Melodien, hinreißende Klezmer-Stücke, wurden von den Musikern erstklassig wiedergegeben, so dass das Publikum einen wohlverdienten Applaus schenkte. Das Gesang-Quartett „Yachad” („Zusammen”) und ein Bläser-Quartett, das als „neueste musikalische Präsenz” in der Kronstädter Synagoge vorgestellt wurde, schlossen den spirituellen Teil der Feier.
Anschließend wurde zum „leckeren Teil” herzlich eingeladen. „Diesmal handelt es sich um etwas Außerordentliches”, erklärte Tiberiu Roth. Der Kronstädter Gemeinde ist es gelungen, ein aufwändiges Projekt zum Abschluss zu bringen. Mit Hilfe der Organisation Joint Distribution Committee und der Föderation der Jüdischen Gemeinschaften in Rumänien, wurde hier das erste jüdische Koscher-Restaurant in Rumaenien anstelle der alten „rituellen Kantine” gebaut. „Die offizielle Eröffnung soll gleich nach Neujahr im Januar erfolgen” sagte Roth. Das Festessen am 22. Dezember war also eine „Generalprobe”, aber es fehlte keine der Spezialitäten, die auf einen Chanukka-Tisch gehören. Ganz besonderen Erfolg hatten die traditionellen Krapfen „Sufganiot”.
Das Restaurant „Schalom” verfügt über zwei große Räume und über eine Sommerterrasse im Hof und bietet den künftigen Besuchern nicht nur die leckersten Rezepte der traditionellen jüdischen Küche an, sondern auch die besten europäischen Spezialitäten. Der Vorstand der Kronstädter jüdischen Gemeinde nimmt sich auch vor, hier Kulturabende mit guter Musik, bekannten Solisten und Schauspielern zu veranstalten. Eine für Kronstadt sehr wertvolle Premiere, der wir viel Erfolg wünschen.
Christine Chiriac
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