Ein bleibendes Gemeinschaftswerk
01.04.21
Dokumentationsband über Denkmäler der Kriegs- und Deportationsopfer in die Sowjetunion
Im Vorjahr wurde der vor 75 Jahren eingeleiteten Deportation der rund 70.000 arbeitsfähigen deutschen Angehörigen (Frauen im Alter von 18 - 30 Jahren, Männer zwischen 17 - 45 Jahren) aus Rumänien zur Zwangsarbeit in die ehemalige Sowjetunion gedacht. Tausende Opfer haben diesen Willkürakt nicht überstanden, sind fern der Heimat in der russischen Steppe begraben worden wobei diese Stellen unbekannt geblieben sind, andere überlebten stark traumatisiert und krank der bis zu fünf Jahren dauernden Deportation. Auch für mich persönlich stammt meine erste Kindheitserinnerung an den Januar 1945 als bei eisiger Kälte je ein russischer und ein rumänischer Soldat in Winterkleidung und bewaffnet mit Maschinengewehren in unserer Wohnung erschienen und meinen Vater aufforderten mit einigen Kleidungsstücken und etwas Nahrung zu folgen. An meine drei Wochen am ersten Weihnachtstag verstorbene Schwester kann ich mich nicht mehr erinnern. Nach fünf Jahren wahren wir, meine Mutter und mein älterer Bruder auf dem alten Bahnhof von Kronstadt wo wir den aus der Deportation heimgekehrten Gatten und Vater begrüßten. Doch seine rechte Hand war in einem dicken Verband gewickelt in Folge eines Arbeitsunfalls den er im August wenige Monate vor seiner Entlassung hatte. Und doch waren wir glücklich, daß er heimkehren konnte, nicht wie andere die mit dem Leben unschuldige Opfer der Kriegsfolgen und anschließenden Deportation wurden.
Im Kontext der im Vorjahr organisierten Gedenkveranstaltungen ist der Band "Denkmäler und Gedenktafeln für die im Januar 1945 in die Sowjetunion deportierten Rumäniendeutschen" von Friedrich Philippi und Erwin Josef Tigla dieser als besonderes ehrendes und Erinnerungsdokument zu betrachten. Das in über 230 Seiten umfassende Album erschienen unter hervorragender grafischer Gestaltung im Verlag „Banatul montan“ in der InterGraf Druckerei in Reschitza, als 105 Buch des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins "Deutsche Vortragsreihe Reschitza", umfaßt ein einleitendes Wort von Prof.Friedrich Philippi, Landeskirchenkurator der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, ein besonderes guter Kenner der Geschichte und Ortschaften Siebenbürgens und auch Fotograf
Abgebildet sind dann im Inhalt die Denkmäler der Gefallenen zugehörig der Rumäniendeutschen in den beiden Weltkriegen und der anschließenden Deportation in die Sowjetunion aus dem Banat, der Hauptstadt Bukarest, Nordsiebenbürgen, Siebenbürgen und auch aus Deutschland. Zustandegekommen ist der aufliegende Band nach einem Aufruf von Erwin Josef Tigla, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen den er vor zwei Jahren an die Foren, Kirchengemeinden, Verbände und Heimatortsgemeinschaften der von da stammenden deutschstämmigen Angehörigen richtete um dieses Gemeinschaftswerk zu schaffen. Der Dank der Herausgeber richtet sich an alle Mitwirkende die Fotomaterial eingesendet haben, wobei ein besondere Dank auch an das Ehepaar Corina und Dorin Daraban aus Sathmar geht welche die Denkmäler aus Nordsiebenbürgen und Ungarn dokumentiert haben. Die Gedenktafeln gehören auch einer diesbezüglichen Tradition an da solche zu Ehren der Gefallenen im Ersten Weltkrieg vor allem in Kirchen, an öffentlichen Stellen errichtet wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden diese ergänzt mit ähnlichen Würdigungen, aber besonders nach der politischen Wende von 1989, da bis dahin das Thema der Russlanddeportation tabu war. Die Namen der Opfer der Deportation wurden zu den Opfern des Zweiten Weltkrieges hinzugefügt, in anderen Fällen wurden separate Denkmäler errichtet die nur denen der Deportation gewidmet sind. Diesbezüglich ist das erste Denkmal landesweit zu erwähnen das im Stadtzentrum von Reschitza nach einem Entwurf des bildenden Künstlers Hans Stendl errichtet und im Beisein des römisch-katholischen Bischofs Msgr. Sebastian Kräuter und des Bischofs der Evangelischen Landeskirche A.B. D.Dr. Christoph Klein am 14. Oktober 1995 eingeweiht wurde. Auch andere Denkmäler wurden in letzten Jahren den Opfern gewidmet und eingeweiht, zum Teil sind es Kunstwerke deren Autoren diese bleibenden Mahnmale geschaffen haben. Den Opfern besonders aus dem Ersten Weltkrieg sind nicht nur Gedenktafeln gewidmet worden, sondern auch gestickte Texte auf Fahnen oder Paramenten. In Brenndorf wurde ein neues Denkmal am Friedhof, nach dem Entwurf des von da stammenden Künstlers Reinhardt Schuster eingeweiht, in Honigberg und Bartholomae haben die Denkmäler eine besondere künstlerische Ausführung durch eine jeweilige Kirchenglocke erhalten. In Nordsiebenbürgen und im Banat sind einige neue Denkmäler nach besonderen Projekten gestiftet worden. Einige dieser Gedenktafeln enthalten außer den Namen der Opfer, auch Bibelsprüche, in einigen Ortschaften sind neben den Namen auch die Hausnummern angegeben da es mehrere Opfer gab die gleiche Namen trugen.
Erwin Josef Tigla hatte 2010 einen solchen Bildband herausgebracht, der aber ergänzungsbedürftig war.Daher sein 2019 erfolgter Aufruf auf eigene Initiative hin diesen bleibenden Dokumentband zu schaffen. Den beiden Autoren, ihren Mitarbeitern die das Fotomaterial lieferten, den Sponsoren wie auch dem Verlag und der Druckerei sei höchste Anerkennung für dieses Gemeinschaftswerk auszusprechen.
Dieter Drotleff
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
Aktuell
Karpatenrundschau
10.05.24
Interview mit Uwe Leonhard, Kandidat für den Kronstädter Lokalrat
[mehr...]
10.05.24
Evangelische Kirche A. B. Kronstadt begrüßt Städtepartnerschaft zwischen Nürnberg und Kronstadt
[mehr...]
10.05.24
Falsche Eingriffe der Bauleute, Witterungseinflüsse werden beseitigt
[mehr...]