Ein Freund Kronstadts
23.04.09
Es ist nun bald dreizehn Monate her, seit Peter Konstroffer, ehemaliger Bundesvorsitzender des Christlichen Gewerkschaftsbundes Deutschland, uns verlassen hat. Der Zufall und das Leben haben es so eingerichtet, dass ich erst jetzt davon erfahren habe. Kennengelernt habe ich Peter Konstroffer anlässlich seines ersten Kronstadt-Besuchs im Juli 1993 als er einer Einladung der Gewerkschaftsallianz „15 Noiembrie“ Folge leistete. Auch ihm ist zu verdanken, dass diese Gewerkschaft dem „Europäischen Gewerkschaftsbund“ mit Sitz in Brüssel beitreten konnte. Die Mitarbeit mit ihm beschränkte sich aber nicht nur auf die gewerkschaftliche Arbeit. Peter Konstroffer vermittelte auch wichtige Kontakte und trug dadurch zur Integration Rumäniens in die euro-atlantischen Strukturen bei.
Für Peter Konstroffer war auch die Kultur sehr wichtig. Die bemerkenswerten Ausstellungen westeuropäischer Kunst die in Kronstadt Anfang der 1990-er Jahre gezeigt werden konnten, sind auch ihm zu verdanken. Mich hat er tatkräftig unterstützt und ermutigt in meinem neuen Weg, jener der Computergrafik, den ich damals eingeschlagen hatte. Seine Hilfe war ausschlaggebend beim Zustandekommen meiner persönlichen Ausstellung beim Sitz des Europa-Parlaments in Brüssel. Für seinen Einsatz im Bereich der europäischen Zusammenarbeit auf sozialer, kultureller und politischer Ebene und für die Förderung der deutsch-italienischen Beziehungen erhielt er 2006 den Capo-Cicero-Preis, ein Auszeichnung die unter anderen auch an Persönlichkeiten wie Helmut Kohl, Vladimir Putin, Marcel Reich-Ranicki, Daniel Barenboim und Claudia Cardinale vergeben wurde.
Kronstadt hat ihm vom ersten Tag an gefallen. Nach zwei kurzen Besuchen beim Sitz der „15 Noiembrie“-Gewerkschaft und beim Sitz der Stiftung „Kronstadt“ habe ich ihn durch die Kronstädter Innenstadt geführt. Als wir von der Klostergasse zum Alten Marktplatz kamen, entschlüpfte ihm ein Ausdruck der Bewunderung. Von da an verzichtete er auf jede Zurückhaltung. Er war beeindruckt von dem alten Stadtbild und der Umgebung Kronstadts. In den folgenden Jahren kam er immer wieder gern nach Kronstadt wo er sich sichtlich wohl fühlte. Die deutsche Prägung der Stadt gefiel ihm sehr gut und er sagte, er fühle sich da wie zu Hause.
Der Niedergang der Kronstädter Großwerke hat auch zur Auflösung der Gewerkschaft „15. Noiembrie“ geführt. Die Kontakte zu Peter Konstroffer wurden seltener. Ich wusste, dass er krank war und wollte ihn nicht zusätzlich belasten. Dass meine Briefe unbeantwortet blieben, bereitete mit keine besondere Sorgen, da ich wusste, dass Peter die letzten ihm verbliebenen Jahre für Reisen vorgesehen hatte. Das blieb leider ein unerfüllter Wunsch, denn mit 54 Jahren hat uns Peter Konstroffer viel zu früh verlassen.
Kronstadt verliert in Peter Konstroffer einen guten, selbstlosen Freund, einen aufrichtigen Bewunderer. Die Erinnerung an ihn bleibt aber wach für all jene die ihn kennen und schätzen lernen durften.
Gheorghe Iosif
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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