Ein neuer historischer Anziehungspunkt
14.12.17
Die wiederaufgebaute Marienburger Burg bald für Besucher zugänglich
Fährt man auf der Nationalstraße von Kronstadt in Richtung Schäßburg oder mit der Eisenbahn, wird einem seit dem Herbst der Blick aus der Ferne schon, von einer neuen auf einem Hügel bei Marienburg errichteten Burg angezogen. Bis vor wenigen Jahren waren es nur Ruinen, die kaum sichtbar waren, und auch das nur wenn man in deren Nähe gelangte. Durch ein Restaurierungsprojekt des Kronstädter Kreisrates, das in den Jahren 2013 – 2017 durchgeführt worden ist, ist die Burg nach Überlieferungen aus Chroniken, den Ergebnissen der da vorgenommenen archäologischen Grabungen, wieder aufgebaut worden. Die Fachkoordination hatte die bekannte Architektin Daniela Marcu Istrate, der ein Archäologen- und Historikerkollektiv zur Seite stand. Partner des Projektes waren desgleichen das Archäologieinstitut „Vasile Pârvan“ aus Bukarest, der Kronstädter Kulturverein Hieronymus und die Euras-Gesellschaft von Sathmar die die Bauarbeiten durchgeführt hat. Das Projekt, das von dem Kronstädter Kreisrat auf Anregung der Gemeindeleitung von Marienburg finanziert worden ist, hat nach der Restaurierung der Repser Burg, auch dieses große Vorhaben durchgeführt. Die Arbeiten wurden laut den Bauprojekt das die Klausenburger Firma Utilitas unter der Leitung der Architektin Eke Eva ausgearbeitet hat, durchgeführt. Ob die nun wiedererrichtete Marienburg ganz der ursprünglichen Anlage entspricht, darüber gibt es sicher noch viele Pro- und Gegenmeinungen. Vom historischen Standpunkt ist es sicher eine besondere Leistung, und für die Gemeinde ein neuen touristischer Anziehungspunkt.
Nicht Ritterburg
Verschiedene Forscher, aber auch im Volksmund wurden die Ruinen der Festung auf dem östlich der Gemeinde Marienburg befindlichen Hügel als von den Deutschen Rittern errichtete Verteidigungsanlage anerkannt. Doch Ausgrabungen die vom Bukarester Archäologieinstitut und dem Kronstädter Kreismuseum vorgenommen wurden, haben erwiesen, daß hier keine Ritterburg im 13. Jahrhundert stehen konnte. Geza Bako, der bekannte Kronstädter Forscher, hat den Standort der Ritterburg bei der evangelischen Kirche der Gemeinde nachweisen können. Der Historiker Gernot Nussbächer weist auf zwei Urkunden – 1420 und 1439 -, bezüglich der Geschichte von Marienburg hin. In der von 1420 werden zwei Befestigungsanlagen erwähnt. Erstens die Schutzmauern der Gemeinde die den Bewohnern Sicherheit boten, sowie eine Befestigung mit Türmen und Basteien die vor längerer Zeit errichtet worden ist. Als die Schutz- oder Stadtmauern ist die Ummauerung des Kirchhofes zu verstehen. Als zweite Burg muß die laut der Urkunde von 1439 betrachtet werden die zur Verteidigung der Familien und ihres Hab und Gutes diente und somit eine Bauern- und nicht eine Ritterburg war. Die gegenwärtige restaurierte Form der Burg reflektiert die verschiedenen Etappen die diese durchschritten hat sowohl was Belagerungen als auch ihre Schutzfunktion betrifft.
Eine Broschüre wurde zum Anlaß des Abschlusses der Restaurierung der Burg herausgebracht die den Besuchern dienen soll und die in die Geschichte der Burg einführt. In dieser wird festgehalten, daß der Grundstein am Anfang des 13. Jahrhunderts von deutschen Kolonisten gelegt worden ist. Marienburg ist aber in die Geschichte als Sitz des Ritterordens der das Burzenland von 1211 – 1225 beherrschte, eingegangen. Die gegenwärtige Form soll die Burg nach dem das östlich auf der Anhöhe befindliche Kloster aufgegeben worden ist, erhalten haben. Das Kloster kann mit der Tätigkeit des Zisterzienser-Ordens im Burzenland in Zusammenhang gebracht werden.
Die gegenwärtige restaurierte Burg
Die Festung hat eine längliche, ovale Form mit einer Länge von 77,50 Meter und einer Breite von etwa 28 Meter. Die Türme der vier Himmelsrichtungen sind durch 6 Meter hohe und 1,50 Meter breite Verbindungsmauern verbunden. Diese haben Schießscharten und Öffnungen zum Gießen von heißem Teer. Die Form baut auf die verschiedenen Bau- und Entwicklungsetappen. Die ältesten erhaltenen Komponenten bauen auf den östlichen und westlichen Turm. Innerhalb der Festung gab es Räume die verschiedenen Funktionen wie Unterkunft, Lager dienten. Im Hof wurde nach 1612 der Brunnen gegraben der wegen den Belagerungen sich als erforderlich erwies um das nötige Trinkwasser zu sichern. Vermutlich war der Brunnen 30 tief um bis zum Grundwasser des Alt-Flusses zu gelangen. Zu Beginn der Restaurierungsarbeiten war es der Westturm der am besten erhalten war. Dieser ist fast ganz außerhalb der Burg gelagert und hat einen Außenumfang von 9,50 mal 7,50 Meter. Bei der Restaurierung wurde die historische Form beibehalten und der obere Teil der Anlage wurde aus Holz nachgebaut da diese seit Jahren nicht mehr bestand.
Zwar ist die Burg noch nicht offiziell für Touristen geöffnet worden, haben doch schon verschiedene Besuchergruppen die Gelegenheit gehabt diese unter Anleitung des Bürgermeisters der Gemeinde Sorin Taus oder der Leiterin des hiesigen Informationszentrums für Touristen Mihaela Bolea zu besichtigen. Zum Teil sind die Räume mit Exponaten ausgestattet worden, die Erklärungen dazu sind in rumänischer und englischer Sprache vorhanden. Hinzu sollen noch die deutschsprachigen kommen. Der Zufahrt zu der Burg, der Parkplatz vor dieser müssen noch ausgebaut werden. Auch sind noch einige Ausbesserungen an Eisentoren und Holzarbeiten vorzunehmen. Das am Eingang befindliche Fallgitter wurde nur als Kulisse angebracht. Die befürchtete Kläranlage die in unmittelbarer Nähe der Burg gebaut worden ist, verbreitet nicht den befürchteten Geruch. Noch benötigt es der verschiedenen Bewilligungen von Behörden was den Brandschutz betrifft, der des Kulturministeriums u.a. um die Burg für die Besucher zu öffnen. Sicher wird diese ein besonderer Anziehungspunkt werden. Außer durch den Bau und deren Lage, auch durch die wunderbare Aussicht die sich von da über das ganze Burzenland bietet, wird diese sicher viele Touristen anziehen.
Dieter Drotleff
Blick auf den Innenhof der restaurierten Burg und der Kirche von Marienburg. Foto: der Verfassser
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