Ein Vierteljahrhundert im Dienst der Gemeinschaft
11.05.17
Die Saxonia-Stiftung feierte ihr 25. Jubiläum in Rosenau
Am Samstag, dem 6. Mai, gab es bei der Saxonia-Stiftung in Rosenau einen Grund zum Feiern:die Stiftung, die seit Anfang der 90er Jahre Tausende bedürftige Siebenbürger Sachsen unterstützt und Kleinunternehmen durch Kredite hilft wurde 25 Jahre alt. Zu diesem Anlass reisten zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland, darunter Vertreter der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, des Sozialwerks der Siebenbürger Sachsen, der Kirche und des Siebenbürgenforums, verschiedener Regionalstiftungen, Projektpartner, Förderer und Geförderte nach Rosenau, um den Gründern, Mitarbeitern und Leitern der Stiftung ihre Anerkennung auszusprechen.
Tausende von Projekten wurden seit 1992 gefördert
Jubiläen sind immer ein Anlass, sich an die ersten Schritte zu erinnern, Bilanz zu ziehen, Dank zu sagen aber auch in die Zukunft zu blicken. Der ursrpüngliche Zweck der 1992 gegründeten Stiftung war die soziale Betreuung der in Rumänien verbliebenen Siebenbürger Sachsen sowie die Vermittlung von Wirtschaftshilfe an Kleinunternehmer aus den Reihen der siebenbürgisch-deutschen Gemeinschaft und deren Umfeld. Im Jahr 2008 wurde die Vermittlung der Wirtschaftshilfe von der dazu neu gegründeten Stiftung Saxonia-Transilvania übernommen, während die Saxonia Stiftung ihre sozialen Aufgaben weiterführt. Ihre materielle Grundlage wurde vom Anfang an vom Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen e.V. München gesichert. Gründer sind die Evangelische Kirche in Rumänien und das Siebenbürgenforum. Heute vermittelt die Saxonia-Stiftung unter dem Begriff „Hilfe zur Selbsthilfe“ wirtschaftliche Unterstützung durch Projektförderungen in neun Verwaltungskreisen in Siebenbürgen. Über 10.000 Projekte hat die Kronstädter Saxonia-Stiftung in dem Vierteljahrhundert seit ihrem Bestehen gefördert, rund 10.000 Arbeitsplätze wurden geschaffen. Soziale Fürsorge, Stabile Wirtschaft und sichere Zukunft- das sind die Ziele der Stiftung, die mit Engagement und Enthusiasmus verfolgt werden.
„Zweifellos eine Erfolgsgeschichte“
„Wenn man unter Berücksichtigung der vielen Ereignisse in den letzten 25 Jahren Bilanz zieht, dann ist die Stiftung, auch wenn nicht alle Ziele erreicht und jedes Projekt erfolgreich war, unter dem Strich zweifellos eine Erfolgsgeschichte. Die Saxonia ist ein gelebtes Kooperationsmodell, welches sich auch in stürmischen Zeiten bewährt hat und dessen vor 25 Jahren szizzierte Ziele Bestand haben: Sozialhilfe, Wirtschaftshilfe, gemeinschaftsfördernde Maßnahmen. Diese Kernziele sind und bleiben der Orientierungsrahmen an welchem sich die Stiftung in Zukunft auszurichten hat“, sagte der Geschäftsführer Klaus Sifft in seinem Grußwort an die Anwesenden. Dass sich das Modell der Stiftung erfolgreich 25 Jahre durchsetzen konnte und insberondere hinsichtlich der Effektivität und Wirtschaftlichkeit Anerkennung im eigenen Territorium, aber auch über die Landesgrenzen hinaus genießt, beruhe in erster Linie auf dem hohen Engagement der Spender und der Kompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Karl Arthur Ehrmann, ehemaliger langjähriger Geschäftsführer der Stiftung, erinnerte sich in seiner Festrede an die Worte von Georg Rehner, geförderter Kleinunternehmer aus Honigberg , anlässlich des 15. Geburtstags der Stiftung vor 10 Jahren: „Saxonia heißt die erste deutsche Lokomotive. Das passt auch für unsere Stiftung: Eine Lok, die 1992 auf die Räder kam und seither unbeirrt und geradlinig weiterrollt“. So unbeirrt und geradlinig wäre es nicht gelaufen, meint Ehrmann. Besonders in den Anfangsjahren war es schwer, auf die Räder zu gelangen. Ehrmann erinnerte sich an den häufigen Schwierigkeiten mit den Hilfstransporten am rumänischen Zoll (mit Zöllner, die selbst von den Spenden profitieren wollten oder einen österreichischen Studenten, der mit Hilfe der Stiftung eine Waschmaschine für eine bedürftige Familie nach Rumänien bringen wollte, mit einer Pistole bedroht haben). Inzwischen gibt es keine „Abenteuer“ mehr, die Freiheiten der EU haben die Arbeit der Stiftung vereinfacht.
Europakonforme Gesetzesnormen, die abgeschaffene Zollhürde sowie die Existenz branchenorientierter Einrichtungen entlasten die Saxonia in mehreren Bereichen.
„Wenn wir sie nicht hätten, würden wir es merken“
Anschließend lobten Gäste, Partner und Förderer die Tätigkeitz der Saxonia zugunsten der deutschen Gemeinschaft in Rumänien und bedankten sich für die gemeinsamen Projekte. Dr. Paul-Jürgen Porr, Vorsitzender des Landesforums, meinte in seinem Grußwort dass die Billanz der Stiftung nach 25 Jahren „äußerst positiv“ wäre, wobei der soziale Aspekt nie aus den Augen verloren wurde. Prof. Martin Bottesch, Vorsitzender des Siebenbürgenforums, erinnerte sich auch an die ersten Jahre der Stiftung. „Die Zeiten haben sich geändert, die Stiftung ist aber weiterhin notwendig. Wenn wir sie nicht hätten, würden wir es merken.“
Ilse Philippi, Vorsitzende des Direktoriums der Saxonia-Stiftung, meinte, die Stiftung sei wie ein riesiges Haus, und vor 25 Jahren wurde der Grundstein gesetzt. „Wir danken für das, was bisher geleistet wurde. Unser Ziel ‘eine sichere Zukunft’ bedeutet, dass es immer weniger Hilfsbedürftige geben wird. Auch dem Lehrerprogramm wünschen wir viele segensreiche Jahre“. Reinhart Guib, Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, lobte den reformatorischen Geist der Stiftung. Auch die vielen Partner der Saxonia engagierten sich, die Stiftung weiterhin in ihrer Arbeit zu unterstützen. Glückwünsche, Dankes- und Grußworte richteten an die Stiftung Uwe Koch, Kulturattaché bei der Deutschen Botschaft in Bukarest, Dr. Hans Kremer, Vorsitzender des Sozialwerks der Siebenbürger Sachsen aus München, Thomas Laux, Projektleiter der BWI Stuttgart und Hans Hermann Kraus, Vertreter der Katholischen Kirchengemeinde St. Englmar. Die schriftlich eingelaufene Grußbotschaft von Margret Däuwel, Hauptspender der Stiftung, wurde von Esther Piroska präsentiert. „Unseren Mitmenschen zu helfen ist eine wichtige Aufgabe der Menschheit, die uns zusammenhält“. Auch vom Verband der Siebenbürger Sachsen aus den USA kamen Grußworte.
Karl Arthur Ehrmann erhielt goldene Ehrennadel
Der Höhepunkt der Veranstaltung war die Verleihung der goldenen Ehrennadel des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien an Karl Arthur Ehrmann, der bis 2014 Geschäftsführer der Stiftung war. „Versetzen wir uns in die Zeit des Umbruchs der frühen neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurück: die große Auswanderungswelle war noch nicht ganz vorbei; nicht unwesentlich angeschoben durch die vielen Hilfstransporte, die zumeist aus dem deutschsprachigen Raum und ganz wesentlich von den ausgewanderten Landsleuten kamen, suchte der Neuanfang nach Orientierung und langfristiger Perspektive. Orientierung und Perspektive sind wie auch Formulierungen eines Vertrages leere Begriffe, so lange sie nicht Menschen finden, die sie ausfüllen und leben. Karl Arthur Ehrmann (…) hat genau dies verstanden umzusetzen. Die Umsetzung eines Ideals, für das der Terminus „Zukunftschance für die deutsche Minderheit in Rumänien“ sicher kein zu hoch gegriffener Begriff ist, stellt eine Herausforderung dar, die sich im Rahmen eines konventionellen 8-Stunden-Arbeitstages nicht meistern lässt. Da gehört mehr dazu“, sagte Thomas Şindilariu, Vorsitzender des Kronstädter Ortsforums, in seiner Laudatio auf Ehrmann. Er erwähnte auch die Schweirigkeiten in den Zeiten des Umbruchs der frühen 90er Jahre und meinte, dass die kulturelle Kompetenz, die sich Ehrmann während seiner Zeit als Reiseleiter aber auch als Zeitungsredakteur hinsichtlich der Funktionsweise der rumänischen Gesellschaft erworben hatte, seine Betrauung mit der Geschäftsführung der Saxonia „zur Erfolgsstory“ machten. Diese Erfolgsstory wird nun von seinem Nachfolger Klaus Sifft weitergeführt. Die Veranstaltung endete mit einer Filmvorführung mit dem Thema „25 Jahre Saxonia-Stiftung“. Vorher stieß man noch auf weitere 25 erfolgreiche Jahre an.
Elise Wilk
Seit 25 Jahren engagiert sich die Saxonia-Stiftung für notbedürftige Menschen
Foto: Saxonia-Stiftung
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