Eine harte Bewährungsprobe
28.05.20
Bisher keine Covid-Fälle in den Altenheimen Blumenau und Schweischer
Erhöhte Schutzmaßnahmen gelten nach wie vor in den beiden evangelischen Altenheimen aus dem Kreis Kronstadt. Keine Erkrankung als Folge einer Infektion mit dem neuen Coronavirus wurde, Gott sei Dank, bisher (Stand von Montag, 25. Mai) im Kronstädter Altenheim Blumenau und im Altenheim Schweischer verzeichnet. Niemand kann sich aber erlauben, erleichtert aufzuatmen. Zu groß ist die Gefahr einer Ansteckung mit verheerenden Folgen wie es sie leider in solchen Heimen weltweit und auch in Rumänien während dieser Pandemie gegeben hat. Solche Institutionen gehören zu den exponiertesten Stellen; die Senioren/innen sind durch ihr hohes Alter, oft auch von Vorerkrankungen begleitet, ein leichtes und bevorzugtes Opfer des heimtückischen Virus. Karl Hellwig, Förderer und treuer Begleiter des Schweischer Altenheimes der ev. Landeskirche A.B. in Rumänien seit seiner Einweihung Anfang 1991, und Ortwin Hellmann, Vorstandvorsitzender des Trägervereins des Kronstädter Altenheimes Blumenau, berichteten uns telefonisch über die gegenwärtige Sachlage in den beiden Altenheimen.
„Schnell und streng” seien die vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen umgesetzt worden, sagt Dipl.-Ing. Hellwig. An Schutzmasken und Wahrung des Sicherheitsabstandes mussten sich die 31 Bewohner des Altenheims anpassen. Strikter Besuchsverbot wird eingehalten, so dass vor Ort auch keine Andachten oder Gottesdienste abgehalten werden können. Dafür gibt es das Ferngottesdienstangebot der Landeskirche und die von Vikar Danielis Mare ausgearbeiteten Lesegottesdienste die Heimleiterin Mihaela Aldea vervielfältigt und an die Heimbewohner verteilt. Hilfe in Form von Maskenlieferung kam seitens des Bürgermesteramtes Reps, des Vereins NoWeRo und des Repser Teppich-Herstellers RMC, dessen langjähriger Direktor Karl Hellwig war, und der sich schnell auf Herstellung von Schutzmasken einstellte. NoWeRo konnte die auf Hilfe angewiesenen Personen außerhalb des Altenheimes nicht im Stich lassen. Keinen Augenblick habe man gezögert, als es hieß, dass „Essen auf Rädern” erst Recht auch im Notstand fortgesetzt wird. Die rund 30 Nutznießer bekommen dreimal in der Woche je zwei Portionen des Mittagessens ausgeteilt das ein Partner-Restaurant unter Wahrung der gesetzlichen Reglungen bereitstellt. Gegenseitige Solidarität bewährte sich, als die von NoWeRo unterstützte Repser Friseurin plötzlich zeitweilig arbeitslos blieb: sie stellte sich sofort zur Verteilung der Mittagessen bereit.
Im Altenheim Blumenau hat man die schwierige Ausnahmesituation bisher gut im Griff. Es sei eine besondere Herausforderung sowohl für die 15 Pfeger als auch für die 26 Heimbewohner, sagt Ortwin Hellmann. Wie auch in Reps befanden sich die Pfleger während des Notstandes in Quarantäne und konnten nicht nach Hause gehen. Ermüdung und Sorge um die Betreuten aber auch um die eigenen Familien stellten sich ein. Hoffentlich kommt der Staat seinen Versprechen nach, wünscht sich Hellmann, bezahlt die Überstunden und geht auf die in Aussicht gestellten Hilfeleistungen für soziale Arbeit ein. Dass der eine oder andere Staatsbeamte der Bürokratie auch im Notstand treu bleibt und kaum eine Ahnung hat, was es in einem Altenheim alles zu tun gibt, bleibt leider Tatsache. Die Heimleitung ist nun angewiesen, mit eigenen Mitteln diese Krise zu meistern. Umso willkommener und notwendiger ist jede Hilfe in Form von Spenden, eine Unterstützung die unter diesen außergewöhnlichen Umständen (hoffentlich nur zeitweise) ausgefallen ist, unterstreicht Ortwin Hellmann und hofft, dass, laut rumänischer Steuergesetzgebung, dem Altenheim seitens Firmen und Unternehmen sowie Privatpersonen die zur Verfügung stehenden 3,5 Prozent des Steuerbeitrags überwiesen werden.
Ein gewisser Grad an Verunsicherung herrsche auch unter den Heimbewohnern, vor allem unter jenen die viel Zeit vor dem Fernseher verbringen wo, wie bekannt, eher schlechte Nachrichten Vorrang haben. Da bleiben die Ferngottesdienste eine gute Variante für Ausgleich und Vertrauen. Einige der älteren Heiminsassen können auch mit Erinnerungen an eine vor vielen Jahren letztendlich erfolgreich bestandene gefährliche Grippewelle Mut machen. Blumenau und Schweischer – zwei Altenheime die in dieser Notzeit eine schwere Prüfung gut überstanden haben. Dass es dabei bleibt, wünscht die KR dem engagierten Heimpersonal wie auch ihren Schützlingen.
Ralf Sudrigian
Foto: Die große Platane im Innenhof des Altenheimes Blumenau.
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