Einzigartige literarisch und publizistische Tätigkeit
23.07.20
Der Schriftsteller Hans Bergel vor seinem 95. Geburtstag
Als den Chronisten des 20. Jahrhunderts bezeichnet die Berliner Historikerin Renate Windisch Middendorf den Schriftsteller Hans Bergel, wobei sie sich auf seine Romane "Wenn die Adler kommen" und "Die Wiederkehr der Wölfe" bezieht. Besonders hat sich der Autor in letzter Zeit auf den dritten Teil der Trilogie konzentriert, an dem er unermüdlich arbeitet. Die Zahl der Buchveröffentlichungen des am 26. Juli 1925 in Rosenau bei Kronstadt geborenen Autoren, reicht zur Zeit auf über 50 Buchtitel, hunderte Essays, Studien, Radio-Features, biographische Arbeiten über Künstler, Schriftsteller, Forscher die sein Werk abrunden. Der im Vorjahr in Berlin von George Gutu herausgebrachte Band "Horizonte. Über Hans Bergels literarisches Werk" umfasst 23 Arbeiten von besonderen Kennern des Schaffens von Bergel. Literaturkritiker vergleichen ihn mit Thomas Mann, Stefan Zweig, Leo Tolstoi. Der Literaturwissenschaftler Peter Motzan bezeichnet ihn als den produktivsten Schriftsteller der Siebenbürger Sachsen.
Einen nicht zu übersehenden Platz in seinem Leben sind auch die Bindungen zu unserer Wochenschrift und deren Vorgängerin der "Volkszeitung", wo er von 1957 bis 1958 als Kulturredakteur tätig gewesen ist. In diesen Jahren wurden einige seiner Erzählungen und Bücher im Bukarester Jugendverlag herausgebracht. Erinnert sei an die Erzählung "Fürst und Lautenschläger", den Jugendroman "Die Abenteuer des Japps" um nur zwei davon zu nennen. Ende 1958 musste er von der Redaktion entlassen werden. Am 20. April 1959 wurde er verhaftet, wie auch die weiteren vier Schriftsteller Georg Scherg, Andreas Birkner, Wolf von Aichelburg und Harald Sigmund. Vor allem einige Aspekte seiner Erzählung "Fürst und Lautenschläger" erhielten Interpretationen, die als Anschuldigungen gegen ihn verwendet wurden. Durch das im September gleichen Jahres gefällte Urteil wurde Hans Bergel zu 15 Jahren Zwangsarbeit und 5 Jahren Aberkennung der bürgerlichen Rechte verurteilt. In einem 1995 mir gewährten Interview betonte er "Ich war entschlossen, mich mit allen Mitteln zu verteidigen. Ich wusste, dass es aussichtslos war. Ich wusste aber auch, dass es nicht sinnlos war". Seit dem Jahr ist er in sieben Gesprächen, die ich mit ihm für unsere Wochenschrift führte, auf sein Schaffen, aber auch auf die Beziehungen zu seiner ehemaligen Heimat, seinen bleibenden Bindungen zu den Siebenbürger Sachsen eingegangen. Nach einem 1967 an Günter Grass gerichteten Brief, der sich anschließend für Hans Bergel einsetzte, wurde ihm von den kommunistischen Machthabern die Ausreise genehmigt, und er traf am 9. März 1968 in Frankfurt ein.
Als Journalist beim Bayerischen Rundfunk, als Schriftleiter der "Siebenbürgischen Zeitung" von 1970 bis 1989, hat er sich der Anerkennung zahlreicher Zuhörer und Leser erfreuen können. Besonderes aber in der in München erscheinenden Publikation der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen hat er sich dafür eingesetzt, dass diese auch als politisches Instrument einer wichtige Rolle spielt, wobei Hauptthemen vor allem die Emigration aus dem Herkunftsland, die Frage über Bleiben oder Gehen in der Debatte stand. Hans Bergel, der in Rumänien zahlreiche Freunde, Leser, Sportkollegen, seit Jahren hat, erfreut sich deren Anerkennung. Dem rumänischen Buchfreund wurde er durch zahlreiche Übersetzungen vorgestellt, erfreute sich deren besonderem Interesse. Hans Bergel wurde der Titel als Ehrendoktor der Bukarester Universität verliehen, als "Schreiber" von Kronstadt ernannt, nimmt an Buchvorstellungen teil, ist eine international geschätzte Persönlichkeit. Auch wenn er in seinen Jugendjahren in Mitleidenschaft mit anderen Schriftstellern, Persönlichkeiten, Freunden gezogen worden ist, trägt er dem Lande nicht nach.
Lieber Hans Bergel, wir wünschen Dir im Namen aller Deiner und unserer Leser, weitere Schaffenskraft, Gesundheit um all Deine weiteren Vorhaben zu einem positiven Ende führen zu können.
Dieter Drotleff
Drei Bücher von Hans Bergel die in rumänischer Fassung im Klausenburger Verlag Ecou Transilvan erschienen sind, wurden in seiner Anwesenheit und der Verlagsvertreterinnen im Herbst 2016 in der KronArt Galerie von Kronstadt vorgestellt. Foto: der Verfasser
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
Aktuell
Karpatenrundschau
16.09.24
Interview mit Roxana Florescu, Leiterin des Deutschen Kulturzentrums in Kronstadt
[mehr...]
13.09.24
„Und wenn dereinst von meinen Tagen Der allerletzte Tag erscheint, So möge man von mir nur sagen: Es starb, ein wahrer Menschenfreund.”
[mehr...]
13.09.24
Das neue Schuljahr beim Johannes-Honterus-Nationalkolleg
[mehr...]