Erfolgsgeschichten aus Siebenbürgen
21.03.19
Ein Dokumentarfilm zeigt nur Positives
Ein Blick aus der Vogelperspektive führt den Zuschauer der Dokumentation „Zuwanderung nach Siebenbürgen. Erfolgsgeschichten„ in eine schöne Welt, in der hier gebliebenen Siebenbürger-Sachsen, Rückkehrer und Zuwanderer leben und erfolgreiche Geschäfte betreiben, oder sich auf Kulturebene einsetzen. Diese Welt, aus der ausschließlich positive Geschichten dargestellt werden, ist Siebenbürgen, das alle vorgestellten Protagonisten heiß lieben. „Siebenbürgen ist zu Hause“ erklärt einer der zahlreichen Akteure im Film.
Wie schon im Anfang des Streifens durch die gesprochenen Hintergrundinformationen des Regisseurs vermerkt wird, verbergen viele Ortschaften hier wahre Schätze. Einige davon fand der Regisseur und Produzent Florin Besoiu in Dörfen und Städten aus den Kreisen Hermannstadt und Muresch und stellte sie in seinem neuen Dokustreifen, am vergangenen Dienstag, im Festsaal des Forums, vor. Auch wenn kein klares Kriterium für die Auswahl der vorgestellten Protagonisten hervorgeht, erwies sich der 45-Minüter für die Anwesenden sehenswert.
Menschen die ausgezeichnete Geschichten haben, sowie schöne Bilder von Kirchenburgen, Orgeln, historischen Monumenten, einem multiethnischen Museum, Pensionen, Restaurants und vieles mehr beleben kleine und große Ortschaften, über die viele Sachsen mit Sicherheit bescheid wissen. Für andere Zuschauer sind die Erfolgsgeschichten, jedoch eine Neuheit. Nichtsdestotrotz wecken diese beim Zuschauer die Lust die vorgestellten Ortschaften, zu besuchen, die Akteure zu treffen. Bei der Orgelreparatur in Stolzenburg/Slimnic dabei sein und eine wiederhergestellte Pfeife anfassen zu dürfen und den Klang der renovierten Orgel vor Ort zu genießen, wäre bestimmt ein Erlebnis. Auch ein Gespräch mit den Restauratoren, den Schweizern Barbara Dutli und Ferdinand Stemmer von der Honigberger Orgelbau- und Tischlerwerkstatt, die sich mittlerweile in Transylvanien angesiedelt haben, könnte bestimmt auch sehr interessant sein.
Ebenso, wie eine Fahrt mit einer Kutsche aus dem 19. Jahrhundert die der Einsiedler Christian Rummel in Reichesdorf/Richis renoviert. Er hat sich nach den Jahren als Wandergeselle in Reichesdorf niedergelassen und beschäftigt sich mit der Restaurierung alter historischer Monumente. Auch sein Mentor, Johann Schaas, der einzige Sachse im Dorf, der nun als Kirchenkurator tätig ist, erscheint kurz im Film und erzählt von der Zusammenarbeit mit dem Handwerker, dessen wichtigste Errungenschaft bislang die Restaurierung des 26 Meter hohen Glockenturms aus Birthälm/Biertan ist, an der er knapp zwei Jahre gearbeitet hat.
Was den jungen Einsiedler überzeugte in Rumänien zu bleiben, und zwar das Land, die Aufgeschlossenheit und Freundlichkeit der Leute, deren Mentalität, die Natur, aber auch die historische Bausubstanz, nennen auch andere Protagonisten als Argument hier geblieben oder her gezogen zu sein.
„Noch gibt es in Rumänien viele Möglichkeiten wirtschaftlich und touristisch etwas zu machen. Noch.“ hat Martin Müller festgestellt. Der Rückkehrer hat in Albota die Forellenzucht des ehemaligen Diktators Nicolae Ceausescu gekauft und sie zu einem großen Betrieb entwickelt, der mehr als Tausend Gäste beherbergen kann.
Spannend ist sicherlich auch Mircea Ungureanus Möbelwerkstatt, die er in Michelsberg/Cisnadioara aufgebaut hat und in der Möbel und Holzgegenstände mit siebenbürgisch-sächsischen Modellen bemalt werden. Ungureanus erfolgreiches Geschäft trägt zum Erhalten der siebenbürgisch-sächsischen Tradition bei und vertreibt diese auf drei Kontinente.
Auch wenn die meisten Siebenbürger Sachsen schon vor Jahren aus Rumänien ausgewandert sind, versuchen manche in ihren kleinen Gemeinden den Gemeinschaftssinn erhalten zu behalten und auch neuen Wind in die Gemeinde zu bringen. So auch der Imker Willi Tartler aus Hahnbach/Hamba, der in seinem erfolgreichen Betrieb andauernd junge Praktikanten aus dem Ausland aufnimmt und ihnen außer den beruflichen Fortbildung, auch die Möglichkeit bietet Umgebung, Land und Leute kennen zu lernen. Mit Begeisterung erzählt eine österreichische Praktikantin über ihren Wunsch vielleicht einmal nach Siebenbürgen zu ziehen, wo es ihr sehr gefalle. Viele weitere Geschichten werden im Film gezeigt.
Die schönen Aufnahmen die im Film zu sehen sind - besonders die Luftaufnahmen mit der Drohne, das Siebenbürgenlied, das während des ganzen Films immer wieder und an mehreren Instrumenten erklingt, die von Besoiu geschriebene und von professionellen Rednern gelesene Hintergrundinformation, ergänzen die Erfolgsgeschichten. Die vom Regisseur angenommene Einseitigkeit des Materials, in dem sogar das Wetter in jedem Bild sonnig ist, sowie die bewußte Entscheidung sehr viele Protagonisten zu präsentieren, allerdings nur kurz, nicht etwa ins Detail einzugehen, schien die Neuiger und den Wunsch des Publikums auf weitere derartige Filme geweckt zu haben. In jenem Fall jedoch wäre ein gezielter Vertrieb des Films nötig, der ihn ans breite Publikum bringt, sonst besteht die Gefahr, dass das Material untergeht, was schade wäre.
Laura Capatâna Juller
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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