Für eine Landschaft ohne Müll
17.06.22
Magura will als ökotouristische Reisedestination ein gutes Beispiel sein
Es ist ein Widerspruch der nicht weiter so hingenommen werden sollte: In malerischen Landschaften, manchmal sogar in unmittelbarer Nähe zu Naturschutzgebieten findet man dennoch nicht abbaubaren Müll mitten in der Landschaft. Der verunstaltet das Gesamtbild, ist eine Gefahr für Mensch und Natur. Dass dieses Problem selbst an Orten verzeichnet wird, die für ihre landschaftliche Schönheit bekannt sind und damit Touristen anziehen und erfreuen wollen, hat den Verein für Ökotourismus in Rumänien (AER) bewogen, das Projekt „Pentru Eco si Turism” (PET) zu starten. Partner sind drei Vereine aus drei Regionen wo Ökotourismus kein Fremdwort geblieben ist: Tara Dornelor, Tara Hategului - Retezat und die Region Zarnesti – Königstein. Am Fuße des Königsteins liegt auch das Bergdorf Magura. Über den dort gegründeten Verein „Magura Eco Turistica“ und erste Erfolge in der Umsetzung des PET-Projektes erfuhren wir mehr von Hermann und Katharina Kurmes, Inhaber der Pension „Villa Hermani“.
Das Projekt wird aus EWR-Zuschüssen (Beiträge aus Norwegen, Island und Liechtenstein) über Active Citizen Fund Romania mit rund 250.000 Euro finanziert. Hinzu kommt noch der Eigenbeitrag von knapp 16.000 Euro. Es setzt sich zum Ziel, mehr für eine saubere Natur zu unternehmen, die Achtsamkeit der Bevölkerung in den drei als Öko-Reisedestinationen bekannten Gebieten für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Müll zu stärken, auf Regierung und Parlament mehr Druck auszuüben um dieses Thema besser ins Rampenlicht zu setzen, lokale und nationale Kampagnen zu starten, einschließlich um vor Ort die Probleme zu benennen und Lösungsvarianten vorzuschlagen.
In M?gura wurde im Herbst des Vorjahres mit einer Befragung der Bevölkerung gestartet um zu erfahren, was einen reibungslosen Müllabfuhr verhindert und so zu Müllansammlungen auch von nicht abbaubaren Müll, vor allem Plastik, führt. Einer der Gründe ist, dass der Müll schwer und unregelmäßig abgeholt wird, vor allem dort wo die Straßenverhältnisse schwierig sind.
In einer weiteren Etappe folgte eine großangelegte Müllsammelaktion wo viele Dorfbewohner mitmachten, darunter Schüler was besonderlich erfreulich ist denn das konkrete Beispiel steigert den erzieherischen Charakter solcher Initiativen. Sehr zu begrüßen, unterstreicht Hermann Kurmes, ist die gute Zusammenarbeit mit den Bürgermeisterämtern aus Moeciu (die Gemeinde der Magura angehört) und Zarnesti und auch, was bisher nicht so gut klappte, die Beteiligung der Ranger des Nationalparks Königstein. Sie beim Müllsammeln zur Seite zu haben, das hat den Schülern imponiert. Da wird auch das Motto des Projekts „Gemeinsam für ein grünes, wettbewerbsfähiges und inklusives Europa“ tatsächlich mit Leben gefüllt. Denn nur ein gemeinsames Handeln kann zum erwarteten Erfolg führen.
Es folgte eine Etappe die moderne Technik mit praktischer Anwendung verbindet. Gemeldet und geortet werden die Stellen in der Umgebung des Bergdorfes wo nicht abbaubarer Müll anzutreffen ist. Über GPS-Koordinaten werden sie erfasst und sind online auf einer digitalen Karte zu sehen, samt Fotos. So hat man eine genaue Übersicht, wo solche Probleme auftauchen, welche Kategorien von Müll verzeichnet werden. Das ist ein wichtiger Schritt um rechtzeitig solche illegale Müllablagerungen vorzubeugen und um jenen entgegenzuwirken, die noch glauben, ihrem Müll kosten- und problemlos loszuwerden, indem sie ihn einfach irgendwo, möglichst versteckt, wegwerfen.
Großangelegte Öffentlichkeitsarbeit, effiziente Interessenvertretung bei lokalen und zentralen Behörden bis hin zu legislativen Initiativen beim Parlament, unermüdliche Kampagnien sind weitere Ziele und Mittel um gegen Müllansammlungen in wertvollen und beliebten Reisezielen vorzugehen. In Magura gibt es klare Anzeichen, dass solche Initiativen, unterstützt von der Basis, von jeder einzelnen Hauswirtschaft, überzeugen und nachhaltig wirken. Wenn die zuständigen Behörden ebenfalls ihre Aufgaben erfüllen und dabei falls notwendig auch einen gewissen öffentlichen Druck zu spüren bekommen, könnten bereits nennenswerte Erfolge in Sachen Müllbekämpfung in solch besonderen Reisezielen erreicht werden, noch bevor Sondermaßnahmen vorliegen oder höhere Strafgelder angedroht werden.
Ralf Sudrigian
Ein Erfolg den man sich so nicht gewünscht hätte – Sehr viel Müll wurde gesammelt und abtransportiert. Foto: Magura Eco-Turistica.
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