Getragene Babys haben volles Programm
05.10.17
Zur internationalen Babytrage-Woche gibt es auch in Kronstadt tägliche Treffen
Zwischen dem 2. und dem 8. Oktober findet die internationale Babytrage-Woche statt. Zum vierten Mal sind werdende Eltern aus Kronstadt zu verschiedenen Veranstaltungen eingeladen, mit dem Ziel, das Tragen der Babys zu fördern. 1969 sorgte die Schauspielerin Jane Fonda für Aufsehen, als sie in die französische Stadt Le Havre eintraf. Sie trug Minirock und ihre kleine Tochter auf den Rücken, in einem Tragesystem. Wie ein Großteil der Weltbevölkerung haben auch viele Promis wie Julia Roberts oder Musiker John Lennon ihre Kleinkinder getragen. Babys werden als Traglinge geboren und genießen den Körperkontakt zu ihrer Pflegeperson, egal ob in den Armen oder im Tragesystem. Es ist einfacher für die Mutter/ den Vater, sie haben die Hände frei zum Arbeiten, Reisen, oder Treppensteigen und der Säugling genießt die Geborgenheit und Nähe mit dem es aus der Schwangerschaft gewohnt ist. Darauf wird jedes Jahr weltweit eine Woche lang gefeiert. In Rumänien wird heuer zum achten Mal diese Woche eingehalten- mit Veranstaltungen in mehreren Städten.
Eine sichere Bindung
Was bei Naturvölkern selbstverständlich ist und auch in unserer Gesellschaft noch vor 200 Jahren natürlich war-das Tragen des Babys-hat eine völlige Änderung gekannt, mit dem Einführen des Kinderwagens. Dieser wurde schnell zu einem Statussymbol. Nur in den unteren Schichten wurden Säuglinge noch getragen. Doch in der Hippie-Zeit wurde das Tragetuch wieder-„entdeckt“ und erfährt eine Rückkehr. In Deutschland hat Anfang der 70er Jahre Erika Hoffmann, Mutter von Zwillingen die Tragetücher „Didymos“ (Zwilling auf Griechisch) erschaffen. Seit 21 Jahren stellt eine Familie aus Klausenburg / Cluj-Napoca die “Marsupi”-Tragsysteme her, die weltweit exportiert werden. Weitere Modelle wie Isara oder Poarta-ma werden auch in Rumänien fabriziert und verkaufen sich gut auch im Ausland. Seit kurzem steht die rumänische Marke „Luna“ im Sportgeschäft Decathlon im Regal und ist für jeden zugänglich. „Die meisten Eltern benutzen sowohl Tragesystem als auch Kinderwagen, abhängig von der Situation“ sagt Cristina Marin, Trageberaterin bei Hiphip.ro, einem der ersten Geschäfte aus Rumänien, das Tragesysteme verkauft hat. „In den letzten Jahren scheint eine richtige Mode des Tragens und der Tragesysteme in Gang zu sein. Dabei hat das Tragen viel mehr Vor- als Nachteile, die in jungen Jahren besonders durch die Anhängern des Attachement Parenting (bindungsorientierte Elternschaft) unterstützt werden“. Die bindungsorientierte Elternschaft stellt die Bindung zwischen Eltern und Kind im Mittelpunkt.
Auch in Rumänien eine Mode
Seit wenigen Jahren ist der Anblick getragener Säuglinge auch in Rumänien immer häufiger, sowohl in Groß- als auch in Kleinstädten wie Ploie{ti oder Sankt Georgen/ Sfântu Gheorge. In vielen Situationen ist diese Art voranzukommen als sicherste und allemal leichteste, besonders wegen dem Verkehr und den Autos die auf dem Gehsteig parken und die Fortbewegung mit dem Kinderwagen erschweren. In Bukarest haben sich im Jahr 2010 einzelne Mütter auf Facebook vernetzt und sind zu einer großen Gemeinschaft geworden, die heute mehrere Tausend Mitglieder zählt, die sich regelmäßig treffen und unterstützen. Mittlerweile gibt es in vielen Städten solche Gemeinschaften. Nach ausländischem Modell wird auch hierzulande Salsa, Zumba-Fitness oder Yoga für Mütter die ihre Babys tragen angeboten.
Flashmob in Kronstadt
In Kronstadt hat vor kurzem das einzige Geschäft, das ausschließlich den Tragesystemen gewidmet war, geschlossen. Dennoch ist die Zinnenstadt eine der Orte, wo viele Eltern ihre Babys auch beim Spazieren, Einkaufen oder Arbeiten tragen. Mehr als 2.000 davon gehören zu einer thematischen Facebook-Gruppe und ein Teil davon trifft sich wöchentlich. „Es tut allen gut. Mütter sozialisieren miteinander, die Kleinen ebenfalls. Für junge Mütter ist es besonders wichtig aus dem Haus zu kommen, zumal es nach der Entbindung oft die Tendenz zur Isolation gibt, weil die Mutter andauernd zusammen mit dem Kind ist“ sagt Roxana Burlacu, die diese Gruppe mitverwaltet. „Wir beraten über Tragesysteme und richtiges Tragen und vermieten viele Modelle. Dabei versuchen wir die Vorteile des Tragens bekannt zu machen“. Zu diesem Zweck veranstalten die Mütter diese Woche Trageberatung, Treffen mit Experten die über Stillen, Beikost, Schlaf des Kleinkindes oder die Anwendung ätherischer Öle präsentieren. Höhepunkt soll ein Flashmob (eine kurze, überraschende öffentliche Aktion einer größeren Menschenmenge, die sich via moderner Telekommunikation dazu verabredet) am Sonntagmittag, dem 8. Oktober sein, der am Alten Marktplatz stattfinden wird. Am selben Tag sind Flashmobs in weiteren Städten aus Rumänien geplant. Weitere Informationen zu den Veranstaltungen sind auf der Facebook Seite „Babywearing Brasov“ erhältlich.
Laura Capatana Juller
Inuk-Mutter trägt ihr Baby. Alaska, 1903. Heute kann man sich in einer Trageschule zur Beraterin ausbilden lassen. Foto: Pinterest - Lomen Brothers
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
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Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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