Kollegialer Gruß zum Jubiläum
12.03.09
„Neuer Weg/ADZ“ seit 60 Jahren für viele Leser ein treuer Begleiter
Verständlich, dass ich als Kind kein Interesse an einer Zeitung hatte und vom Lesen in dieser ebenfalls nicht. Hingegen war aber mein Vater ein treuer „Neuer Weg“-Leser und wenn eine interessante Nachricht darin erschien, wurde diese der ganzen Familie vorgelesen. Und natürlich musste wegen des großen Formates der Publikation – meine Mutter bezeichnete sie meist als Leintuch - dafür der Großteil des Küchentisches freigehalten werden, damit mein Vater sie beim Qualmen mehrerer Zigaretten von der ersten bis letzten Seite lesen konnte. Manchmal ging es auch schneller, wenn ein Teil der Blätter mit „Parteidokumenten“ gefüllt waren die zum Leidwesen der Leser auch veröffentlicht werden mussten. Seinen Unmut äußerte manchmal mein Vater wenn er die Zeitung zur Hand nahm und darin mehr Berichte aus dem Banat sah als aus Siebenbürgen und dann aufs erste sagte: „Diese Zeitung bestelle ich nicht mehr denn sie ist ja nur für die Schwaben geschrieben.“ Am nächsten Tag wartete er aber kaum darauf, eine neue Ausgabe wieder zur Hand nehmen zu können und betonte „unsere“ Zeitung ist wieder eingetroffen. Ja der „Neuer Weg“ der zur ADZ wurde, ist nun schon seit 60 Jahren „unsere“ Zeitung durch die man bestens informiert wird, auch dann wenn mal mehr über die Angehörigen der deutschen Bevölkerung einer Region oder der anderen darin berichtet wird.
Dass ich etwas später selbst in diese Branche einsteigen werde, konnte ich natürlich in den Jahren noch nicht wissen. Als es aber dann so weit kam und ich im Lauf der Jahre in der Redaktion der „Karpatenrundschau“ alle Stufen aufstieg, gehörte es sozusagen zur Pflichtlektüre, jeden Tag auch den „Neuer Weg“ zu lesen. Übrigens gab es auch eine gegenseitige Information zwischen den VZ- und später KR-Redakteuren mit jenen der Lokalvertretung des NW in Kronstadt, was ja verständlich war bedenkt man, dass die Begründer der „Volkszeitung“ in Kronstadt aus der NW-Zentralredaktion aus Bukarest entsendet wurden. Eduard Eisenburger, Alfred Wagner und Hans Schuller kamen 1957 nach Kronstadt, um mit ihrer in der NW-Redaktion in Bukarest erzielten Erfahrung die „Volkszeitung“ als deutschsprachige Zeitung da zu gründen die 1968 zur „Karpatenrundschau“ umgewandelt wurde. Zwischen der Redaktion des „Neuer Weg“ und der der Kronstädter Wochenschrift gab es auch personelle Wechselbeziehungen. Redakteure wechselten gelegentlich von einer Publikation zur anderen über - Hans Schuller, Alwin Zweier, Wolfgang Wittstock gingen von der KR zum NW über, Jürgen Speil, Hans Barth verließen den NW und kamen in die Kronstädter Redaktion der VZ bzw. KR. Wiederholt gab es Meinungsaustausche zwischen den Lokalkorrespondenten des NW, die meist im gleichen Gebäude ihre Sitz hatten, mit den KR- Redakteuren. Von der Hauptredaktion des NW wurden gelegentlich Fotos aus anderen Landesteilen angefordert. Auch lieferte uns der NW die Übersetzungen der offiziellen Materialien die auch in unserer Wochenschrift veröffentlicht werden mussten. Es kam auch zu Situation in unserem Tätigkeitsbereich wo bei gleicher Veranstaltung sowohl der NW-Korrespondent als auch ein KR-Redakteur dabei waren um zu berichten. Da sprach man sich ab über die Art der Berichterstattung, so dass diese meistens ergänzend ausfielen.
Die politische Wende von 1989 brachte nicht nur die Meinungsfreiheit mit sich, aber auch die Schwierigkeiten des Überlebens der deutschsprachigen Publikationen. 1993 erfolgte die gelungene Transformation vom „Neuer Weg“ zur „Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien“. Es gab im Vorfeld und auch nachträglich manchmal auch kontroverse Gespräche über die Fusion der in Kronstadt, Hermannstadt und Temeswar erscheinenden Wochenschriften mit der ADZ. Der erste diesbezügliche Schritt erfolgte in Temeswar. Die KR-Redaktion schaffte das Überleben als eigenständige Publikation bis dann der Beschluss der Fusion ab 1. Januar 1996 gefasst wurde. Die seitherige Zusammenarbeit läuft gewissermaßen reibungslos, die Kronstädter Mitarbeiter schaffen die beiden Aufgaben, weiter die KR zu redigieren aber auch als ADZ-Vertreter ihren Pflichten nachzukommen, die kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen Ereignisse im geographischen Umfeld wirklichkeitsgetreu zu widerspiegeln. Das erwarten unsere Leser auch weiterhin von uns da sie in der ADZ und ihren Beilagen ein wichtiges Bindeglied sehen das weiterhin bestehen bleiben muss. Somit ist ein kollegialer Gruß anlässlich des 60. Jubiläums der Publikation auch an alle Mitarbeiter, Leser und Freunde zu richten der von Herzen ausgesprochen wird und bildlich gesehen,aus dem Herzen des Landes, Kronstadt kommt.
Dieter Drotleff
Foto 1
Das Schäßburger Rathaus – ein Foto von unserem Mitarbeiter und Freund WALDEMAR STADLER dem die KR auf diesem Wege auch herzliche Glückwünsche für seinen am 5. März begangenen 50. Geburtstag ausspricht.
Foto 2
Jahrzehntelang gab es in Kronstadt eine eigene NW-Redaktionsvertretung. Ab 1. Januar 1996 gibt es eine gemeinsame ADZ / KR -Redaktion.
Foto: Hans Butmaloiu
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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