Lösungen für nachhaltige Mobilität besprochen
26.09.19
Europäische Mobilitätswoche auch in Kronstadt begangen
Die Wiedereinführung der Straßenbahn, die Entwicklung des öffentlichen Busverkehrs, darunter auch die Ausbesserung der Haltestellen, die Erhöhung der Anzahl der Busse, aber auch neue Busspuren, sowie mehr Fahrradpisten und sichere Fahrbedingungen für Radfahrer, Bike- oder Carsharing sind einige der Ideen die vergangene Woche, vom 16. zum 22. September, im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche in Kronstadt besprochen wurden. Architekten, Ingenieure, Universitätsprofessoren, Vertreter von Nichtregierungsorganisationen haben in der Coresi Avantgarden-Fußgängerzone, wo die Mobilitätswoche abgehalten wurde, im öffentlichen Rahmen Lösungen präsentiert, um den Verkehr und somit auch die Luftverschmutzung in der Zinnenstadt zu reduzieren. Die Einführung von Elektrobussen, sowie von Schulbussen für zwei zentrale Schulen sei ein nennenswerter Schritt in diese Richtung. Da in Kronstadt, landesweit eine der Städte mit der schlechtesten Luft aber ständig gebaut wird und die Anzahl der Autos auch andauernd steigt, seien weitere umwelt- und menschenfreundlichere Maßnahmen nötig. „Die endlose Ausweitung der Straßen, Autobahnen mitten in der Stadt sind keine Lösung“ sagt Architekt Gabriel Buhus.
Wiedereinführung der Straßenbahn
Deshalb wäre die Wiedereinführung der Trambahn eine der Lösungen, die den öffentlichen Verkehr ergänzen könnten. In einer alten Straßenbahn präsentierte der Architekt Interessenten die Vorteile dieses Vorschlags: die Trambahn ist umweltfreundlich, ist für große Fahrgastströme gedacht und hat eine dreimal längere Nutzungsdauer und Haltbarkeit als Busse, die nach etwa 10 Jahren ausgetauscht werden müssen. Buhus zählte mehrere Beispiele auf, wo das schienengebundene Transportmittel in Städten erfolgreich angewendet wird, wie Caen, Nantes, Ottawa, sprach über die 15 neuen Straßenbahn-Netzwerke weltweit, die in Städte eingeführt wurden, wo bislang keine existierten. Er stellte auch ein eingenes Projekt für die Zinnenstadt vor. 27 Straßenbahnen sollen auf 3 Linien fahren, in 29 Haltestellen anhalten und auf einer Gesamtlänge von 12,6 Kilometern verkehren. Die Endhaltestellen wären bei Rulmentul und in Dârste, wo Parkanlagen gebaut werden könnten. Die Investition überschreite 218 Millionen Euro und könne teils aus europäischen Geldern, teils aus Mitteln der Stadt gedeckt werden. Die Befürchtung dass Straßenbahnen alt, rumpelig und laut sind, sei unbegründet, zumal es heutzutage hochmoderne Straßenbahnen und -Netzwerke gibt.
Radfahrer wollen mehr und sichere Fahrradwege
Erst wenige Monate ist es her, dass die Kronstädter Radlerinnen die Aufmerksamkeit auf das umweltfreundliche Verkehrsmittel gelenkt haben. Im Rahmen des „Skirt Bike“ sind rund 450 schick gekleidete Frauen in einer Kolonne mit ihren schön geschmückten Fahrrädern von der Postwiese bis zur Grünfläche der Coresi Mall gefahren und haben somit versucht gemeinsam stark zu werden. Bei der Veranstaltung haben sie auch Geld gesammelt, um mehr Fahrradständer im Zentrum der Stadt anzubringen, wo die Räder geparkt werden können. Am vergangenen Sonntag waren sie wieder auf den Straßen. Zusammen mit den Mitgliedern des Vereins „Brasovul Pedaleaza“, der seit Jahren die „Kritische Masse“ veranstaltet, sowie anderer Radler, setzten sie sich für eine sichere Infrastruktur für Radfahren ein. In Kronstadt gibt es rund 20 Kilometer Fahrradwege, in beide Fahrtrichtungen, die oftmals als Parkplatz von Autofahrern angewendet werden. Zudem traut sich nicht jeder auf der Straße aufs Rad. Laut dem Europäischen Statistikamt gehört Rumänien weiterhin zu den EU-Mitgliedstaaten mit den meisten Verkehrstoten. Im Jahr 2017 sind 37 Fußgänger und 10 Radfahrer pro einer Million Bewohner umgekommen.
Kreide, Tanz und Sonnenschein
Das Kronstädter Programm für die erste Auflage der Mobilitätswoche, das unter dem Namen „Design Your Street“ vom Verein „Visum für Bildung und Kultur“ veranstaltet und von der Stiftung für Partnerschaft und Mol Rumänien finanziert wurde, hatte ein reiches Programmangebot. So war für jede Altersgruppe und für jeden Geschmack etwas dabei. Wettbewerbe mit Rad- und Roller, Spiele, Asphaltzeichnen, Tanz, Livemusik, Malen, Filmausstrahlung, Ausstellungen, aber auch Workshops über Wiederverwertung, ja sogar ein Feuerspucker haben Hunderte Kronstädter mehrere stundenlang auf der Promenade gelockt. Sie konnten erleben wie ihre Stadt, die Fläche vor ihrem Wohnblock, die Straßen täglich menschenfreundlicher gestaltet werden könnten.
Laura Capatana-Juller
Die Straßenbahn – eine Lösung für den öffentlichen Verkehr? Graphik: Gabriel Buhus
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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