Meinungen
23.04.20
Mit Ausdauer gewappnet
Der ausgerufene Notstand wurde bis zum 15. Mai verlängert. Es war voraussehbar, nachdem sich die Epidemie nicht nur landesweit, sondern auch in Europa ausbreitete. Gleicher Schritt wurde auch in Frankreich verzeichnet, wo Präsident Macron den 11. Mai als Termin setzte. Einige andere Nachbarländer haben ähnlich gehandelt. Staatspräsident Klaus Johannis hat sich wie öfters in dieser Zeit an die "Rumänen" gewendet , Vernunft und Ausdauer zu zeigen, da wir nur so gemeinsam diese Notsituation überbrücken können. Unter diesem Begriff fühlen sich sicher alle Bürgerinnen und Bürger des Landes angesprochen, auch die Ausländer, die für längere oder kürzere Zeit da weilen, die Angehörigen aller da lebenden Minderheiten. Und auch die Politiker sprach er an, sich von verantwortungslosen Aussagen zu enthalten. Sein und unserer Dank geht an alle Ärzte, medizinisches Personal das sich in den ersten Reihen zur Bekämpfung der Epidemie selbstlos einsetzt, ihr eigenes Leben in Gefahr bringt. Denken wir dabei aber auch an die anderen Berufskategorien oder Helfer die Tag und Nacht für die Gesundheit
unserer Mitbürger sorgen, ihr Möglichstes tun, dass wir bald unser normales Leben ohne Einschränkungen wieder aufnehmen können. Dank soll dem Pflegepersonal unserer Altenheime die der Kirche oder Forum unterstellt sind ausgesprochen werden, den Arbeitnehmern aus dem Lebensmittelbereich die es schafften, dass die Menschen nicht auch diesbezüglich wegen Versorgungslücken in Panik geraten. Für die Senioren ab dem 65. Lebensjahr ist die Bestimmung des Militärerlasses natürlich auch wie eine soziale Ausgrenzung, nur zwei Stunden pro Tag ausgehen zu dürfen um sich die nötigen Lebensmittel zu besorgen, oder Arztbesuche auch zu anderen Uhrzeiten vorzunehmen, aber nur wenn es um schwerwiegende Krankheiten geht, und nur mit dem eigenen Wagen oder dem eines Verwandten. Auch muss man stets besorgt sein die auf eigene
Verantwortung ausgefüllte Erklärung und den Personalausweis bei sich zu tragen, um diese vorweisen zu können. Doch muss man behutsam sein, denn die finanziellen Strafen fallen meistens höher als die Rente aus. Mehr Nachsicht hätte diesbezüglich nicht geschadet, da in den zwei Stunden die Senioren sich zu der Einkaufsstelle begeben müssen, und diese nicht von den anderen Alterskategorien berücksichtigt werden, den "Alten" Vorrang zu bieten. Allerdings gibt es auch Personen die eine Lücke sich zu eigen
machen, um ihr Haustier zu jedwelcher Stunde auszuführen, oft dabei aber vergessen auch den hinterlassenen Kot einzusammeln, zum Leidwesen derer, die sich nicht auch einen Haushund in der Blockwohnung angeschafft haben, um auf gleicher sozialen Stufe mit dem Nachbarn zu stehen.
Auch ist noch ein Argument anzuführen. Das Durchschnittsalter der verstorbenen Patienten infolge der Coronavirus-Erkrankung liegt im Lande bei 66,6 Prozent. Viele junge Menschen, einschließlich Pflegepersonal ist gestorben. Der erste Todesfall wurde am 22. März in Rumänien verzeichnet. Einen Monat darauf waren es fast 500. Weltweit sind es über zwei Millionen angesteckte Personen und über 100.000 Todesfälle.
Es ist nicht erstmalig in unserer Geschichte, dass solchen Epidemien und Katastrophen die Bewohner ausgesetzt werden. Bei der 1553 bis 1555 verzeichneten Pestepidemie ist ein Drittel der Schüler der Honterusschule gestorben. Im damaligen Kronstädter Innerenstadtgebiet und in der Oberen Vorstadt waren es insgesamt 4000 Opfer. Es folgten
weitere Epidemien, zu vermerken nur noch die von 1755 - 1757 die 1500 Opfer, darunter allein in der Oberen Vorstadt 1234, forderte. Die erste urkundliche Erwähnung einers Spitals in Kronstadt geht auf das Jahr 1413 zurück, die eines Arztes auf das Jahr 1493, als"doctor Petrus" genannt wird. Gegenwärtig sind fünf Krankenhäuser dem Kronstädter Kreisrat unterstellt, andere den jeweiligen Bürgermeisterämtern der Städte auf
Kreisebene. Vor Jahren wurden einige auch aufgelöst, um nach einer Zeit auf Eigeninitiative der Lokalbehörden wieder eröffnet zu werden. Doch waren auch diese für eine solche Epidemie nicht gerüstet. Wie so oft wird man "überrascht" und schiebt dann die Schuld auf die politischen Gegner oder Vorgänger im Amt. Solchem Vorgehen müsste mindestens jetzt bei dieser dramatischer Lage Einhalt geboten werden. Disziplin und
Ausdauer sollten uns heute zu eigen sein, die an uns gestellten Aufforderungen sind einzuhalten. Nur so kann man auch über diese Notstandlage hinwegkommen und möglichst gesund bleiben.
Dieter Drotleff
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
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Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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