Meinungen
20.08.20
Entspannung für die einen, Stress für die anderen
Als besondere Initiative verkündigte kürzlich das Kronstädter Bürgermeisteramt an, elf Mini-Sportplätze in einigen Wohnvierteln einzurichten. Aufs erste scheint es eine gute Idee zu sein. Ist es nicht aber nur Wahlwerbung, besonderes jetzt wo der Bürgermeister sich bei den Lokalwahlen für ein neues Mandat stellt? Um ein solches Projekt zu verwirklichen, müßte man aber vorher die Anrainer befragen. Es ist nicht zum ersten Mal, daß derartige Projekte verwirklicht werden, ohne vorher genau die Auswirkungen in Betracht zu nehmen, die sie auf das Umfeld, auf die Anrainer haben. Einige negative Beispiele sind sicher aufschlußreich.
Vor einigen Jahren sind ganze Grünflächen und schattenspendende Baumflächen zwischen den Wohnblocks abgetragen worden, um Parkplätze zu
schaffen. Die Bewohner, die das Unglück hatten, vor ihre Fenster einen solchen riesigen Parkplatz zu bekommen, können ein Lied singen. Die einzuatmenden Abgase der Wagen, der verursachte Lärm von Wagenbesitzern, die trotz angenommenen Regelungen der Stadtleitung die Reparaturen verbieten, solche da vornehmen, sind kennzeichnend. Und dabei parken da oft Autobesitzer aus anderen Wohngebieten, wo sie nicht als Friedensstörer auftreten. Eine weitere Unzufriedenheit ist die der Standorte der Müllplattformen. Die Bewohner der Blockviertel, die das Unglück haben eine solche Anlage in unmittelbarer Nähe zu haben, sind empört über den verbreiteten Geruch, Lärm der Müllautos, Anhäufung von Obdachlosen im Umfeld, Hinterlassen von allem möglichem Hausrat,u.v.a. Wie auch im ersten Fall sind andere Wohnblocks wiederum durch eine solche unüberlegte Planung, davon nicht betroffen.
Nun zurück zu den Mini-Sportplätzen. Derartige gibt es schon zahlreiche im Stadtgebiet. Meist unter der Benennung Kinderspielplatz. Da gibt es Tore für Fußballspiel, Körbe für Basketballspiel u.s.w. Von morgens bis abends wird Lärm verursacht, der so manchen Bewohner aus dem unmittelbaren Umfeld ins Krankernhaus brachte. Kürzlich wurde ein neuer Mini-Sportplatz in der Sânzienelor-Straße, anstelle einer Thermozentrale eingeweiht. Ein hoher Gitterzaun sorgt dafür, daß die Bälle nicht auf die Straße gelangen. Eher hätte es eine Schallmauer benötigt. Nicht einmal 20 m entfernt von den Fenstern der umliegenden Wohnblocks sorgt dieser auch durch die Rufe der Teilnehmer und Gaffer für Lärm. Etwa fünfzig Meter weiter befindet sich schon ein Kinderspielplatz, der die Nerven der Anrainer in Spannung hält.
Will man in einer Grünanlage etwas Ruhe finden, ist das auch ein schweres Unterfangen. Die viel gepriesene "grüne Stadt" zeichnet sich an einem Mangel an Parkanlagen aus. Es gibt derartige, doch sind sie von sehr geringen Flächen. Nun besteht das Projekt zur Einrichtung eines Parks an Stelle des ehemaligen Rulmentul-Werkes. Dieses liegt aber am Stadtrand, während auf großen leerstehenden Flächen ehemaliger Betriebe - Erdölraffinerie, Werkzeug- oder Möbelfabrik, Eisenbahnreparaturwerkstätte - seit Jahren Unkraut wächst. Diese Stellen würden sich für Parkanlagen bestens eignen. Voraussichtlich stehen aber andere Interessen dahinter. Alle Bürger sollten gleichberechtigt sein, nicht Entspannung für die einen bieten, die anderen in Stress versetzten.
Dieter Drotleff
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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