Notwendige Erinnerungen
30.04.09
Zwei Bände von Octav Bjoza über politische Häftlinge im kommunistischen Rumänien
Octav Bjoza ist, spätestens seit dem er interimistisch das Amt des Vorsitzenden des Landesvereins der ehemaligen politischen Häftlinge nach dem Tod von Constantin Ticu Dumitrescu inne hat, landesweit bekannt. Seine kompromisslose Haltung, der Kampf um Wahrheit bezüglich der Verbrechen des kommunistischen Regimes, die Forschungsarbeit beim Sitz des Landesrates für Studium des Securitate-Archivs (CNSAS) haben für Aufsehen und Bewunderung gesorgt, ihm aber auch Ärger eingebracht, weil er damit jene stört, die im Namen der vermeintlichen Versöhnung und Ruhe den Mantel des Schweigens über die dunklen Seiten der kommunistischen Herrschaft ausbreiten wollen.
Im Vorjahr erschienen im Kronstädter Verlag „Transilvania Expres“ zwei Bände „Garda Tineretului Român“ (zweite Auflage) und „Victime {i c²l²i“ („Opfer und Henker“) die den ehemaligen politischen Häftling Octav Bjoza zum Autor haben. Octav Bjoza, geboren am 11. August 1938 in Jassy/Ia{i, wurde am 25. Juni 1958 zusammen mit vierzehn anderen Altersgenossen verhaftet und zu 15 Jahren Schwerstarbeit verhaftet. Die Kronstädter Jugendgruppe, die sich als „Garda Tineretului Român“ („Garde der rumänischen Jugend“) organisiert hatte, vertrat eine klare antikommunistische Haltung und wollte unter anderem den sowjetischen Einfluss in der rumänischen Gesellschaft bekämpfen. Um dem Schauprozess mehr Gewicht zu verleihen, wurde auch der Onkel von Bjoza, Ioan Puiu (geb. 1906 in Kronstadt), der bereits einige Jahre in den kommunistischen Gefängnissen als vermeintlicher Legionär verbracht hatte, in diesen Prozess miteinbezogen, obwohl dieser niemanden der Verhafteten, außer seinen Neffen, kannte. Bjoza stellt im Band kurz die Lebensläufe seiner Kameraden vor wobei deutlich wird, dass diese Verhaftung auch in den späteren Jahren schwerwiegende Folgen für das Schicksal der Betroffenen hatte. Das Buch erwähnt auch die Namen anderer Häftlinge die der junge Bjoza in den Kerkern von Zeiden, Gherla, V²c²re{ti, Jilava, Gala]i, Br²ila und in den Arbeitslagern Strâmba, Stoiene{ti, Salcia, „Bacul 4“ und Grindu-Periprava kennen gelernt hatte. Darunter kommen auch Sachsen vor: Hans Bordon, Erich Bergel, Horst Depner, Karl Dendorfer, die Brüder Werner und Klaus Knall, Helmut Lerner, Konrad Möckel, Maria Luise Roth, Kurt Rothmann, Reiner Szegedi, Heinz Taute, Günter Volkmer, Rolf Wagner.
Octav Bjoza scheut sich nicht auch die Namen jener zu nennen, die ihn verhört haben, die ihn als Gefängniswärter bewacht und oft auch physisch und psychisch belästigt haben sowie die Namen jener, die als Spitzel der Securitate vor und nach seiner Verhaftung und Entlassung agiert haben. Das tut er kurz und knapp, ohne sich von Rachegefühlen leiten zu lassen. Über die Betroffenen wird in der Regel geschrieben, sie hätten sich durch besondere Härte hervorgetan, sehr selten ist der Vermerk „ eine gute Seele“ zu lesen.
Ausführlichere Kurzbiographien ehemaliger politischer Häftlinge sind im Band „Victime si calai“ zu lesen. Viele kannte Bjoza im Kerker persönlich, über andere hat er recherchiert, einschließlich in Unterlagen der Securitate. Auch in diesem Band werden neben den bereits Erwähnten auch andere sächsische politische Häftlinge oder in andere Ortschaften Zwangsversetzte vorgestellt (Thomas Barthes, Hans Bergel, Alexander, Claudia, Gabriele, Helge und Lothar Bömches, Guido Fitz, Michael Ganesch, Rudolf Glätzer, Thomas Graef, Christian Herzog, Adolf Hintz, Günther und Peter Hönig, Günther und Horst Irimia, Helmut Keuel, Konrad Kramer, Oscar Kutzko, Friedrich Maurer, Günther Melchior, Teodor Moldovan-Sporer, Adolf Müller, Gerd Pilder, Dieter Platz, Emil Popescu-Kraft, Günther Prall, Friedrich Roth, Herbert Roth, Günther Schenker, Kurtfelix Schlattner, Dietmar Schmidt, Gerhard Schoger, Johann Schuster, Werner Teutsch, Werner Theil, Josef Johann Wagner, Martin Wagner, Regine Wagner, Wilhelm Wagner, Horst Zimmermann.
Beide Bücher sind eine wertvolle Dokumentation für jene die mehr über den antikommunistischen Widerstand erfahren wollen. Sie stellen auch eine Würdigung derer dar, die, als echte oder vermeintliche Antikommunisten, viel Leid erlitten haben.
Ralf Sudrigian
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
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