„Nur wer nicht will, findet als Deutschsprechender keine Arbeitsstelle“
15.08.19
Das Deutsche Unternehmen „Freudenberg“ beschäftigt in Kronstadt rund 70 Leute
Ein „Berg von Freude”, „ein zweites Zuhause” oder „eine zweite Familie” - so beschreiben einige Angestellte des deutschen Unternehmens “Freudenberg”, das seit 13 Jahren einen Sitz in Kronstadt hat, ihre Arbeitsstelle. Was anfangs vielleicht verdächtig klingen könnte, muss etwas dran haben, wenn man bedenkt dass im Vergleich zu anderen Unternehmen nur eine geringe Anzahl an Mitarbeitern bislang die Firma verlassen haben. Viele Angestellte bringen sogar Freunde und Bekannte zum Team hinzu.
So ist auch Mihaela Voicu, Absolventin des „Honterus”-Lyzeums, vor 12 Jahren zur international tätigen Firma gekommen, auf Empfehlung einer Freundin. „Die Arbeitsatmosphäre ist sehr gut, ganz entspannt aber durchaus professionell... Sie haben das Beste aus mir geholt, mich aufgewertet und immer unterstützt” sagt sie.
Rund die Hälfte der Mitarbeiter, die bei Freudenberg angestellt sind, haben eine deutsche Lehranstalt besucht und verfügen über gute Deutschkenntnisse. Das ist eine der Hauptbedingungen, bei Freudenberg angestellt zu werden. Für manche Stellen werden auch gute Englischkenntnisse erfordert. Das Tochterunternehmen der von Carl Johann Freudenberg in Weinheim, Deutschland vor 170 Jahren gegründeten Firma agiert weltweit, mit Schwerpunkt in Europa.
Überall im Alltag präsent
Freudenberg ist ein globales Technologieunternehmen, das in vielfältigen Branchen tätig ist und über 50.000 Mitarbeiter in rund 60 Ländern beschäftigt. Im Vorjahr hatte das Unternehmen einen Umsatz von mehr als 9,4 Milliarden Euro. Es steht für Innovationen, sowie für technische Produkte und Dienstleistungen für über 40 Marksegmente. Das Portfolio reicht von schwingungstechnischen Komponenten über Vliesstoffe bis hin zu medizintechnischen Produkten, die in unserem Alltag präsenter sind als wir denken. Konkret geht es, unter anderem, um Filter zur Qualitätsverbesserung der Innenraumluft daheim, im Büro oder im Auto, um Glanz, Ästhetik und Haltbarkeit von Süßwaren, um Spezialschmierstoffe für Schiffbau und Marinetechnik, Papier- und Verpackungsindustrie, oder in der Glas- und Gießereiindustrie, wo Schmierstoffe wie Fette und Öle eine wichtige Rolle für die reibungslose Produktion spielen. Auch Dichtungen für die Autoindustrie, Präzisionskomponente aus Silikon und Thermoplast, oder Verbundstoffe die bei Behandlungen von Kranken sowie bei Operationen angewendet werden werden in den Fabriken für Freudenberg hergestellt. Die meisten Produkte werden von weiteren Unternehmen angewendet, um ihre eigenen Produkte wie Sackos, Verschlussdeckel, Autos, Computer, ja sogar Herzpumpen herzustellen. Auch bietet Freudenberg ein breites Angebot an Dienstleistungen an, die von der Entwicklung von Prototypen oder Laserbeschriftung über Montage, Verpackung, oder Automatisierung und Sterilisierung bis hin zu Projektmanagement reichen. Wie auf der Internetseite von Freudenberg steht, trägt das Unternehmen dazu bei, dass din Luft in Räumen reiner ist, die Autos fahren und die Wunden schneller heilen.
Sichere Erweiterung in Kronstadt
2005, als sich große Unternehmen verstärkt nach Mittel- und Osteuropa orientierten, rief die Freudenberg Gruppe, die in Kronstadt bereits eine Niederlassung hatte, das Shared Service Center (SSC) aus Kronstadt ins Leben. Das ist eine selbständige Struktur innerhalb des Konzerns, die für diesen diverse Arbeiten übernimmt. Anfangs war dieses für die Versorgung der rumänischen Textilindustrie mit Produkten wie Einlagestoffe für die Bekleidungsindustrie gedacht, in der Freudenberg ein weltweit führender Anbieter ist. Doch ist es gewachsen und bietet mittlerweile ein breit gefächertes Portfolio an Dienstleistungen an: Kundenservice, Debitoren- und Kreditorenbuchhaltung, Einkauf, Controlling, Stammdaten, sowie die neu gegründeten Abteilung Business Services. Von fünf stieg die Anzahl der Mitarbeiter in den 13 Jahren auf rund 70.
„Diese Evolution war kontrolliert, wir haben immer nur wenig Leute gleichzeitig angestellt, uns für jeden neuen Mitarbeiter Zeit genommen, um ihn zu integrieren, so dass unser Team weiterhin harmonisch ist“ erklärt Andreea Frâncu, Leiterin des SSC Kronstadt. Sie leitet die SSC seit ihrer Gründung und ist stolz darauf, dass die Firma „bisher alle Führungskräfte selbst entwickelt hat, so sind alle unsere Führungskräfte mit uns gewachsen“. Auch der Teamgeist soll wachsen. In diesem Sinne nehmen die Mitarbeiter regelmäßig an gemeinsamen Aktionen teil, wo sie Bäume pflanzen, für Kinder aus armen Verhältnissen rennen oder ihnen Konserven für den Winter vorbereiten.
Deutsch sichert eine Arbeitsstelle
„Für die Entscheidung, in Kronstadt ein SSC zu gründen, war auch die hohe Anzahl gut ausgebildeter Arbeitnehmer ausschlaggebend, die zudem der deutschen Sprache mächtig sind“ sagt Michael Czok. Zusammen mit Frâncu leitet er, ebenfalls seit 13 Jahren, die SSC aus Kronstadt, aber von Deutschland aus.
„Wir schauen uns auch immer den Menschen an, wie er zu unserem Team passt, ob wir dieselben Werte teilen“ fügt Frâncu über ihre Mitarbeiter, sowie über potentielle Arbeitnehmer hinzu, die das „vielseitige und verantwortungsvolle Aufgabengebiet der Firma wahrnehmen wollen, sich über langfristige Arbeitsmöglichkeiten freuen und sich weiterentwickeln wollen“ . „Wenn jemand Deutsch spricht und in den letzten Monaten nicht gearbeitet hat, so gibt es ein Problem. Nur wer nicht will, findet als Deutschsprechender keine Arbeitsstelle in Kronstadt“, findet die Managerin.
Mittlerweile ist die Zahl der Firmen, die Deutschsprechende in der Zinnenstadt suchen, stark gestiegen, was die Suche nach Arbeitnehmern, die fließend Goethes Sprache reden erschwert. Zudem zieht die Großzahl an Absolventen deutscher Schulen für ihr Studium in größere Universitätsstädte aus dem In- und Ausland. Doch finden Studenten, die Deutsch sprechen und gegen Bezahlung zeitbedingt bei „Freudenberg“ mitwirken wollen, hier einen Praktikumsplatz. In einem modernen Arbeitsfeld, im „Coresi“ Business Park, einen Einblick in das Tätigkeitsfeld der Firma zu bekommen, kann für junge Studenten sicher von Interesse sein.
Die „Freudenberg SSC“ baut zurzeit die jüngste Abteilung, die „Business Services“ aus, und plant weiterhin in Kronstadt zu wachsen.
Laura Capatana-Juller
Der Alltag in einem Büro der Shared Service Center Kronstadt. Foto: Freudenberg
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