Pandemie-Epidemie-Pest
18.06.20
Die Quarantäne im Wandel der Zeit
Pandemien, Epidemien, Infektionskrankeiten gibt es ist der Geschichte der Menschheit schon lange. Die in diesem Jahr stattgefundene Pandemie durch den Coronavirus Covid-19 hat uns alle in einen Zustand katapultiert, den viele sich von uns sicherlich nicht vorstellen konnten. Um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen, stand das öffentliche Leben in Deutschland weitgehend still: Lockdown, Ausgangssperre, Ausgangsbeschränkung, Quarantäne, Abstandhalten, Schutzmaskentragen, Home-Office, Kurzarbeit, keine Kita, keine Schule, ja keine Gottesdienste.
Im letzten Zeidner Gruß, Nr.128, S2 konnten wir beim Foto des Innenraumes der Kirche folgendes lesen; „Das soll es nur mal ganz kurze Zeit während des Ersten Weltkriegs gegeben haben – dass keine Gottesdienste in der Zeidner Kirche stattfanden. Wie lange es jetzt während der Corona-Pandemie dauert, war bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt.“ Diese „ … kurze Zeit während des Ersten Weltkrieges. ..“ hat Pf. Johann Leonhardt in seinem Beitrag „Die Rumänienzeit in Zeiden“ zum Jahre 1916 festgehalten: „ … In der ganzen Zeit der fünfwöchigen Rumänenherrschaft fand kein sächsischer Gottesdienst statt. Keine Schule wurde gehalten. Auch sonst arbeitete man wenig. …“.
10 Wochen ohne Gottesdienst
Im jetzt bald abgelaufenen „Pandemie-Jahr“ 2020 wissen wir, wie lange die Zeit kein Gottesdienst in Zeiden stattgefunden hat. Vom 15. März 2020 bis den 24.Mai 2020, also 10 Wochen gab es keinen Gottesdienst in Zeiden. Am 24. Mai fand dieser Gottesdienst im Freien statt mit den vorgeschrieben Maßnahmen; Abstand halten, Maskenschutz tragen, etc. Auf YouTube unter folgendem Link https://www.youtube.com/watch?v=yGKSYfCfSL0 kann man dem Gottesdienst beiwohnen. Das Gottesdienste auch bei anderen Infektionskrankheiten, Seuchen (Pandemien, Epidemien, Pesten) nicht stattgefunden haben, können wir in Nachrichten aus den Zeidner Chroniken wie Annales Czeidinensis“, auch „Zeidner Turmknopfschrift“ und aus den „Zeidner Denkwürdigkeiten vom Jahre 1335 bis zum Jahre 1847“, von Pf. Josef Dück erfahren.
In den vergangenen Jahrhunderten war vor allem die Pest, die im Mittelalter der Schrecken der Menschheit war und die in Zeiden mehrere Male hunderte Menschen forderte, die Infektionskrankheit. Aber auch andere Epidemien wie Cholera, Masern, Keuchhusten und andere ansteckende Infektionskrankheiten brachten die Menschen nicht selten zur Verzweiflung, sie schwächten die Wehrkraft in Kriegszeiten, sie bremsten die wirtschaftliche und sozial-kulturelle Entwicklung in Friedenszeiten. Dieses ist auch in den Bevölkerungsverhältnissen in Zeiden zu beobachten, siehe extra Beitrag dazu.
Aus den obengenannten Zeidner Denkwürdigkeiten kann man zu Jahre 1660 lesen (Original-Schreibweise wurde beibehalten):
„ ANNO 1660 – Unter Hannes Tarentz graßirt die Pest von April bis zum September so graußam, daß nur hier im Markt bis 750 Personen an der Seuche starben.“
Im Jahre 1718:
„ … Im Oktober fieng die Pest fast in allen Dörfern auch in Kronstadt an zu graßiren, außer, hier, in Weydenbach und Wolkendorf. In gedachtem Monath kamen auch einige Kronstädter hieher gezogen und blieben bis 18 Monathe allhier. Es entstund auch Theurung, so daß ein Kübel Korn 6-7 fl. Galt und NB. Die Leute aus Zeckelland mußten wegen der Trockne hieher zur Mühlen kommen. …“
In der „Zeidner Turmknopfchronik“ welche im August 1794 in den Turmknopf der evangelischen Kirche des Marktes Zeiden gelegt worden ist und den Herrn Georg Draudt, damaliger Zeidner Pfarrer, zum Verfasser hat, steht:
„ … 1718 …Wegen der Pest, welche in der Stadt und an andern Orten des Distrikts heftig wütete, wurde der Markt, ob sie gleich hier nicht stark war, versperrt gehalten, auch der öffentliche Gottesdienst vom 1. Oktober an bis zu den Ostern 1720 gänzlich untersagt. …“
Zum Jahr 1738 drucken wir die Original-Seite aus den Zeidner Denkwürdigkeiten von Dück ab:
1786 (in Zeidner Denkwürdigkeiten)
„ … Den 24 Oktober wurde Zeiden für impestirt erklärt und gesperrt, auch der öffentliche Gottesdienst, die Schule und alle große Zusammenkünfte untersagt.Den 31. Dezember wurde nach erhaltener Erlaubnis zum öffentlichen Gottesdienst zu 1mal wieder Vesper gehalten.
Den 20. Januar (1787) wurde der Markt von der bisherigen Sperre befreiet. Von 19 infiscirt gehaltenen Personen waren die ganze Zeit über 10 gestorben und 9 genesen. Was für Strapatzen und Plackerein2) die Einwohner dieses Zeit hindurch ausgestanden, ist nicht zu beschreiben. …“
Zu diesem Jahre 1787 kann man in den „Annales Czeidinensis“ lesen:
„ … Die 13 Oktober ward Rosenau wegen der unter den dortigen Wallachen sich geäußerten Pest versperret. Die 24. Oktober geschahe ein Gleiches mit Zeiden. In dem Emmelischen Hause3), woselbst den 12. Ein Sohn gestorben war, war der Wirt, die Wirtin und ein Sohn krank, und ein Eidam, Teutsch genannt, war an diesem Tage nach einer Krankheit von wenigen Tagen gerstorben. Die Kirche, Schule und alle Zusammenkünfte wurden den Einwohnern gänzlich untersagt.
…
Die 5. Dezember wurde den Zeidnern ohne Ausnahme befohlen, alle ihre Wäsche, Kleider, Flachs und übrige pestfähige Sachen in die freie Luft zu hängen, sich weiß anzukleiden und ihre Wohungen mit Wacholder und Schwefel auszuräuchern.
Die 16. Dezember wurden einige, außer der Separation befindliche Häuser, welche bisher als verdächtigt gesperrt gewesen, nach geschehener Visitation frei gesprochen.
Anno 1787 den 1. Januar war nach geschehener Versperrung Zeidens die erste Predigt.
Den 2. Januar nahmen die Schulen wieder ihren Anfang“
Die Pest von 1814
In den obengenannten Denkwürdigkeiten zum Jahre 1814 kann man lesen;
„… In ebendiesem Jahr am 1. November entstand in Kronstadt am Burghals die Pest, welche ein Zigeuner aus der Wallachey herübergebracht hat. Sie dauerte bis ins folgende Jahr, und die Sperre von Kronstadt vom29. November an wurde am 16.April am Charfreitag 1814 aufgehoben. Es starben daran 164 Menschen, 80 reconvaliscirten, in allem waren 244 Pestige. …“
Aus Wikipedia: Die Große Pest von 1708 bis 1714 wütete in Siebenbürgen, Polen, Litauen, Ostpreußen, Kurland, Livland, Estland, Pskow und Nowgorod in Russland, Finnland, Schweden, Hinterpommern und Schwedisch-Pommern, Dänemark, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen-Verden, Ungarn, Böhmen und Mähren, Österreich und der Oberpfalz; in diesen sieben Jahren kamen insgesamt mehr als eine Million Europäer ums Leben.
Udo Buhn, Altnachbarvater der Zeidner Heimatortsgemeinschaft in Deutschland
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
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