Redewendungen
28.11.08
Eine Redewendung welche Politiker gerne gebrauchen, ist KEIN BLATT VOR DEM MUND NEHMEN. Leider wird sie allzu oft auch dann gebraucht (und das nicht nur von Politikern), wenn es um eigene Meinungen geht, die nicht unbedingt auch der Wahrheit gleichgestellt werden können. Mit dieser Redewendung will der Sprecher unterstreichen, dass er den Mut besitzt, peinliche Dinge beim Namen zu nennen. Das war auch der Ursprung der Wendung in den Zeiten der Theateraufführungen bei Jahrmärkten. Hatten nämlich Schauspieler während ihres Auftrittes unangenehme Dinge auszusprechen, so hielten sie einen Fächer oder auch ein Blatt vor den Mund. Nur so konnten sie Sätze auszusprechen, welche nicht ihnen selbst, sondern zu der Rolle gehörten, die sie spielten, und deren Aussage manchmal brisant war. Wer „kein Blatt vor den Mund nahm“, der bewies - damals - nicht nur Mut, sondern Kühnheit, denn die Bestrafung konnte auch schlimm sein.
Ein Ausdruck der heute seine Bedeutung verloren hat, ist ZAPFENSTREICH. Der „Große Zapfenstreich“ ist ein militärisches Zeremoniell geblieben, welches nur noch zu ganz wichtigen Anlässen, für Staatspersonen bei deren Abschied aus dem Amt reserviert ist. Doch der Ursprung des Ausdruckes ist viel bescheidener: in den Stadtkasernen wurde ein Trompetensignal geblasen, durch welches den Soldaten die Ausgang hatten, mitgeteilt wurde, dass es höchste Zeit ist, mit dem Trinken aufzuhören. Ob diese darauf reagierten, ist eine andere Frage, doch die Kneipenwirte hatten die Pflicht, beim Ertönen des Signals den Zapfen in das Fass zu schlagen und den Ausschank einzustellen.
Hans Butmaloiu
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