Riviera Maya: Eine Winterreise in Corona-Zeiten
11.02.21
Teil drei: Ein Weltwunder und ein Schwimmbecken der Natur
Ein Collectivo ist ein Sammeltaxi, ein weißer Kleinbus mit ca. 10 bis 15 Sitzplätzen. Meist sind sie an einem roten oder blauen Streifen an den Seiten, der Aufschrift „Colectivo” und einem roten Schriftzug auf dem Nummernschild zu erkennen. Die Vorgehensweise ist einfach- man stellt sich auf die Straße und winkt den Bus heran. Das Problem ist aber, dass sie nicht regelmäßig fahren und die Perspektive, in der Hitze und mit den großen Koffern auf ein Collectivo zu warten und sich zusammen mit anderen 20 Leuten in den Kleinbus hineinzuquetschen- das auch noch während der Corona-Pandemie- sieht nicht gerade rosa aus. Wir entscheiden, am besten den ganzen Tag am Strand von Holbox zu verbringen, am Hotel ein Taxi nach Ciquila zu bestellen, am Abend die letzte Fähre zu nehmen und dann mit dem Taxi nach Valladolid zu fahren.
Es war die beste Entscheidung, die wir treffen konnten. Am Hafen von Ciquila wartet der Fahrer, Julio Caesar, schon auf uns. Im Auto befinden sich Wasserflaschen. Wir fahren auf einer staubigen Dorfstraße, vorbei an mit leuchtenden Lampions geschmückten Häusern und vielen Straßenhunden, und erreichen Valladolid, wo es eine Stunde früher ist. Wir sind durch eine Zeitzone gefahren. Das riesige Lobby des Hotels Palacio Canton ist geschmückt mit sepiafarbenen Familienfotos, einem Weihnachtsbaum mit blauen Kugeln, Venus-Statuetten, Plastikorchideen, Keramik-Schwänen, Kristallaschenbechern, herzförmigen Kerzen, einem Frida-Kalho-Altar und glitzernden Totenschädeln. In den Zimmern gibt es Handtücher, die in Schwanenform gefaltet sind und unten am Pool Kacheln mit goldenenen Rosen. Lauter mexikanischer Kitsch, der irgendwie schön aussieht. Das Hotelpersonal ist sehr nett. Obwohl dieselbe Bierdose bei einem Rezeptionisten 20 Pesos mehr kostet als bei dem anderen.
Die Stadt der Mayas
Valladolid, die bunte Stadt in der wir am nächsten Morgen aufwachen, ist der beste Ausgangspunkt, um die bekannteste aller Maya-Pyramiden in Mexiko zu besuchen, die täglich hunderte von Besucher anzieht. Diese liegt in der alten Maya-Stadt Chichén Itzá, einer der ausgedehntesten Ausgrabungsorte in Mexiko, die im Jahr 1988 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt und 2007 für eines der neuen Sieben Weltwunder erklärt wurde. Da Collectivos nicht sehr zuverlässig sind, was den Fahrplan betrifft, nehmen wir ein Taxi und sind in knapp einer Stunde beim Eingang in die Maya-Stadt Chichén Itzá.
Man kann die Stadt natürlich auf eigene Faust erkunden und ein kostenloses Audio-Guide aus dem Internet herunterladen (beim Eingang gibt es wi-fi), doch es ist zu empfehlen, sich einen privaten Reiseleiter zu nehmen. Draußen vor dem Eingang stehen mehrere Reiseleiter, die mit ihrem Angebot werben. Doch wir hatten einen Tipp im Internet gelesen- nachdem man den Eintritt zahlt und drinnen ist, kostet ein Reiseleiter nur die Hälfte. Der Tipp war nützlich und Victor, ein gebürtiger Maya, führt uns etwa eine Stunde durch die im Jahr 440 gegründete Siedlung und erzählt von ihrer interessanten Geschichte. Chichén Itzá wurde dem Gott Kukulcan geweiht, der als Schöpfer der Erde und Menschen verehrt wurde. Der größte Magnet für Instagram-Touristen ist die Stufenpyramide El Castillo, die viele aus Fotos kennen. Berühmtheit hat diese Pyramide durch durch die zweimal im Jahr stattfindende Tag und Nachtgleiche erhalten. Dann nämlich versinkt bei Sonnenuntergang eine Seite der Pyramide fast vollständig im Schatten und nur noch die Treppenstufen werden angestrahlt. Diese bilden einen Schatten, der einer Schlange ähnelt, die sich die Pyramide hinunter bewegt. Unter den Bäumen, im Schatten, preisen Souvenir-Händler ihre Ware an. Wer ein Andenken aus Mexiko kaufen will, sollte es hier machen. Die Preise sind gut- unter der Voraussetzung, dass man handeln will. „For free if you speak Mayan!” (Gratis,wenn du Maya sprechen kannst), meint ein Verkäufer, den ich nach dem Preis einer bunten Holzmaske frage.
„Amiga, amiga, come stas? Beautiful hats, just 500 pesos”, ruft ein anderer Verkäufer und drückt mir zwei Hüte in die Hand. Ich stelle die Hüte zurück auf den Tresen.
Ein bunter Totenschädel-Kühlschrankmagnet kostet bei dem einen Verkäufer 100 Pesos, bei dem anderen 50. Eine halbe Stunde später bekomme ich 4 Stück für 100 Pesos. Wir kaufen bunte Decken und hölzerne Masken ein, doch man sollte nicht zu viel bei den Verkaufsständen verweilen, die Händler werden manchmal fast agressiv.
VW-Käfer und Limettensuppe
Zurück in Valladolid, der drittgrößten Stadt im Bundeststaat Yucatán, fotografieren wir pastellfarbene Kolonialhäuschen, alte VW-Käfer, bunte Fähnchenketten und die Kathedrale San Servasio im Zentrum der Stadt. Direkt davor liegt der Hauptplatz Francisco Canton. An den Sonntagabenden versammeln sich hier Jung und Alt zum Tanzen. Später essen wir mexikanische Limettensuppe mit Hühnerbrühe und Fisch-Tacos und machen einen Spaziergang auf der Calle 41A, wo man in schicken Boutiquen mexikanische Designermode bestaunen kann und in der berühmten Parfümerie Coqui Coqui die exotischsten Düfte ausprobieren kann. Die Hinterhöfe derselben Straße verbergen hübsche Bars und Restaurants. Wir setzen uns in einen Hintergarten mit einem verrosteten blauen VW-Käfer und vielen Hängematten und trinken den besten Rotfrüchte-Mezcal, den es gibt. Dann beschließen wir, am nächsten Tag erst am Abend nach Tulum, unserem nächsten Reiseziel, zu fahren. Der Hauptgrund: mitten in Valladolid ist eine Cenote!
Eine Oase mitten in der Stadt
Was ist eine Cenote? Meine eigene Definition wäre: ein Swimming-Pool der Natur. Es handelt sich um eine natürliche Grube, die aus dem Einsturz der Kalksteindecke entsteht und das Grundwasser darunter freilegt. Sobald die Sonne darauf scheint, ist das Wasser kristallklar. „Cenote“ ist ein altes Maya-Wort und bedeutet „Helige Quelle”. Die Mayas glaubten, dass die Cenoten die Eingänge zur Nebenwelt „Xibalba“ sind, in der ihr Regengott „Chaac“ lebt. In ganz Mexiko gibt es über 6000 Cenoten, in den meisten kann man schwimmen und tauchen. Cenote Zaci befindet sich nur sieben Gehminuten vom Stadtzentrum Valladolids entfernt. Der Eintritt in die Cenote kostet 30 Pesos und es ist vielleicht das Beste auf der Welt, was man für 6 Lei bekommt: schwimmen in türkisfarbenem, tiefen Wasser einer Grotte (die Tiefe beträgt an manchen Punkten bis zu 100 Meter), so viele Male am Tage in-und ausgehen, wie oft man will Am besten, man geht am Vormittag und noch einmal am späten Nachmittag, kurz vor der Sperrstunde um 17 Uhr 30 hin. Dann gibt es große Chancen, dass für einige Zeit die ganze Cenote nur für sich hat. Mutige können vom Rand în die Tiefe springen.
Elise Wilk
Das Weltwunder von Chichén Itzá. Foto: die Verfasserin
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
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Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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