Riviera Maya: Eine Winterreise in Corona-Zeiten
04.02.21
Teil zwei: Die Insel Holbox
Playa Langosta, Playa Chac Mool, Playa Tortugas, Playa Marlin, Playa Delfines- überall liegt feiner, weißer Sand und das Meerwasser ist türkisfarben, grün und dunkelblau. Am Vormittag des 1. Januar gibt es riesengroße Wellen und eine rote Flagge warnt davor, ins Wasser zu gehen. Wir machen einen langen Strandspaziergang. An die Playa Delfines waren wir mit einem überfüllten Bus gelangt. Wir gehen so weit, bis wir zu einem stillen Golf gelangen, wo man schwimmen kann. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Dann fotografieren wir uns neben großen, bunten Buchstaben und Ziffern: Cancún2021. Aus allen Strandbars, Autos, in den großen Einkaufszentren in der Hotelzone ertönen Weihnachts-Hits, obwohl es schon Januar ist. Überall sieht man riesige Plastiktannen mit großen, leuchtenden Kugeln geschmückt, Plastik-Weihnachtsmänner und sogar eine Krippe. Aus den Lautsprechern ertönt Mariah Carey-All I want for Christmas is you. Und draußen sind 30 Grad im Schatten. Den 1. und 2. Januar verbringen wir Cancún am Strand, dann geht es weiter.
Sandige Wege, Golfkarren-Taxis und viele Skelette
Unser nächstes Ziel ist die Insel Holbox. Von Cancún braucht man zweieinhalb Stunden mit dem Bus bis nach Chiquila, wo die Fähren anlegen. Wir fahren durch grüne Dörfer, an vielen bunten Terrassen mit Plastikstühlen, Lichterketten und winkenden Leuten vorbei. Leider ist die Klimaanlage in den mexikanischen Reisebussen immer so hoch aufgedreht, dass man sich wie in einem Kühlschrank fühlt und die Fahrt nicht richtig genießen kann. Man ist froh, wenn man endlich aussteigt. Von Chiquila hier geht es dann mit der Fähre in circa 30 Minuten auf die Insel. Holbox ist 42 Kilometer lang und zwei Kilometer breit, wurde ursprünglich von den Maya besiedelt und bedeutet übersetzt so viel wie „Schwarzes Loch“, welcher auf das dunkel aussehende Wasser in der Yalahao-Lagune zurückzuführen ist. Im Hafen warten gelbe Golfkarren mit der Aufschrift TAXI. Wir beschließen jedoch, die 10 Minuten bis zum Hotel zu Fuß zu gehen, obwohl wir große Reisetrolleys haben. Wir werden es bereuen, denn es ist sehr heiß und die Trolley-Räder bleiben häufig im Sand stecken. Die Insel ist verkehrsfrei, auf den sandigen, komplett asphaltfreien Wegen bewegt man sich zu Fuß, auf Fahrräder, Motorrollen oder man lässt sich von den Golfkarren-Taxis fahren.
Die Häuser sind bunt, Hobby-Künstler haben sich mit Streetart an den Hausfassaden ausgetobt. Ein Kind mit großem Hut, eine Großmutter mit purpurrotem Tuch, eine Frau, die eine Schlange um den Hals trägt schauen uns mit riesigen Kulleraugen von den bunt bemalten Wänden an. Wir gehen vorbei an Tatoo-Studios, kleinen Souvenirläden, wo Tequila-Gläser und Holztruhen mit bemalten Totenschädeln verkauft werden, Marktständen mit Kokosnüssen und Mangos, Straßenhunden, Terrassen. Vor dem veganen Restaurant Arte Sano sitzt ein Skelett, wohl der gute Geist des Lokals. Wenige Stunden später sitzen wir im selben Restaurant, draußen regnet es in Strömen und wir bekommen die größte Guacamole-Portion, die wir jemals gesehen haben- eine Riesenschüssel, die sicher auch für sechs Personen reichen würde.
Vogelinsel, Mücken-Strand und Hummer-Pizza
Grüne Palmen, sandige Wege und herrliche Sonnenuntergänge - Holbox ist eine Insel, auf der man auch einige Wochen verbringen kann, ohne sich zu langweilen. Am Strand spazieren gehen, schwimmen, die Insel auf dem Fahrradsattel erkunden, bei Sonnenuntergang ein Cocktail mit Mango oder Passionsfrucht in einem der vielen Strandbars genießen, die Strände Punta Mosquito und Punta Cocos besuchen, eine Bootsfahrt zu drei kleinen Inseln unternehmen, die berühmte Hummer-Pizza ausprobieren, an klaren Nächten Biolumineszenz am Strand bewundern (Ausstrahlung von sichtbarem Licht durch lebende Organismen, z.B. Leuchtbakterien die lumineszieren und für das Leuchten von Fischen verantwortlich sind), oder einfach in der Hängematte ein Buch lesen - das sind nur einige Dinge, die man tun kann.
Unbedingt empfehlenswert ist die Bootstour zu den drei Inseln, die 600 Pesos (120 Lei) kostet und etwa dreieinhalb Stunden dauert. Inbegriffen ist auch die Taxifahrt vom Hotel bis zum Hafen. Die Tour führte uns zuerst zu einem Ojo de Agua (Wasserauge), einer aus dem Untergrund herauf blubbernden Süßwasserquelle, wo man baden konnte. Bei der Isla Pajaros (Vogelinsel) bestiegen wir einen Holzsteg und Beobachtungsturm, von wo wir Pelikane, Kormorane, Reiher, Fregattvögel und einzelne Flamingos bestaunen konnten, ohne diese zu stören. Danach fuhren wir weiter zur Isla Pasion (Insel der Leidenschaft), wo man auf einer Sandbank im nur knöcheltiefen Wasser spazieren gehen konnte. Auf dem Rückweg nach Holbox sichteten wir spielende Delfine.
Am nächsten Tag hatten wir vor, per Fahrrad zuerst zur Punta Mosquito (deutsch: Mücken-Strand) zu fahren (die Ebbe macht es am Vormittag hier möglich, dass man auf einem schmalen Sandstrich mitten im Meer spazieren gehen kann) und am Abend zur Punta Cocos, um den Sonnenuntergang zu erleben. Am Abend davor hatten wir von der Hotel-Rezeption Fahrräder gemietet. Nach dem Frühstück kam jedoch der Schock- die Fahrräder waren unpassend. Die Frau an der Rezeption hat nicht versucht, andere Fahrräder zu besorgen, sondern meinte, ich könnte mein Geld zurückhaben. Umsonst versuchte ich, zu erklären, dass wir kein Geld wollen, sondern andere Fahrräder. Schließlich frage ich sie, was ein Taxi bis zur Punta Mosquito kostet. 150 Pesos, kommt die Antwort wie au seiner Kanone geschossen. Als das Taxi da ist, fragen wir vorsichtshalber (das haben wir in Mexiko gelernt) den Fahrer, was der Weg kostet. Er meint: 70 Pesos. Gleich darauf ist die Frau von der Rezeption neben uns und sagt dem Taxifahrer auf Spanisch, dass er uns zu wenig Geld verlangt hat und dass er „nicht dumm sein soll”.
Bei Punta Mosquito, dem nördlichsten Punkt der Insel, sind viele Kitesurfer und glücklicherweise keine Mücken. Zur Punta Cocos gehen wir zu Fuß. Den Abend verbringen wir auf zwei Schaukeln vor dem Meer und schauen zu, wie sich der Himmel knallrosa färbt. Nachts kann man hier mit etwas Glück das leuchtende Plankton im Wasser beobachten. Nach Einbruch der Dunkelheit führt uns Google Maps durch unbeleuchtete Straßen, vorbei an einer gelb bemalten Kirche, wo die Leute tanzen, an Tacos-Buden und beleuchteten Höfen, wo ganze Familien Wassermelonen essen und Latino-Musik aus Lautsprechern dringt und an einer Dorfdisko, in die gerade ein Straßenhund hineinspaziert. Das kulinarische Highlight der Inel ist die Hummer-Pizza im Lokal Roofs, ein netter Sommergarten mit Graffiti an den Mauern und vielen Palmen. Eine Pizza kostet umgerechnet etwa 120 Lei (600 Pesos), doch man kann sie auch teilen, da sie riesengroß ist und man mit einer halben Pizza satt wird. Es ist eine der leckersten Pizzas überhaupt. Dazu passt ein Corona-Bier mit Limette. Wer auf der Insel ist, sollte unbedingt ein Mezcal-Cocktail in einer der vielen Strandbars ausprobieren. Mezcal ist ein aus Agaven gebrauter Schnaps, der am besten mit Passionsfrucht-Saft schmeckt. Die Kellner in den Strandbars sind sehr gesprächig. „Ihr wollt nach Tulum? Viele Leute kommen aus Tulum hierher, dort gefällt es ihnen nicht, es ist ihnen zu laut. Außerdem sind dort die Preise dreimal so hoch, ihr werdet schon sehen”, meint einer von ihnen. Tulum liegt aber noch weit entfernt. Die nächste Nacht haben wir in Valladolid gebucht, die einzige Ortschaft die wir besuchen, die nicht am Meer liegt. Von Holbox nach Valladolid zu gelangen könnte ein Abenteuer sein, da die einzige Möglichkeit außer einem Taxi ist, von Chiquila aus mit mehreren Collectivos (Sammeltaxis) zu fahren.
Fortsetzung folgt
Elise Wilk
Auch in Holbox wird Maskenpflicht und soziale Distanz eingehalten. Foto: die Verfasserin
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
Aktuell
Karpatenrundschau
25.10.24
Abschluss der Restaurierungsaktion im Rahmen der Vortragsreihe „Kulturerbe hautnah“ öffentlich vorgestellt
[mehr...]
25.10.24
Zum Band von Alfred Schadt: Zwischen Heimat und Zuhause. Betrachtungen eines Ausgewanderten
[mehr...]
25.10.24
Marienburg im Burzenland hat seit Kurzem ein amtlich bestätigtes Ortswappen/Von Wolfgang Wittstock
[mehr...]