Sachsenvertreter und Schwabenpolitiker
22.03.18
Wilhelm Kopony (1869 – 1939) Mitglied des ungarischen Reichtags, nach 1918 Senator im rumänischen Parlament
Im diesem Jahr in dem zum hundertsten Mal der „Großen Vereinigung“ von 1918 wie die Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien allgemein heuer bezeichnet, durch zahlreiche kulturelle und politische Kundgebungen gedacht wird, soll auch nicht die Rolle eines weniger gegenwärtig im Blickpunkt noch stehenden unseren Vorgängers in Blickpunkt gestellt werden. Es handelt sich um Wilhem Kopony der am 22. Januar 1869 in Rosenau als Sohn des Forstingenieurs Michael Kopony und Anna geborene Galter, das Licht der Welt erblickte. Und nicht am 14. September 1868 laut einigen Quellenangaben, was uns dessen in Temeswar lebende Enkelin Maria Murgu, geb. Kopony bestätigte. Er trat was seine Ausbildung betrifft, in die Spuren seines Vaters und studierte Forstwirtschaft. Doch machte ihm diese Ausbildung nicht zu viel Freude und widmete sich auch anderen wirtschaftlichen Interessen. In seinem Geburtsort Rosenau hatte er ein Gasthaus das „Zum Nordpol“ benannt wurde. Impliziert war er immer wieder auch im öffentlichen Leben, setzte sich für die Gemeinschaft ein. So trat er auch der Freiwilligen Feuerwehr bei deren Obman er wurde. Sein Bekanntheitsgrad im Burzenland war groß, so ist zu erklären daß er 1905 im Wahlbezirk Honigberg/H²rman sich für den ungarischen Reichstag zur Wahl stellte. Er siegte und zog in diesen somit ein. Der ungarische Landtag der ab 1867 zum Ungarischen Reichstag umbenannt worden war, ist der Vorgänger des heutigen ungarischen Parlaments, und war die gesetzgebende Versammlung des Königreichs Ungarn bis 1918 als die Donaumonarchie zerfallen ist. Der Reichstag bestand aus zwei Kammern, der sogenannten Magnatentafel bestehend aus Vertretern der Magnaten und des Klerus, und der Repräsentantentafel in dem die Vertreter der Komitate, Distrikte, Städte vertreten waren. Hier schloß er Freundschaft mit einem weiteren Sachsenvertreter Rudolf Brandsch (1880 - 1953) dem späteren, bekannten Nationalitätenpolitiker wobei sie sich vor allem gegen die Magyarisierung der Donauschwaben einsetzten. Als sie am 20. März 1914 im Parlament für die Schwaben und deren Volkspartei auftraten, erkläre Wilhelm Melzer im Namen der anderen sächsischen Abgeordneten, „daß ihre Politik keine Gemeinschaft mit der schwäbischen Bewegung habe, daß die sächsische Politik lediglich den Schutz sächsischen Interessen verfolge“. Der ungarische Ministerpräsident Stephan Tisza verübelte diesen stark diesen Einsatz und äußerte sich abschätzend darüber. Vor allem Brandsch wurde dann sogar von sächsischen Kollegen wie auch den ungarischen Parlamentarier gemieden. Wegen diesen Kritiken die ihnen gebracht wurden, traten Brantsch und Kopony aus der Regierungspartei aus. Diese wurden sogar dann von der sächsischen Abgeordnetenkonferenz aufgefordert ihre Mandate den Wählern zur Verfügung zu stellen wobei diese aber ihre Sympathie für ihr Verhalten aussprachen.
Waren es die schwäbischen politischen Freunde die ihn bewogen ins Banat zu ziehen, nach Temeswar zu übersiedeln, oder auch die wirtschaftlichen Interessen? Voraussichtlich beides. In der Ortschaft Waldau, ursprünglich Neu-Schoschdea nicht weit von Moritzfeld, kaufte er ein Gut von 560 Joch und ein weiteres Anwesen von 146 Joch am Stadtrand von Temeswar. Nach dem er diese 1910 gekauft hatte, brachten ihm diese nicht nur Gewinn ein. Schaden hatte er zu verzeichnen durch die Überschwemmungen 1912 und 1913, der Mißernte ein Jahr darauf. Hinzu kam auch der Ausbruch des Ersten Weltkrieges, dann der Mangel an Arbeitskraft.
Der Vereinigung vom 1. Dezember 1918 und Bildung von Großrumänien stimmten die verschiedenen deutschen Siedlergruppen zu unterschiedlichen Terminen bei. Am 26. November 1918 waren es die aus der Bukowina, am 9. Dezember 1918 waren es die in Bukarest lebenden Deutschen, die Siebenbürger Sachsen taten dieses am 8. Januar 1919 auf der sächsischen Nationalversammlung in Mediasch, die aus Bessarabien taten es im März 1919, am 10. August 1919 bei der Vollversammlung der Banater Schwaben in Temeswar folgte deren Zusage .Bei den Wahlen für das rumänische Parlament stellte sich auch Wilhelm Kopony, nun als Vertreter der Schwaben im Modoscher Wahlbezirk und wurde am 7. November 1919 in den rumänischen Senat gewählt. Als die Deutsch-Schwäbische Volksgemeinschaft gegründet worden ist, wurde er zu einem der Stellvertreter gewählt.
Gab es vor der Vereinigung und Bildung Großrumäniens zwischen den deutschen Siedlungsgruppen nur sporadische Verbindungen, mit der Bildung des einheitlichen Nationalstaates, waren die Voraussetzungen geschaffen, daß sich auch diese Bevölkerungsgruppen zusammenschließen. Am 6. September 1919 hatten sich in Temeswar die Vertreter aller deutschen Siedlungsgruppen zu einer Versammlung getroffen wobei ein gemeinsames Wahlprogramm unter Anleitung von Rudolf Brandsch angenommen worden ist. Darauf hin konnte 1921 der Verband der Deutschen in Rumänien gegründet werden dessen erster Vorsitzender Rudolf Brandsch bis 1931 war, und ihm dann der Schwabe Kaspar Muth von 1931 bis 1935 folgte. Laut der Volkszählung vom 29. Dezember 1930, lebten auf dem damaligen Landesgebiet 18.057.028 Bewohner, davon 12.981.324 Rumänen, 745.421 Deutsche, 728.115 Juden. Was die damalige Zahl der deutschen Siedlergruppen auf den heutigen Gebiet Rumäniens betrifft, waren es insgesamt 625.000 deutsche Angehörige, davon 280.000 Banater Schwaben, 238.000 Siebenbürger Sachsen, 22.000 Sathmarschwaben, 40.000 Bukowinadeutsche, 12.000 Dobrudschadeutsche, 33.000 Deutsche in anderen Gebieten des Landes. Diese gehörten dem Verband der Deutschen in Rumänien an der dann dem 1922 von Rudolf Brandsch gegründeten Verband der deutschen Volksgruppen in Europa beitrat, dessen Vorsitzender er fast zehn Jahre bleiben sollte. Wilhelm Kopony stand ihm zur Seite und unterstützte ihn in allen seinen Unterfangen.
Kopony hat auch einen Verdienst bei der Schaffung der Hymne der Banater Schwaben. Bei den verschiedenen Versammlungen die stattfanden, gab es kein repräsentatives Lied das für die Schwaben ansprechend war. Als Kopony zu Weihnachten 1919 in den Parlamentsferien sich in Waldau aufhielt, erhielt er eine Einladung für einen Kulturabend in Moritzfeld für den 24. Januar 1920. Es gab kein Gemeinschaftslied dafür. Dann kam ihm in Erinnerung das Lied, ohne Melodie von Maximilian Moltke der auch Autor des Siebenbürgenliedes war. Es handelt sich um ein Gedicht in acht Strophen das Moltke 1842 oder 1843 in Kronstadt, oder später in Leipzig verfaßt hat wie Dr. Anton Peter Petri in seinen Kurzbiographien, München 1979 schreibt. Kopony verkürzte den Text auf fünf Strophen, ließ diesen auf der Schreibmaschine mehrmals tippen, wobei die Teilnehmer nach der Melodie „Heil dir im Siebenkranz“ sangen. Das Lied wurde mit Begeisterung aufgenommen, so daß dieser Tag als Geburtstag der Banater Hymne betrachtet werden kann.
Wilhelm Kopony blieb von den wirtschaftlichen Problemen der Zeit nicht verschont. Während seiner in Bukarest im Senat verbrachten Zeit, wurde sein Gut in Neu-Schoschdea von seiner Frau und deren Bruder verwaltet. Doch verlor er dieses durch die Agrarreform von 1920, so daß er mit seiner Familie nach Temeswar zog, und nach weiteren zehn Jahren nach Wien mit den beiden Söhnen Eckardt und Horst. Er kaufte in Budapest ein großes Miethaus das auch wirtschaftlich sich als versprechend erwies. Dann investierte er in zwei Hotels die er ankaufte, die „Krone“ in Temeswar und „Kaiserin Elisabeth“ in Wien. Zu den hohen Gästen die in diesem gelegentlich untergekommen waren, zählten Mozart, Wagner, Liszt, Grieg. In Wien mußte er sich dann dafür einsetzen, das Hotel vor dem Ruin zu retten.
In einem Empfehlungsschreiben der Hauptstelle der deutsch-schwäbischen Volksgemeinschaft aus Temeswar vom 8. Februar 1928 wird um Unterstützung für ihn bei den österreichischen Behörden gebeten: „Gefertigte Hauptstelle der Donau-Schwäbischen Volksgemeinschaft bestätigt, dass Herr Senator Wilhelm Kopony, Mitobmann der Deutsch- Schwäbischen Volksgemeinschaft im rumänischen Banate, g. Abgeordneter und Mitglied des rumänischen Senat als führende Persönlichkeit in der deutschen Bewegung im Banate teilnahm, und sich unerschrocken für die Minderheitenrechte des deutschen Volkstums eingesetzt hat. Herr Senator Kopony reist in den nächsten Tagen nach Wien, aus welchem Anlass es unserseits bestens an allen p.t.österreichischen Behörden, dem Deutschen Schulvereine Südmark und dem Banater Schwabenverein empfohlen wird.“ Auf dem Schreiben das vom Österreichischen Konsulat Temeswar bestätigt wird, ist vermerkt „Herr Senator Kopony ist dem Amt persönlich bekannt und werde hiermit vorstehend über seine Person angeführten Daten amtlich bestätigt“.
Der Wiener Aufenthalt ging 1936 zu Ende als die Familie wieder nach Temeswar zurückkehrte. Das Hotel in Wien wurde versteigert. Ein Schlaganfall setzte ihn außer Gefecht. Ein Jahr nach dem Tod seiner Frau starb auch er am 24. Dezember 1939 und wurde auf dem Innerstädtischen Friedhof von Temeswar beigesetzt. Eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus in Rosenau wäre zu empfehlen um an den Senator des ersten rumänischen Parlaments nach 1918 zu erinnern.
Dieter Drotleff
Wilhelm Kopony in Waldau mit seinen zwei Söhnen. Fotos: privat
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