Schwarze Kunst ist der neuen Technologie gewichen
10.12.20
Tradition des Buch- und Zeitungsdrucks in der Stadt unter der Zinne
Johannes Gutenberg (1397 - 1468) war der erste Buchdrucker, der um 1445
die beweglichen Lettern erfand. Die Entwicklung des Drucks mit Bleilettern in den folgenden Jahrhunderten schien für immer zu bleiben, bis nach der politischen Wende von 1989, als auch in unserem Land die moderne Technologie Einzug fand. Heute werden sämtliche Zeitungen und Bücher digital gedruckt, die am Computer gespeicherten Texte werden auf die Offsetplatten übertragen, die erstellten Produkte auch in Farbdruck sind bester Qualität. Blickt man auf die Kronstädter Tradition zurück, sind mehrere Etappen feststellbar. Johannes Honterus, Coresi, Johann Gött gehören zu den bedeutendsten Buchdruckern ihrer Zeit, eine Tätigkeit die jeweils in den eigenen Druckereien bis nach dem Zweiten Weltkrieg fortgesetzt wurde, als alle Unternehmen verstaatlicht wurden.
Danach fand die neue Etappe bis zur Wende statt, als die Druckereien als
staatliche Institutionen funktionierten und unter Kontrolle standen. Die Historikerin Maja Philippi betonte, sich auf die Rolle Honterus beziehend: "Das gedruckte Wort war damals eine geistige Waffe ersten Ranges, erst durch diese konnte die neue Bildung, die Honterus aus der Fremde mitbrachte, verbreitet werden, erst durch diese konnte der Anschluss Siebenbürgens an die geistige Entwicklung Mittel- und Westeuropas gesichert werden. Darüber hinaus hat die Honterus-Druckerei für die Geschichte der Siebenbürger Sachsen, ja man kann sagen für ihre Volkswerdung eine besondere Rolle gespielt". Außer den lateinischen Büchern brachte er die ersten Bücher in deutscher Sprache heraus. Zu erwähnen der Kleine Katechismus Luthers (1548), die Kirchenordnung (1547) u.a. Die von Honterus herausgebrachten Drucke waren nicht nur für das Deutschtum Siebenbürgens wie Kirche und Schule von Bedeutung, sondern auch für die rumänische Bevölkerung, da diese auch in den rumänischen Fürstentümern zur humanistischen Bildung beigetragen haben. Nach seinem Tod wurden in seiner Druckerei auch die ersten Bücher in rumänischer Sprache vom Diacon Coresi gedruckt. Dessen Rolle zur Bildung der rumänischen Schriftsprache ist besonderes eingehend im Museum der Ersten rumänischen Schule in der Oberen Vorstadt, bei der Sankt Nikolaus Kirche dokumentiert.
Johann Gött setzt die Buchdrucktradition fort
1832 kam Johann Gött nach Kronstadt, wo er eine bedeutende Rolle als Buchdrucker, später aber auch als Bürgermeister spielen sollte. Da verbrachte er sein ganzes weiteres Leben bis zu seinem Tod und wurde am Innerstädtischen Friedhof zur ewigen Ruhe beigesetzt. Nach zwei Jahren 1834 erwarb er die Schobelnsche Druckerei und ging was eine besondere Neuerung für die Zeit war, an die Herausgabe von Zeitungen. Es dauerte allerdings noch zwei Jahre, bis er die Genehmigung vom Siebenbürgischen Gubernium dafür erhielt. Zu den ersten von ihm veröffentlichten Publikationen gehörten auch solche in rumänischer Sprache. Die "Foaia Duminecii" war eine rumänische Fassung der deutschsprachigen Wochenpublikation "Sonntagsblatt". Am 24. Mai 1837 erschien bei Gött die erste Ausgabe des "Siebenbürgische Wochenblatt". Die Druckerei befand
sich in der Klostergasse Nr.10. An dessen Stelle erschien als Folgepublikation ab dem 26. März 1849 die "Kronstädter Zeitung", die bis August 1945 erschien, als sie von dem kommunistischen Regime verboten wurde. 1838 erschien in seiner Druckerei die erste rumänische politische Publikation "Gazeta de Transilvania". Ebenfalls bei ihm verließ 1839 auch die erste Ausgabe der ungarischen Publikation "Erdelyi Hirlap" (Siebenbürgisches Nachrichtenblatt) die Druckerei. Die Tradition der Veröffentlichung von Publikationen in den drei Sprachen deutsch, ungarisch, rumänisch sollte fortgesetzt werden, auch in den späteren Jahren. Kronstadt wurde somit der Ort in Siebenbürgen, wo die meisten periodischen Publikationen erschienen. Gött fand durch eine Tätigkeit Anerkennung von seinen Zeitgenossen in der Stadt. Er wurde 1876 zum Bürgermeister der Stadt ernannt, war Mitglied im Presbyterium und mehrere Jahre Kirchenvater der evangelischen Kirchengemeinde der Stadt, war Vizepräsident der 1851 gegründeten Handels- und Gewerbekammer.
Standorte und Buchdrucker nach dem Zweiten Weltkrieg
Nachdem alle Publikation untersagt wurden nach dem die neuen kommunistischen Machthaber das Wort hatten, wurde als erste Publikation die rumänische Tageszeitung "Drum nou"(Neuer Weg) am 10. September 1944 herausgebracht. Es war eine Publikation, die nur die Verdienste und Leistungen des neuen politischen Regimes veröffentlichte und die bis nach dem Sturz Ceausescus, Ende Dezember 1989, erschien. Gedruckt wurde diese in der nun staatlichen Druckerei "Intreprinderea Poligrafic² Bra{ov". Diese hatte mehrere Abteilungen, darunter die auf dem Rosenanger, wo die Zeitung herausgebracht wurde. Der Sitz der Redaktion war im Gebäude der ehemaligen Industrie- und Handelskammer, das nun auch den Sitz der Vereins der rumänisch-sowjetischen Freundschaft ARLUS beherbergte (heute Kreisbibliothek). Hier sollten auch die später gegründeten Wochenpublikationen die ungarische Uj idö, später Brassoi Lap und dann Brassoi Lapok in einigen Räumen unterkommen. So auch die Redaktion der "Volkszeitung" deren erste Ausgabe am 30. Mai 1957 erschienen ist. Im Keller des Gebäudes wurde die Druckerei untergebracht, bestehend aus dem Raum für den Umbruch, wie auch die Linotyps, an denen die Texte in Blei gegossen wurden. Hinzu kam die Rotationsmaschine auf der die Halbzylinder in Blei befestigt wurden die den Text jeweiliger Seite enthielten. Die Fotos wurden als Zinkplatten auf diese geklebt um
beim Umlauf, der Geschwindigkeit der Rotation Stand zu halten. Im Keller befand sich auch das Büro der Korrektoren jeweiliger Zeitung. Die ungarische und deutsche Wochenpublikationen erschienen an unterschiedlichen Tagen, die rumänische Tageszeitung abends, so dass sich die Korrektoren den Raum abhängig von ihrem Programm teilen konnten. Chefredakteur der Volkszeitung war bekanntlich von Anfang an Eduard Eisenburger. Erste Korrektoren waren Hans Schneider mit Dagmar Schuster.
Redaktionen und Druckabteilung für diese blieben da bis 1968, als die neue Gebietseinteilung des Landes stattgefunden hat. Statt der Regionen wurden die Kreise gebildet. Sowohl die Redaktionen als auch die neue Presseabteilung der Druckerei übersiedelten in die Goldschmiedgasse Nr.3. Ausgestattet wurde die Druckerei mit neuen Druckmaschinen der Marke Plamag aus der damaligen DDR . Für die Redaktionen war es ein besserer Standort von allen Aspekten her. Die Manuskripte wurden durch den Hof getragen und direkt den Setzern an den Linotyps übergeben. Der Druck erfolgte nach dem Umbruch der Seiten, an der Rotation die eine größere Kapazität und Geschwindigkeit aufwies. Die Maschinisten der Rotation haben bis zur ihrem Rentenantritt da gearbeitet, wurden landesweit als beste Fachleute geschätzt, wie beispielsweise Vasile Gorea, der die Rotationen zum Großteil in Betrieb nahm, die Fachleute damit vertraut machte. Mit Szabo Boga, Josif Horvath, Emerik Liptak und Sandor Mihaly teilten sie sich die Nachtschichten an der Rotation. Bewährte Buchdrucker sorgten für den Umbruch der drei Publikationen, zu denen dann später auch die Kulturzeitschrift ASTRA hinzukam, die auch den Sitz im Pressehaus in der Goldschmiedgasse hatte, wie auch Vertreter der zentralen Publikationen "Scânteia", „România libera", der Presseagentur Agerpres, der Rumänischen Rundfunkgesellschaft und der Fernsehgesellschaft, der Korrespondent des "Neuer Weg". Die Abteilungen der staatlichen Druckerei sollten aber bald alle in einem neuen Standort in der Zizinului-Straße jenseits der Eisenbahnstrecke, die Bukarest mit Kronstadt verbindet, in einem Neubau konzentriert werden, der 1970/1971 errichtet wurde. Somit übersiedelte hin die Zeitungsabteilung, die Druckerei vom Rosenanger wie auch die aus der Langgasse, die Matrizenabteilung aus der Burggasse. Bekannt wurde die Druckerei auch wegen der Kartographie-Abteilung in der Land- und Weltkarten, Globusse, Schulbücher in der Offset-Abteilung gedruckt wurden. Mit der Leitung der Druckerei wurden Fachleute beauftragt, aber auch solche die aus anderen Bereichen her zugeteilt wurden wenn sie nicht mehr der Parteileitung entsprachen. So wurde die Druckerei im Volksmund auch als Elefantenfriedhof bezeichnet. Zu den Direktoren zählten Ion Balint, Petru Sitov, Virgil Meret, Vasile Obretin, Aurel Finder, Jano Raduy, Stefan Ciocârlan. Zwischen Redakteuren der Publikationen und Buchdruckern bestanden sehr gute, auch freundschaftliche Beziehungen. Den Umbruch der Volkszeitung bzw. Karpatenrundschau machten Martin Römer, dann Jahre hindurch Alexandru Szabo, Laszlo Kiss, gelegentlich aber auch die Setzer der anderen Zeitungen wie Constantin und Aurel Sfetea, Paul Chiriacescu, Andrei Moroianu, Petre Dumitrescu. Nach vielen Jahren bestehen mit diesen immer noch beste Beziehungen, trotz dem seit der Fusion der KR mit ADZ am 1. Januar 1996, die KR als Beilage in Bukarest unter der neuen Technologie gedruckt wird. Paul Chiriacescu bindet uns seit Jahren die Kollektion der KR für die Redaktion, Andrei Moroianu ist Mitglied der Burzenländer Blaskapelle. Beste Arbeit leisteten die Setzer am Linotyp: Gert Schlesak, die beiden Zeidner Manfred Christel und Dieter Kolf, Karl Klein, Wilhelm Schmidts. Ihre Fachausbildungen hatten sie in Bukarest an der Berufsschule des Poligraphischen Unternehmens erhalten. Gert Schlesak, Bruder des Schriftstellers Dieter Schlesak, wechselte später in die Redaktion als Korrektor. In der Abteilung, in der die Fotos auf Zinkplatten für de Druck überführt wurden, war Verlass auf Günther
Römer, Ion Haller. Beim Offsetdruck wenn er in der Nachmittagsschicht
war, nahm sich Ulf Schaser die Trompete mit, um dort üben zu können. In Deutschland wurde er einer der aktivsten Mitglieder des Sektion Karpaten des Deutschen Alpenvereins. Karl Klein gehört zu den Mitarbeitern des „Rotbächer Heimatbrief“, der Publikation der Heimatortsgemeinschaft Rothbach in der Bundesrepublik Deutschland.
Auch weiterhin blieben die Redaktionen der Karpatenrundschau, Gazeta de Transilvania, Brassoi Lapok im Pressehaus in der Goldschmiedegasse, bis sie umsiedelten. Die gegenwärtig noch in Kronstadt erscheinenden Tagespublikationen Transilvania Expres, Buna ziua Brasov, Monitorul Expres, die ungarische Wochenschrift Brassoi Lapok haben zum Teil eigene Druckereien, oder werden in den Nachbarkreisen gedruckt. Im Zuge der Privatisierung ist die Kronstädter Druckerei veräußert worden, dient heute als Lagerräume verschiedener Unternehmer. Viele der Mitarbeiter aus der Kronstädter Druckerei haben vor oder nach der Wende das Land verlassen, einige setzten ihren Beruf in privaten Druckereien fort, andere weilen nicht mehr unter uns. Diesen sei allen ein ehrendes Andenken bewahrt und der Dank für die jahrelange, beste Zusammenarbeit ausgesprochen.
Dieter Drotleff
Foto 1: Anläßlich seines Rentenantritts am 1. November 1987, hat Vasile Gorea (2. von links), bewährter Rotationsfachmann, Chefredakteur Euard Eisenburger, seinen Arbeitskollegen Szabo Boga und den Verfasser dieser Dokumentation (links) eingeladen. Foto: privat
Foto 2: Buchdrucker Alexandru Szabo hat Jahre hindurch bis zu seiner Pensionierung den Umbruch der KR gesichert. Nachträglich hat er sich in seinen Geburtsort Meresti im Kreis Harghita zurückgezogen. Foto: KR-Archiv
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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