„Siegesbotschaft“
07.04.22
... zu Ostern
Liebe Schwestern und Brüder in Christo! Liebe Leser und Leserinnen!
Wie gerne hören wir diesen Satz: das Gute hat über das Böse gesiegt! Viele von uns sehnen sich gerade jetzt sehr intensiv nach so einer Botschaft. Denn wir erleben Zeiten, die viele von uns bisher nur aus Geschichtsbüchern oder aus dem Fernsehen kannten. Ein verbrecherischer Angriffskrieg eines Regimes hat viele Menschen aus unserem Nachbarland in die Flucht getrieben. Rumänien hat vielen Menschen seit dem Beginn des Krieges Zuflucht angeboten. Erwachsene mit Kindern aus Odessa haben den Weg auch bis zu uns nach Wolkendorf gefunden. Sie sind jetzt zwar in Sicherheit vor Bombenangriffen, aber es vergeht kein Tag, an dem zumindest die Erwachsenen die Informationen auf ihren Telefonen nicht überprüfen. Sehnsüchtig hoffen sie auf eine gute Botschaft, vielleicht sogar auf eine Siegesbotschaft, von den zu Hause Gebliebenen, die ihr Heimatland verteidigen.
Wir wissen nicht, wie lange diese Menschen auf die erhoffte Botschaft warten müssen. Aber eines wissen wir schon jetzt: im Ostergeschehen können wir hier und jetzt eine Siegesbotschaft wahrnehmen und auch unseren Gästen weitergeben.
„Evangelium“ bedeutet auf Griechisch so viel wie: gute Nachricht oder frohe Botschaft. Ursprünglich war wohl dieses Wort ein sportliches und militärisches Wort. Im Jahr 490 vor Christus wurde Griechenland von einer Großmacht angegriffen. In diesem Konflikt fand eine berühmte Schlacht zwischen Persern und Griechen statt. Es war die Schlacht bei Marathon. Die Perser beherrschten bis dann den ganzen Mittelmeerraum und nun wollten die Griechen sich von dieser Herrschaft befreien. Sie organisierten einen Aufstand. Die Schlacht sollte in die Geschichte eingehen und unvergessen bleiben, da die Griechen die Weltmacht der Perser in der Ebene bei Marathon völlig unerwartet besiegt haben. In der Legende heißt es nun, dass nach der Schlacht der griechische General einen Boten nach Athen sandte, um den Sieg zu verkündigen. Dieser Bote ist berühmt geworden als der ursprüngliche Marathonläufer. Nach einem Lauf von 42 Kilometern, die er ununterbrochen zurücklegte, erreichte er Athen und rief die Botschaft vom Sieg aus: „Bürger von Athen, „Euangelion“, wir haben gesiegt, die Perser sind geschlagen.“
Am Ostersonntag lesen wir aus dem Evangelium des Markus (Mk 16, 1-8).
Maria, die Mutter Jesus und Maria von Magdala wollen den verstorbenen Leib Jesu salben. Das sollte nun am ersten Tag der Woche geschehen, im Morgengrauen als die Sonne aufging. Sie kommen am Grab an und sehen überrascht, eher erschrocken, dass der große Stein vom Grab weggewälzt war. Wer kann das getan haben? Ist jemand vor ihnen da gewesen? Es wird doch nicht jemand den Leib Jesu gestohlen haben? Wir wissen nicht, welche Gedanken den Frauen durch den Kopf gingen. Aber sie gingen in das Grab hinein, und trafen da einen Jüngling. Dieser versuchte die Frauen zu beruhigen und sagte ihnen, sie sollten sich nicht entsetzten, denn Jesus von Nazareth, den sie suchen, sei nicht mehr im Grab. ER ist auferstanden. Diese Botschaft, dieses Evangelium, tragen sie nun - wie einst der Marathonläufer - weiter zu Petrus und den Jüngern.
Ihr Lieben, so dürfen auch wir die Botschaft von Ostern, von der Auferstehung als Evangelium, als Siegesbotschaft übernehmen. Christus hat all das Böse und den Tod überwunden. Er hat gesiegt. Es liegt nun an uns, in jeder Lebenssituation eine zuversichtliche Haltung einzunehmen. Diese Zuversicht erhalten wir aus der Auferstehung. Sie ist ein Stützpfeiler. Eine Brücke kann nur auf festen Stützpfeilern stehen. Und das Ostergeschehen ist für uns Christen dieser sichere Stützpfeiler. So können wir die tiefen Gräben des Lebens und dieser Zeit überbrücken. Wenn wir nun diese Sicherheit verspüren, kann man das Leben gelassen angehen und auf den Sieg des Guten vertrauen. Auch in der Dunkelheit des Krieges.
Wollen wir nun diese Botschaft aus dem Evangelium des Markus als solche hören, festhalten und weitersagen: „Evangelium!, Sieg!, Freude!, Christus hat überwunden. Er ist der Sieger und wir mit ihm.“
A.D. 07.04.2022
Pfarrer Uwe Seidner, Wolkendorf
Der Osterbaum der Kirchengemeinde Bartholomae. Foto: Kirchengemeinde Bartholomae
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