Stadtsymbol das die Zeiten überstand
14.01.21
Kronstädter Rathaus vor 600 Jahren urkundlich belegt
Das alte Rathaus von Kronstadt, gelegen am Marktplatz, ist nicht nur für die Kronstädter ein Begriff der zur Stadtgeschichte gehört, sondern auch für die unzähligen Besucher die dieses als Fotomotiv wahrnehmen oder zum Treffpunkt wählen. Nach der Einführung der Einschränkungsmaßnahmen wegen der Coronavirus-Epidemie sind etwas weniger Touristen da anzutreffen, doch zieht dieses Baudenkmal die Blicke weiterhin an, besonders während der Advents- und Weihnachtszeit, wenn neben diesem seit Jahren eine hohe Weihnachtstanne geschmückt, ein Basar da eingerichtet wird und in der Silvesternacht Treffpunkt tausender Gäste ist die dem Feuerwerk aus unmittelbarer Nähe mit den Blicken folgen. Nun erfüllte sich, laut Chronik das Rathaus, sein 600-jähriges Bestehen. Die diesbezügliche Urkunde befindet sich in der Kreisdirektion des Nationalarchivs und ist vom 23. Dezember 1420 datiert. Laut dieser haben die Vertreter der Kronstädter Kürschnerzunft der Burzenländer Provinz gestattet über der Verkaufslaube, die dieser gehörte, ein Stube zu errichten wo jedem Bittsteller Gerechtigkeit widerfahren sollte. Die Urkunde wurde von der Burzenländer Distriktversammlung der der Kronstädter Stadtrat, wie auch die Richter von Marienburg, Zeiden, Rosenau und Tartlau angehörten, ausgestellt. Ausfindig gemacht wurde diese Urkunde von dem Kronstädter Historiker und Archivar Gernot Nussbächer der in einer eingehenden Dokumentation auf die Bauetappen des Rathauses im Laufe der Jahrhunderte, auf die Amtsstellen die in diesem untergebracht waren, einging. Gegenwärtig befindet sich im Rathaus das Geschichtsmuseum des Kronstädter Kreises dessen Leitung aus diesem Anlass seit Weihnachten und bis zum 16. Januar 2021 den Besuchern unentgeltlichen Zugang in das Gebäude und zu den Ausstellungsräumen bot.
Aufklärend sind einige der wichtigsten Etappen in der Geschichte des Rathauses. Durch den Türkeneinfall 1421 musste die Fortführung der Bauarbeiten aufgeschoben werden. Vor 1515 wurde ein Turm am Rathaus gebaut. An diesem wurden Fenster und eine Uhr, die zweite Turmuhr der Stadt nach der der Schwarzen Kirche angebracht. Da bestand eine Wächterstube. Im Gebäude befand sich auch ein Gefängnis. Nach dem Abbruch des Turmdaches wurden die Arbeiten am Turm aufgenommen die 1528 abgeschlossen werden konnten. In den Turmknopf wurde auch eine Denkschrift hinterlegt. 1528 wurde der ganze Bau des Rathauses abgeschlossen. Wiederholt erlitt das Rathaus auch Schaden. Ein Blitz hatte 1610 den Turm getroffen, wobei der Turmknopf herunter fiel.
Die Turmuhr war ein Werk des Meisters Gregorius von Schäßburg der wiederholt mit deren Instandhaltung beauftragt worden war. Der große Knopf des Rathausturms ist erneuert worden. Dieser fiel nun aber erneut Opfer eines Naturereignisses, dem Erdbeben vom 17. Juni 1662. Zwanzig Jahre später schlug wieder der Blitz ein, verursache aber nicht großen Schaden. Nach dem großen Stadtbrand vom 21. April 1689 stand das Rathaus als Ruine zwei Jahre lang da bis provisorische Arbeiten am Dach im Mai 1691 eingeleitet wurden. Das im Rathaus später befindliche Archiv wurde von Georg Michael Gottlieb von Hermann (1737 – 1807) geordnet. Das Ergebnis war sein drei Bände umfassendes Werk „Das alte und neue Kronstadt“.
Große bauliche Eingriffe wurden nach 1770 am Rathaus unternommen, so dass nach acht Jahren das Rathaus der heutigen Form entsprach. In den folgenden Jahrzehnten wurden wiederholt Reparaturen vorgenommen. 1870 wurde die Beleuchtung mit Leuchtgas im Rathaus eingeführt. Nach der Neugestaltung der Stadtverwaltung ist der Stadtmagistrat in das neue Gebäude Ecke Purzengasse mit Goldschmiedgasse umgezogen. Im alten Rathausgebäude wurde das Stadtarchiv gelagert, die Hauptwache untergebracht. Das Archiv wurde dann 1923 in die Schmiedebastei überführt. 1950 ist das Gebäude als Museum gedacht und als solches eingerichtet worden. Mehrere Konsolidierungsarbeiten und Reparaturen wurden anschließend durchgeführt, doch wegen den noch nicht eindeutig geklärten Besitzverhältnisse zwischen Kreis und Stadt, sind diese ins Stocken geraten.
Dieter Drotleff
Das Baudenkmal am Marktplatz ist kennzeichnend für Kronstadt. Foto: der Verfasser
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