Theatralisches in der „Karpatenrundschau“
25.06.09
In den 1980er Jahren, als das deutschsprachige Publikum vielleicht konstanter und zahlreicher war als heutzutage, widmet die KR volle zwei Seiten kulturellen Ereignissen. Unter dem Titel „Kulturspiegel” sind einige Artikel zu den verschiedensten theatralischen Aufführungen und Veranstaltungen erschienen, manche von ihnen von lokaler Bedeutung, andere die über die Grenzen des Landes hinaus reichten. Vor allem Aufführungen des Deutschen Staatstheaters Temeswar (DSTT), der deutschen Abteilung des Hermannstädter Theaters (DASS) und der Kronstädter Bühne bilden den Nachrichtenstoff, aber auch Amateurgruppen finden ihren Platz in der Zeitschrift (die Mediascher Amateure, die Fogarascher Laienspieler, das Reschitzaer Ensemble, die Lugoscher Freizeitkünstler usw.). Nennenswert ist auch das Hermannstädter Puppentheater, dessen Vorstellungen jung und alt erfreuten. Das Jugend- und Studententheater hat ebenfalls seinen Platz in den Seiten der KR gefunden, darunter auch die Theatergruppe des Honteruslyzeums, die zum Beispiel Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“ aufführte. Erstmals wurde dieses vor mehr als zwanzig Jahren in Jakobsdorf von einem Geschichtelehrer mit der Dorfjugend aufgeführt. Im Februar 1987 wurde es von der XII. A Klasse des Honterus-Gymnasiums auf die Bühne gebracht unter der Regie von Gudrun Schuster, Deutschlehrerin, und wurde zu einem großen Erfolg.
Unter dem auffallenden Titel „Die Ohnmacht des kleinen Mannes“ konnte man 1982 über die Wiedergeburt der deutschen Studententheatergruppe in Temeswar lesen – der kleine Mann, der einfache Mensch in seinem Alltag, der kaum in der höheren Gesellschaft zählte: weswegen von seiner Ohnmacht die Rede war. Die nonkonformistische Gruppe versuchte die Konventionen zu überschreiten und originell, ansprechend aufzutreten unter der Leitung eines jungen Autors namens Helmuth Frauendorfer. Das Projekt bestand in einer gewagten Aufführung des Stückes „Mockinpott“ von Peter Weiss.
Zu den Artikeln selbst ist zu bemerken, dass sie den Inhalt der Theateraufführungen wiedergeben, auch kurze Angaben über Schauspieler und Regisseure beinhalten, manchmal ein Gespräch mit den Teilnehmern wieder geben, aber auch kritisch Stellung nehmen. So sind von Wolfgang Wittstock gezeichnete Artikel auch mit einem PS oder mit Kommentaren versehen: Entweder hätte ein Programmheft vorhanden sein sollen oder die Vorführung war verbesserungsbedürftig. Es handelt sich jedoch um konstruktive Kritik, der Ton selbst ist ermutigend und widerspiegelt das Interesse des Publikums an derartigen Veranstaltungen.
Außerdem wird über Theaterfestivals berichtet, wie jenes des zeitgenössischen Theaters mit internationaler Beteiligung in Kronstadt.
Das Festivalprogramm umfasste Stücke zeitgenössischer Autoren aus dem In- und Ausland, inszeniert von bekannten Regisseuren. Auf der Kronstädter Bühne traten die bekanntesten Schauspieler aus Temeswar, Craiova, Reschitza, Arad, Hermannstadt, Kronstadt auf, wie z.B. Ida Jarcsek-Gaza, Heinrich Mildner, Dag Wester u.a. Die Schauspieler und die Regisseure schafften es durch ihre Kreativität und Begabung, eine enge Beziehung zwischen Bühne und Publikum herzustellen.
Das Festival ist sehr ausführlich geschildert. Der Autor der Chronik, Horst Schuller, berichtet kritisch aber auch ironisch über das Ereignis. Er präsentiert das Programm kurz und objektiv, erwähnt die Neuigkeiten und was für Änderungen eingetreten sind, die es im Jahr davor nicht gab. Ebenso, was sich hinter der Bühne abspielt und die Grundgedanken die hinter dem Festival stehen. Die gelungensten und interessantesten Stücke, die auch die Auszeichnungen des Festivals gewonnen haben, werden kurz zusammengefasst.
30 Jahre später muss sich die KR den neuen Gegebenheiten anpassen: Die Entwicklung des Internets erlaubt Theatern und Theatergruppen, eigene virtuelle Publikationen zu besitzen, die innerhalb von Sekunden weltweit erreichbar sind. Das hat seinen Vorteil: Theaterfestivals fördern junge Schauspieler und Regisseure, auf den Bühnen treten Teilnehmer aus aller Welt auf und das Publikum entdeckt (erneut) die Theatersäle. In der Loge sitzt auch der Journalist – ein kleines Leserpublikum wird seinen Artikel mit Interesse lesen.
Larisa Gligor
Laura Dordea
Corina Julea
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
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Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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