Überrest des Flügels des Eindecker-Flugzeuges von Albert Ziegler restauriert
11.08.22
Museum im Schäßburger Stundturm widmet Ausstellung fünf bedeutender Kronstädter Flugpioniere
Vor nun fast 110 Jahren fand auch in Schäßburg ein Schauflug des Kronstädter Flugpioniers Albert Ziegler statt. Dabei kam es auch zu einem Absturz des Etrich Eindeckers den Ziegler gebaut hatte, und außer ihm in dem Gerät sich auch ein mutiger Passagier befanden. Glücklicher Weise kamen diese heil davon mit nur ganz wenigen Kratzern. Der Flugapparat erlitt ernsten Schaden, ein Flügel davon ist bis heute im Dachboden des Museums im Stundturm von Schäßburg gelagert gewesen, bis dieser nun teilweise restauriert werden konnte. Die Museumsleitung, Direktor Nicolae Tesculea nahm dieses zum Anlass um einen Rückblick auf einige Kronstädter Flugpioniere der Zwischenkriegszeit zu bieten und diese dem Publikum vorzustellen. Dabei wurde auch der Kronstädter Museumsforscher Traian Dumbraveanu der sich der Fluggeschichte verschrieben hat und am Gedenkhausmuseum Casa Muresenilor in Kronstadt tätig ist, zur Mitarbeit herangezogen. Im Vorjahr wurde von diesem Museum anlässlich der Erfüllung von 40 Jahren seit dem der erste rumänische Astronaut Dumitru Prunaru in Weltraum geflogen war, eine eingehende Ausstellung über die Tradition des Kronstädter Flugzeugbaus und der hiesigen Flugpioniere organisiert. Einige der da zur Schau gestellten Bildtafeln wurden nun auch in die Ausstellung in Schäßburg die bis September geöffnet bleibt, aufgenommen. Bei der Vernissage die am 20. Juli 2022 stattgefunden hat, beteiligten sich sowohl Traian Dumbraveanu als auch der Journalist Wolfgang Wittstock der sich eingehend mit dem Leben von Albert Ziegler befasst hat. Vorgestellt sind in der Ausstellung die Kronstädter Flugpioniere Albert Ziegler (1888 – 1946), Dan Valentin Vizanty (1910 - 1992), Ioan Milu (1908 – 1982), Emil Droc (1903 – 1994) und Eugen Pârvulescu (1900 – 1979). Auf den Schautafeln wird das Leben und Wirken dieser Kronstädter Flugpioniere dokumentiert über das Traian Dumbraveanu eingehende Forschungen unternommen hat. Er hat selbst 27 Jahre im Kronstädter Flugzeugbetrieb gearbeitet, eine Familientradition fortgesetzt da sein Vater und Großvater die beide Mircea Dumbraveanu hießen, sich dem Flugzeugbau gewidmet haben, wobei sein Großvater der Designer des da erstellten Fluggerätes war. Daten über das Leben der vorgestellten Flugpioniere wurden bei der Ausstellung ergänzt durch die Teilnahme einiger Gäste. Wolfgang Wittstock bezog sich auf das Leben von Albert Ziegler, über den letzten Abschnitt davon bis zu seinem Tod, der letzten Jahre die er in Deutschland verbracht hat. Aus diesem Anlass hat er auch aus dem Nachlass seines Vaters, dem Schriftsteller Erwin Wittstock, die Erzählung „Der missglückte Flug“ in eigener rumänischer Übersetzung vorgelesen, die im Original in unserer Wochenschrift aus dem Jahre 1971 (KR 47/1023, 26. November) gelesen werden kann, und dem Flugabsturz gewidmet ist. Als Augenzeuge schreibt der Autor: „Meine Freunde und ich waren unter den ersten, die am Ziele ankamen. Propeller und Motor hatten sich in die Erde gebohrt. Neben den Trümmern standen Albert Ziegler und Herr Pfuhl. Beide hatten sich schon hervorgearbeitet und waren, bis auf kleine Kratzer und Schrammen, unverletzt“.
Über den Schauflug von Albert Ziegler, dem am 9. April 1888 in Zeiden geborenen Flugpionier dem auch im Museum der Traditionen von Zeiden gebührender Platz geboten wird, sind zahlreiche Berichte in der damaligen Schäßburger Presse erschienen, eine Ansichtskarte gedruckt bei Johann Drotleff in Hermannstadt kündigte den Schauflug an mit dem Text „Der erste Siebenb.sächsische Flieger ALBERT ZIEGLER zwischen Hindernissen, Schäßburg am 23. Oktober 1913“. Am Vortag wurde der Flugapparat im Hof des Stadthauses gezeigt und gegen einer Gebühr konnte dieser da aus der Nähe begutachtet werden. Uwe Konst ist auch dem Ereignis nachgegangen, hat Berichte aus der „Schäßburger Zeitung“ über den Schauflug und dem unerwarteten Ausgang dokumentiert und im im „zeidner gruß“, Nr. 131/2021 veröffentlicht. Nach dem gelungenen Flug in dem nur Ziegler im Apparat war, machte er auch einen Passagierflug zu dem sich voller Mut der Bankier Karl Pfuhl bereit stellte. Nachdem von der Presse und auch Erwin Wittstock geschilderten Absturz, wurde der Flugapparat auch mit Unterstützung von Spenden repariert, wofür Albert Ziegler auch vermittels der Zeitung dankte. Ziegler hat dann weitere Schauflüge sowohl in Schäßburg als auch in Hermannstadt vorgenommen. Auch ausländische Publikationen berichteten über den sächsischen Flugpionier und seine Leistungen.
Die in der Ausstellung vorgestellten Piloten die im Zweiten Weltkrieg im Einsatz standen und Heldentaten vollbrachten, sind ebenfalls per Schautafeln vorgestellt. Aber auch persönlich tat dieses die Tochter von Dan Valentin Vizanty, Ana Maria die sich auf die Tätigkeit ihres Vaters bezog, aber auch auf den Einsatz vom Präsidenten Frankreichs Charles de Gaulle der bei seinem 1968 erfolgten Besuch in Rumänien, Ceausescu nach Vizanty und General Teodorescu fragte die nicht mehr aktiv sein konnten, Gefängnisjahre verbracht hatten. So konnten beide nach etwa einem Jahr das Land verlassen und in Frankreich ein gesichertes Lebensalter verbringen.
Traian Dumbraveanu geht seinen Forschungen konsequent nach, bedauert nur dass in Kronstadt nur noch sehr wenig Archivmaterial aufzutreiben ist, dass es hier kein Fachmuseum gibt, wobei einschließlich der Komponist Jacob Muresanu einen Schwiegersohn hatte , Eugeniu Pârvulescu (1900 – 1979) der Pilot war. Bei verschiedenen Tagungen geht Dumbraveanu in Referaten auf die Kronstädter Fluggeschichte ein, arbeitet mit Organisationen der Veteranen, der hiesigen Flugakademie „Henri Coanda“ zusammen. Kürzlich wurde in Tecuci ein modernes Museum des Flugwesen eröffnet, leider nicht auch in Kronstadt. Und der neue Internationale Flughafen von Kronstadt würde es auch verdienen, den Namen eines dieser bekannten Kronstädter Flugüpioniere zu tragen. Gedacht sei an Albert Ziegler, Iosif Silimon als Flugzeugbauer oder dem Kosmonauten Dumitru Prunariu.
Dieter Drotleff
Albert Ziegler wird den Besuchern in der Ausstellung vorgestellt in der auch die Überreste des restaurierten Flügels des Flugapparates zu sehen sind, mit dem er am 23. Oktober 1913 (nicht 21.) abgestürzt ist. Foto: Wolfgang Wittstock.
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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