„...unter der Glasglocke“
20.06.19
Utta Siegrid König wartet mit neuem zweisprachigen Kurzlyrikband auf
Eine besondere literarische Gattung, die der Kurzlyrik mit Haibun- und Haiku-Gedichten wird schon seit mehrerer Jahren von der in Piatra Neamt lebenden Autorin Utta Siegrid König erfolgreich praktiziert. Kürzlich erschien ihr elfter Band, in dem sie sich nicht nur sprachlich aber auch künstlerisch begabt erweist, da sie ihre Bücher meist auch selbst illustriert. Auch die Form dieser Neuerscheinungen ist unterschiedlich von Miniaturexemplaren bis zum A5 Format, als Album mit Cover Einband oder mit trennbaren Reproduktionen ihrer Aquarelle die diese bibliophilen Besonderheiten ergänzen. Meist zwei oder auch mehrsprachig, wenden sich diese Raritäten an einen Leserkreis der eine besondere Vorliebe für derartige Erscheinungen zeigt. Auch unsere Wochenschrift gelangte gelegentlich in Besitz einiger dieser Werke , die wir auch vorstellten, schon da sie zweisprachig rumänisch und deutsch erschienen sind. Der Grund dafür ist der deutsche Ursprung der Autorin, die die 1943 in deutschen Posen , heute Poznan in Polen, geboren und in die rumänische Stadt Piatra Neamt verschlagen wurde, wo sie auch heute lebt. Somit ist sie der deutschen Sprache nicht mehr so gewandt, das deutsche Lektorat und Korrektur wird von anderen Fachkräften vorgenommen, was aber nicht immer einwandfrei geschieht. Utta Siegrid König hat in Suceava die Realabteilung des „Stefan cel Mare“-Lyzeums und die Technische Architekturschule (1961 – 1964) in Bukarest absolviert. Daher auch ihre künstlerische Ausbildung, wobei sie auch das Layout ihrer Bücher sichert die im Verlag „Cetatea Doamnei“ in Piatra Neamt“ erscheinen.
Haiku ist eine traditionelle japanische Gedichtform, die heute in der ganzen Welt verbreitet ist. Das Haiku ist die kürzeste bekannte Lyrikform und ist seit den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts besonderes gefragt. Im Deutschen werden Haiku meist dreizeilig geschrieben. Und Haibun ist eine lyrische Mischform der japanischen Literatur, eine knappe , von subjektiven Eindrücken durchzogene Skizze in der meist gegen Ende ein Haiku eingeschlossen ist, und dadurch die Beschreibung lebendig und unterhaltsam wird.
In der Motivation zu ihrem ebenfalls zweisprachig, nun aufliegenden Band „...sub clopotul de sticla/...unter der Glasglocke“, erläutert sie, wie sie sich entschloss, diesen Band herauszubringen. Dabei ging sie von einem deutschen Kalender mit Aphorismen aus den sie im Nachlass ihrer Mutter fand. Diese bewogen sie diese nicht nur in rumänischer Fassung nachzudrucken, sondern gaben ihr weitere Gedankenanstöße. „Verurteile niemand bevor du in seiner Lage warst“, „Das schwerste für den Menschen ist Selbsterkenntnis“, „Nicht die Hülle, sondern der Inhalt sei dir maßgebend“, „Wer sich nicht selbst beherrscht, den beherrschen andere“ sind nur einige wenige Beispiele von Aphorismen die aus dem Kalender der kurz nach dem Zweiten Weltkrieg oder sogar in dessen Jahren erschienen ist. Diese hat sie jeweils in vier Gruppen der Monate eines Jahres gegliedert. Nach je einer Gruppe von drei Monaten, fügt sie Einzeiler ein , „Gedichte in einem Vers“ die sie beispielsweise dem Regenbogen und dessen Farben widmet. Regenbogen I „In der Seele und im Leib die Heiterkeit der Wölbung“ wobei Gelb I „Von Blumen auf dem Feld vermehrt – die Sonne“ und dann Gelb II, „Schmetterlingspaare über den Ringelblumen...“, und beim Morgengrauen „Von Zweig zu Zweig - die ganze Sinfonie“. Dann bietet sie durch Haibun Sequenzen an Hand von SMS kurze Eindrücke einer Bukarest – Paris - Berlin Reise. Auf diese Art schildert sie auch die vier Jahreszeiten. Und wieder als Haiku „Unter den beeilten Schritten ein länglich metallischer Klang – Herbstblätter“, oder „Der erste Schnee - in der Luft entfesselt die Kindheit“. Für die Mutter „Das erste Schneeglöckchen auf den Gehsteig gezeichnet – zum Muttertag“, „Schwebende Wolken - aus ihren blauen Augen hat sich der Himmel erleuchtet“, „In der alten Schublade - zwischen ihren Sachen auch heute die Wärme“.
Die Verfasserin hat auch diesen Band mit der eigenen Illustration versehen, wobei sie die Bilder auf zwei Seiten manuell für den Kalenderteil erschaffen hat. Die dafür erforderlichehn Blätter hat sie lange vorher gepresst und dann bemalt. Auf dem Titelblatt des Bandes ist die Autorin auf einem Lichtbild aus der eigenen Sammlung zu sehen...und dann im Inneren auf über 200 Seiten sind die Texte zu lesen und zu genießen.
Dieter Drotleff
Zu: Utta Siegrid König, „...sub clopotul de sticla/...unter der Glasglocke“, Verlag „Cetatea Doamnei“, Piatra Neamt, Str. Mihai Eminescu 12, Telef. 0233.21.99.27
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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