Vor 50 Jahren
31.05.18
Patrascanus Rehabilitierung sorgte für Aufsehen und Hoffnung
Im Mai 1968 war über die Geschehnisse in Rumänien und in der Welt viel zu berichten. Charles de Gaulles war auf Staatsbesuch in Bukarest; Nicolae Ceausescu besuchte Jugoslawien. Der Vietnam-Krieg hatte für internationale Proteste gesorgt. Studenten-Unruhen in Frankreich und Deutschland sollten noch Jahrzehnte später als Wahrzeichen der 68-Generation gelten. In der Karpatenrundschau die der internationalen Politik aus der Sichtweise der kommunistischen Partei genügend Raum widmete, ist folgender Bildtext zu einem Foto das einen Polizeieinsatz in Westberlin zeigt zu lesen: „Der Kampf der Westberliner Studenten ist noch jedem frisch im Gedächtnis. Unser Bild zeigt den Kurfüstendamm auf dem kürzlich 3000 demokratische Studenten gegen das Attentat an Dutschke und gegen die Hetzpresse Springers demonstrieren – und die Westberliner Polizei, die an Brutalität nichts zu wünschen übrig ließ.“
Nach der Festnummer zum 1. Mai (in der, als Kuriosität, aus der „Kronstädter Zeitung“ und dem „Siebenbürgisch-Deutschem Tageblatt“ aus dem Jahre 1905 das Rezept einer „Maikäfersuppe“ vorgestellt wird) folgt eine Sondernummer (Nr. 10 vom 30. April) dessen 12 Seiten ausschließlich von den Arbeiten des Plenums des Zentralkomitees der RKP berichten, einschließlich den ungekürzten seitenlangen Reden des „Genossen“ Nicolae Ceausescu. Es ging dabei auch um die Rehabilitierung einiger Parteifunktionären wie Lucretiu Patrascanu und Stefan Foris. Das Thema wurde auch auf der Versammlung des Parteiaktivs des Kreises Kronstadt behandelt. Erster Sekretär des Kronstädter Kreisparteikomitees war Gheorghe Pana. Klargestellt wurde, dass der Prozess gegen Patrascanu „vorbedachter Mord“ gewesen sei. „Die Bestrafung von Alexandru Draghici ist berechtigt; er hat das Innenministerium in ein Lehnsgut verwandelt, hieraus verübte er Missbräuche und Willkürakte gegen zahlreiche Partei- und Staatskader.“ Heute wissen wir, dass Ceausescu diese Rehabilitierung ausnutzte um seine Machtposition zu festigen und dass er nichts aus den angeprangerten Missständen gelernt hat.
Auf den Kulturseiten sind interessante Interviews zu lesen unter anderen auch mit Eckart Schlandt nach seiner Gastspielreise durch die Bundesrepublik Deutschland und Holland („Meister des Orgelspiels“). Ausstellungsbesprechungen, Theater- und Filmchroniken, Rundtischgespräche, Auszüge aus Werken rumäniendeutscher, rumänischer und internationaler Autoren, Gedichte, Rezensionen stehen für eine bemerkenswerte Vielfalt. Auch die sächsischen Ensembles (Blasmusik, Volkstanz, Laientheatergruppen) des Burzenlandes werden in einer Reportage von Heinz Draser („Singendes, klingendes Burzenland“) gewürdigt in der deren Aufführungen in mehreren Ortschaften ( Neustadt, Rosenau, Marienburg, Zeiden) beschrieben werden. So widerspricht der Verfasser dem einleitend angeführten Klischee über die Burzenländer: „Man sagt über die Burzenländer, sie seien mit der Axt aus dem Wald gehauen. Klobig seien sie und mürrisch, schwierig und kühl. Sie seien wortkarg und es wäre schwer, mit ihnen warm zu werden. Es fehle ihnen die Leichtigkeit des Weinländers, dem das Herz mit dem Lied auf den Lippen sitze.“
Neben Reportagen über die großen sozialistischen Baustellen (z.B. die Arbeiten an den Wasserkraftwerken beim Eisernen Tor an der Donau und am Lotru) wird aber auch auf die nahende Urlaubssaison an der Schwarzmeerküste nicht vergessen. Willi Zeidner berichtet darüber in der Reportage „Plantschbeginn am Pontus Euxinus“. Dort ist auch folgender lustiger Bildtext zu einem typischen Strandfoto zu finden: „Ein kleines Fleckchen Sonnenatelier in Eforie Nord. Mit viel Öl und etwas Geduld beschaffen sich die Pontusplantscher die nötige Farbe für ein Urlaubsalibi.“
Ralf Sudrigian
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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