Vor 50 Jahren
07.05.20
Verheerende Überschwemmungen
Heute, wo die durch den neuen Coronavirus verbreitete Pandemie unseren Alltag dramatisch eingeschränkt und die Wirtschaft durcheinander gebracht hat, fällt ein redaktioneller Beitrag in der KR 15 vom 10. April auf. Er trägt den Titel „Grippe – ein Fremdwort“ und erscheint in einer „Blick ins XXI. Jahrhundert“ benannten Reihe. Der damalige Optimismus in Zusammenhang mit zukünftigen Errungenschaften der Wissenschaft im Gesundheitsbereich war grenzenlos. Der Artikel endet wie folgt: „Für die Zukunft nimmt man an, dass dem Menschen durch einen harmlosen Eingriff eine Kapsel implantiert wird, die dem Körper eine ständige Virenabwehr sichert. Also werden die meisten Krankheiten – wahrscheinlich auch Krebs – im Jahre 2000 der Vergangenheit angehören.“
In der letzten Maidekade kam es vor allem in Siebenbürgen und in der Moldau zu verheerenden Überschwemmungen ausgelöst durch lang anhaltende Regenfällen begleitet gleichzeitig von plötzlichen Schneeschmelzen in den Karpaten. Die KR 21 vom 22. Mai berichtete in einem redaktionellem Beitrag („Menschen im Kampf mit der Flutkatastrophe“) ausführlich über diese dramatischen Ereignisse mit der Bemerkung „...seit Menschengedenken kann man sich am Karpatenring an eine Naturkatastrophe mit solch verheerenden Ausmaßen nicht erinnern.“ Erwähnt wird auch der Name des Schäßburger Fräsers Otto Lurtz (34) durch dessen Einsatz rund 60 Menschen aus den Fluten gerettet werden konnten: „Er kämpfte mit seinem Kahn waghalsig gegen die Fluten an, auch nachdem er sich dessen bewusst geworden, dass sein eigener Vater (welche ironische Härte des Schicksals!) nicht mehr zu retten sei.“
Eine Woche später folgt eine ausführliche Berichterstattung aus den Überschwemmungsgebieten (Ludus und Schässburg) unter dem Titel „Mit euch – für euch“ geschrieben von Alfred Wagner und Hans Schuller. Auf den drei Seiten dieser Reportagen sind Schwarz-Weiß-Fotos zu sehen die einen Eindruck vom Ausmaß der Überschwemmungen aber auch von den Aufbauarbeiten und der Hilfsbereitschaft der Bevölkerung (Bildtext: „Andrang beim CEC-Schalter: Schüler buchen fürs Hilfskonto 2000“) vermitteln. Ein Detail: Die Redaktion vermeidet in diesem Fall das Übliche „Fortsetzung auf Seite …“ mit der Formel „Bitte umblättern“.
Frieder Schuller übersetzt ein Gedicht von Adrian Paunescu („Schmerzenstage, der Menschlichkeit Tage“) in dem auch auf den Helden Otto Lurtz Bezug genommen wird. Auf Seite 1 sind zwei Kommentare zu dieser Tragödie zu lesen. Hannes Schuster beschreibt das Ausmaß der Katastrophe: „Ich sah die zweimal schwer getroffene Stadt Schäßburg. Ich sah ihre noch geöffneten Wunden, die Eingeweide der Häuser herausgerissen und in den zähen Schlamm getreten. Ich sah verstörte Gesichter mit den Spuren dumpfer Angst und des Todes. Ich sah die Anstrengungen von hundert und hundert Menschen, den Alltag wieder hineinzustellen in entstellte Straßen, Wohnungen und Betriebe. Ich sah das alles und kann es keinem erzählen. Ich werde es noch viele Jahre herumtragen mit mir.“ Georg Scherg geht auf die seelische Not ein, die vielleicht schmerzhafter ist als die materiellen Verluste: „Von einer Hypnose, aus einem Alptraum kann man erwachen – aber wenn dieser Alptraum konkretes Erleben, nackte grauenvolle Wirklichkeit ist, die im Augenblick die ganze Habe, oft den Ertrag eines Lebens, in ungezählten Fällen das Leben selbst fortrafft, so geht das über menschliche Vernunft.“ In der ersten Juni-Ausgabe ist die KR (S. Frieder) in Galatz/Galati mit einer Reportage vor Ort die den Kampf der Stadt gegen die drohende Donau-Flutwelle beschreibt.
Die KR setzt in den Monaten April und Mai die Berichte fort die den KR-Kulturabenden gewidmet sind. Solche gab es in Ortschaften wie Bulkesch, Schirkanyen, Tartlau, Urwegen, Weidenbach, Mühlbach, Petersdorf, Hatzfeld oder Fogarasch.
Die Heimatkunde ist mit Beiträgen zur älteren Geschichte gut vertreten, zum Beispiel ein Auszug mit dem Titel „Rangstreit in Heldsdorf“ aus einer von Ernst Rothbächer verfassten Monographie seiner Heimatgemeinde. Ungewöhnlich ist ein nicht gezeichneter Beitrag auf der letzten Seite der KR Nummer 14. Da geht es um „Die Hexen von Schaas. Versuch einer Wiederaufnahme der in Schäßburg 1695 verhandelten Hexenprozesse“. Dem Vorspann dieses mit einer Zeichnung von Eduard Siegel illustrierten Artikels kann man entnehmen, dass dieser Versuch, Heimatgeschichte auf eine leicht verständliche, attraktive bis zu sensationslüsternen Art an den Leser zu bringen auf Dokumente aus dem Kronstädter Staatsarchiv fußt. Die KR beginnt ab derselben Nummer mit einer Reihe von Kurzbeschreibungen zu „Seltene Pflanzen unserer Heimat“ verfasst von Heinz Heltmann, gelegentlich illustriert mit Zeichnungen von Harald Meschendörfer.
Ralf Sudrigian
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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