Was passiert mit den Kronstädter Bahnhöfen?
05.12.19
Was passiert mit den Kronstädter Bahnhöfen?
Tausende von Fahrgästen treffen täglich am Kronstädter Bahnhof ein. Manche von ihnen sind ausländische Touristen. Da es weder einen Flughafen noch eine Autobahn gibt und man auf dem überfüllten DN1-Nationalweg stundenlang im Stau stehen muss, bleibt die einzige anscheinend gute Variante eine Fahrt mit dem Zug. Doch auch diese erweist sich nicht immer als gute Idee. Das Bahnhofsgebäude ist schmutzig, die Fassaden bröckeln, bei jedem Schritt wird man von Bettlern verfolgt, die Kassiererinnen sind unfreundlich, die Toiletten sollte man besser nicht betreten, der Tunnel, der in den Tractoru-Park führt ist dunkel und stinkt. Der Kronstädter Bahnhof ist kein Ort, an dem man sich lange aufhalten möchte.
Der Bartholomäer Bahnhof umso weniger. Hier halten täglich Personenzüge, die nach Z²rne{ti und Hermannstadt fahren. Doch der Geruch im Wartesaal ist kaum auszustehen, in der Nacht ist das Gebäude ein Unterschlupf für Obdachlose und die Bahnsteige sehen wie nach einem Bombenangriff aus.
Die Bahnhöfe in Kronstadt befinden sich zurzeit im Besitz des Verkehrsministeriums, sodass die wiederholten Bemühungen der Kronstädter Lokalbehörden, das Gebäude in Besitz zu nehmen und zu sanieren, fehlgeschlagen sind. Doch die Bemühungen gehen weiter, nach fünf Jahren Versuchen. Es bestehen mehrere Modernisierungspläne, so dass es möglich ist, dass Kronstadt in ein paar Jahren einen Bahnhof hat, wie es sich für eine europäische Stadt gehört.
Bartholomäer Bahnhof wird saniert
Eine gute Nachricht gibt es doch: die Eisenbahnbehörde CFR hat vor, das Image des Bartholomäer Bahnhofs verändern. Vor Kurzem wurde ein Vertrag im Wert von 125.000 Lei mit der Bukarester Firma Consis Proiect unterzeichnet, damit die Bahnsteige modernisiert werden. Auch im Falle des Hauptbahnhofs gibt es eine Finanzierung aus Europäischen Mitteln (über 3 Milliarden Lei). Das Geld ist auch für die Modernisierung der Bahnabschnitte Kronstadt-Geist und Katzendorf-Schässburg vorgesehen. Doch die Auktion ist noch nicht beendet und es besteht die Gefahr, dass sie annulliert wird.
Im Falle vom Hauptbahnhof passiert weiterhin nichts Konkretes. Letztes Jahr führten die Verwalter ein „Verschönerungsprojekt“ durch: eine riesige Malerei auf den Wänden hinter der Anzeigetafel. Gezeigt werden die bekanntesten touristischen Attraktionen der Stadt unter der Zinne: der Marktplatz, das Rathaus, das Waisenhausgässer Tor, die erste rumänische Schule. Laut Vorstand der Eisenbahnbehörde CFR Kronstadt sollte auf diese Weise das 100-jährige Jubiläum der Vereinigung Siebenbürgens mit dem Königreich Rumänien gefeiert werden. Das Problem ist jedoch, dass das Bahnhofsgebäude weiterhin schmutzig und überhaupt keine schöne Visitenkarte für die Stadt ist.
Rolltreppen, unterirdischer Parkplatz und Cafes
Der Plan der Lokalbehörden ist, falls sie die Verwaltung der Bahnhöfe übernehmen, auch andere Projekte durchzuführen. Darunter die Einrichtung eines modernen Terminals für den öffentlichen Busverkehr und eines unterirdischen Parkplatzes. Es wurde schon eine 3D-Simulation für dieses Modernisierungsprojekt angefertigt. „Es würde sehr viel für das Image des Bahnhofs bedeuten. Erstens wird der Zugang viel leichter sein, weil man Rolltreppen und einen Fahrstuhl anbringen wird. Der Bahnhof aus Krakau, Polen, diente als Beispiel. Wir bemühen uns weiterhin, einen Weg zu finden, damit wir mit CFR und dem Transportministerium zusammenarbeiten können“, erklärte Bürgermeister George Scripcaru. Laut diesem Konzept werden sich die Ticketschalter in der erste Etage des Bahnhofsgebäudes befinden. Ebenfalls in der ersten Etage werden die Reisenden ein breites Angebot an Restaurants und Cafes finden. Der Zugang zu den Bahnsteigen wird auch von der ersten Etage erfolgen.
Für CFR scheint der Kronstädter Bahnhof jedoch nicht wichtig zu sein. Die Eisenbahngesellchaft hat vor Kurzem bekanntgegeben, dass man 23 Bahnhöfe in Rumänien sanieren wird. Darunter Ploie{ti Vest, Sinaia, Fogarasch oder Vatra Dornei. Der Bahnhof aus der Stadt unter der Zinne befindet sich nicht auf der Liste. Der Kronstädter Hauptbahnhof ist einer der wichtigsten Verkehrsknoten im Land. Jeden Tag halten über 150 Züge hier, viele von ihnen sind internationale Züge. Vor fast 60 Jahren , im August 1962, lief hier der erste Zug an. Damals galt er als der schönste und modernste Bahnhof landesweit. Heute ist er vielleicht der hässlichste.
Elise Wilk
Vor einem Jahr wurden die Wände des Kronstädter Bahnhofs bemalt. Es sollte ein Verschönerungs-Versuch sein, doch das Gebäude bleibt weiterhin schmutzig. Foto: die Verfasserin
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
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