Was wird weitergegeben?
30.10.08
Siebenbürgischer Lehrertag zum Thema Traditionen
Der 18. Siebenbürgische Lehrertag, der am Samstag in Kronstadt, beim Honterus-Lyzeum abgehalten wurde, war dem Thema „Traditionen an den deutschsprachigen Kindergärten und Schulen in Siebenbürgen“ gewidmet. In der Einladung zur Veranstaltung hieß es: „Ziel des Lehrertages soll es sein, sich darüber Gedanken zu machen, inwieweit auch an unseren Kindergärten und Schulen ältere Traditionen weitergegeben werden und neue entstehen.“
Bereits der erste Lehrertag (1991) behandelte eine Fragestellung die auch mit Traditionen in Verbindung steht. Damals ging es um die Suche nach einer neuen Identität.
Bei der abschließenden Diskussionsrunde in der Aula der Honterusschule wurden die wichtigsten Schlussfolgerungen vorgestellt, die in den einzelnen Arbeitsgruppen gezogen wurden. Dabei ging es um eine Definierung des Begriffes Traditionen, der manchmal auch als „leere Hülse“ verwendet wird. Der Schule (und auch dem Kindergarten) kommt es zu, neben Familie, Kirche, Vereinen wie Chöre oder Tanzgruppen, Traditionen zu wahren und fortzuführen. Von den Schulanstalten in deutscher Unterrichtssprache erwarte man etwas Besonderes, was oft den Unterschied zum rumänischen Allgemeinunterricht bedeute. Das ist in erster Linie die deutsche Sprache. Die Bedeutung der Traditionen ist, (wenigstens laut Ergebnisse einer Umfrage unter Eltern der größtenteils rumänischen Honterusschüler) nicht ausschlaggebend bei der Auswahl der Schule. Oft werden Werte genannt, die altmodisch als „deutsche Tugenden“ bezeichnet werden könnten (Pünktlichkeit, Disziplin, Fleiß, Ordnung), die aber nicht Traditionen im Sinn von Sitten, Brauchtum sind. Das Zusammengehörigkeitsgefühl, die Einstellung zur Arbeit, sind weitere Beispiele von Werten von denen viele erwarten, dass sie in solchen Schulen „miterzogen“ werden. Es wurde unterstrichen, dass die Schule nicht allein das Aneignen von Kenntnissen verfolgen soll. Prof. Philippi begann sein Referat mit dem semantischen Unterschied der Begriffe Erziehung und Bildung. Das Formen einer Persönlichkeit, eines Menschen mit sozialen Kompetenzen bedeutet mehr als nur „Wissen“; nicht nur Kenntnisse sondern auch Werte müssen im Schulunterricht vermittelt werden.
So genannte „neue Traditionen“ wurden nur am Rande angesprochen. Neue Tradition sei, so einigte man sich in einer Gruppe, alles was zum dritten Mal nach demselben Muster abläuft. Alte Traditionen wahren oder neue Wege wagen? Die Antworten auf diese Frage hängen oft von der konkreten Situation an einer Schule oder in einer Ortschaft ab. Traditionen sind oft zeitgebunden und auf Manches kann oder muss man verzichten. Schulfeste werden auch von Eltern erwünscht und unterstützt. Die Zeiten der Schülerverwaltung („Coeten“) sind aber für immer vorbei. Schuluniformen bedeuten ein Stück Tradition, wie auch Klassenausflüge, Sportwettkämpfe, Schullager, Fasching, Weihnachtsbasar der Schüler, Laternenfest usw. Unterstrichen wurde, dass in Zukunft die Rolle der Eltern wie auch der Kommunen, in Bezug auf die Gestaltung des Schulunterricht wachsen wird, weil auch ihre Erwartungen höher liegen. Um ihnen zu entsprechen, braucht man gute Lehrer… und auch Erfahrungs- und Meinungsaustausche wie sie seit 18 Jahren in Form der wieder aufgenommenen Tradition der siebenbürgischen Lehrertage gepflegt werden.
Ralf Sudrigian
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