Wer hilft in der Isolation?
02.04.20
Verschiedene Initiativen in Kronstadt für Alte und Kranke
Seit dem 16. März wurde Notstand in Rumänien dekretiert und man darf die Wohnung nur unter bestimmten Umständen verlassen. Besonders für ältere Leute, für Kranke, für immobilisierte Menschen wird es schwierig, sich mit Lebensmitteln und Medikamenten zu versorgen. Daher haben sich Netzwerke gebildet, die diesen Leuten entgegenkommen.
Mehrere Initiativen in Kronstadt
In Kronstadt gibt es mehrere Initiativen, um den bedürftigen Personen in dieser Krisenzeit helfen. Den Gemeindegliedern der Evangelischen Kirche A.B. Kronstadt (Honterusgemeinde) beispielsweise steht die Telefonnummer des Pfarramts (0268.511.824) zwischen 8 und 16 Uhr zur Verfügung. Wenn sie hier anrufen und ihre Bedürfnisse angeben, werden diese weitergeleitet und freiwillige Helfer aus der Gemeinde erledigen die notwendigen Einkäufe und bringen sie den Leuten, die ihre Häuser nicht verlassen können, kostenlos nach Hause. Nicht nur Arznei- und Nahrungsmittel werden geboten. Mit anderen Leuten zu spechen ist für alleinstehende Personen insbesondere in diesen Zeiten, wenn sie niemanden treffen dürfen, sehr wichtig. Somit wird auch in diesem Bereich Hilfe angeboten.
Auch das Demokratische Forum der Deutschen in Kronstadt bietet Hilfe an. Wenn jemand nicht selbst einkaufen möchte oder kann, oder aus gesetzlichen Gründen in der eigenen Wohnung bleiben muss (Quarantäne oder 14 Tage Isolation), kann er sich bei binder.paul@gmail.com oder robert.e.marian@gmail.com melden, um Unterstützung zu verlangen. Auch werden Forumsmitglieder gebeten sich zu melden, wenn sie hilfebedürftige Personen kennen. Dieselben Mailadressen gelten auch für Volontäre, die helfen möchten.
Einsatzzentrale
„Va ajutam din Brasov“ heißt eine andere Initiative, die Kronstädtern über 65 Jahren in diesen Tagen unter die Arme greift. Ausgehend von der Nichtregierungsorganisation „Ingrijiri la domiciliu“, ist eine gut organisierte Bürgerinitiative entstanden, die mittlerweile rund 250 Freiwillige zählt. Die Aufgaben sind aufgeteilt: Empfang der Anrufe, Zentralisieren der Informationen, Logistik, Einkäufe von Lebensmitteln, Einkäufe von Medikamenten sowie psychologische Betreuung. Unter der Leitung der Initiatorin Flavia Boghiu sind Menschen aus allen möglichen Bereichen und Ländern freiwillig im Einsatz, um ein automatisiertes, übersichtliches und effizientes System für die Zinnenstadt aufzubauen. 15 Betreiber nehmen die steigende Anzahl von Anrufen in einem eigens dazu entwickelten Call Center in Empfang. Mit dieser Struktur, die im virtuellen Bereich immer sichtbarer wird, steigt nun auch das Vertrauen der Senioren die hier anrufen und sicher sind, dass ihnen tatsächlich geholfen wird.
„V² ajut²m din Brasov“ arbeitet zusammen mit dem Bürgermeisteramt, die Volontäre die direkten Kontakt zu den Senioren haben erhalten Ausweise von der staatlichen Institution.
„Die Leute die helfen, sind jene die în dieser Zeit nicht passiv bleiben können.
Sie fühlen den Drang, zu helfen“ sagt Boghiu, die die Initiative ins Leben gerufen hat. Genaue Angaben, wie sie sich selbst und die Personen, denen sie helfen, vor der Ansteckung mit dem Covid-19 schützen können, sowie Schutzmaterial erhält jeder Freiwillige.
Auch wird 30 Personen, die entweder bei Kantinen zu Mittag aßen, oder von Helfern die über 65 Jahre alt sind abhingen, täglich eine warme Mahlzeit nach Hause gebracht. Das Mittagessen wird von mehreren Restaurants gestiftet.
Da in den letzten Tagen auch Falschnachrichten im Internet verbreitet wurden, über alte Personen die weinend vom Fenster schreien ,sie hätten nichts zu essen, machen die Initiatoren einen Aufruf, die Einsatzzentrale ( Telefon: 0724.084.169) anzurufen, um Situationen anzumelden, wo Personen wirklich Hilfe brauchen. Die Organisation, in Zusammenarbeit mit den Lokalbehörden, wird die Bedürftigen aufsuchen und ihnen helfen.
Da diese Bürgerinitiative unter dem Schirm einer Nichtregierungsorganisation funktioniert, ist sie auf Spenden angewiesen. Essentiell ist der Ankauf von Masken, Handschuhen und Desinfektionsmitteln.
Kuriere im Einsatz
“Helden sind nur die Ärzte, die sich der Krankheit direkt aussetzen“ sagt Ionut Stiftler, Kurier bei einem der größten Kurierunternehmen des Landes. Der 26-jährige arbeitet seit Jahren bei der Firma und sieht seinen Arbeit auch in Zeiten des Coronavirus als Dienst, nicht etwa als Heldentat, wie es in manchen Quellen im Internet angegeben wird. Zwar muss er etwas mehr Pakete austragen als vor dem Ausbruch der Pandemie, doch sei die Arbeit leichter, im Sinne dass die Straßen leer sind und überall freie Parkplätze stehen. Die Bestellungen der Menschen haben sich geändert, „sie kaufen nicht mehr Kleider, Elektro- und Haushaltsgeräten, sondern vor allem das Allernötigste: Konserven mit Lebensmitteln und Wasserpackungen, die von großen Einkaufszentren bestellt werden.
„Selbstverständlich haben wir auch Angst, aber wir müssen uns nicht von ihr überwältigen lassen“ erklärt der junge Mann. Zwar bekommt er täglich eine Maske, Handschuhe und Desinfektionsmittel von seiner Firma, doch Maske und Handschuhe trägt er nicht. Auch viele der Kunden tragen keine Schutzmaßnahmen, bezahlen ihn in Bar. Gleichzeitig erzählt Ionut auch von Fällen, wo ihm das Geld in Papiertaschentüchern überreicht wird, oder er gebeten wird das Paket vor dem Haus stehen zu lassen, um den direkten Kontakt zu vermeiden. „Ich verstehe sie alle“ sagt der Kurier lächelnd. Im Juni wollte er heiraten, musste die Hochzeit nun verschieben.
Mehrere Lokalproduzenten und Restaurants bieten häusliche Lieferung. Frisches Gemüse, sowie andere Einkäufe liefern beispielsweise auch Kuriere der Firmen Glovo oder Food Panda, die mit dem Fahrrad unterwegs sind.
Laura Capatana-Juller
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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